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Regionalzug über die Grenze: Derzeit wird nur die Tingleff-Lösung verhandelt

Regionalzug über die Grenze: Derzeit wird nur die Tingleff-Lösung verhandelt

Zug über die Grenze: Derzeit wird nur über Tingleff geredet

Flensburg/Apenrade
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Der neue IC vom Modell Coradia Stream, hier in der niederländischen Version Foto: Marco De Swart/Ritzau Scanpix

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Verwirrung um Züge nach Flensburg: Presseagentur meldet ein DSB-Dementi – ihre Züge könnten durchaus nach Deutschland fahren. Doch es geht um ganz andere Züge. Laut Nah.SH wird derzeit auch gar nicht darüber verhandelt, dass Flensburg nach 2028 weiter als DSB-Zielbahnhof fungieren soll.

Verwirrspiel um die Züge über die Grenze: Nachdem in dänischen Medien berichtet wurde, dass die Dänischen Staatsbahnen (DSB) auch nach 2028 nach Flensburg (Flensborg) fahren können, stellt „Nah.SH“ in einer Antwort an den „Nordschleswiger“ klar: Es wird derzeit nur über die Lösung verhandelt, dass die deutsche Seite mit dem Regionalzug RE7 Hamburg-Flensburg künftig bis nach Tingleff (Tinglev) in Nordschleswig fährt.

„Die Länder Dänemark und Schleswig-Holstein verhandeln nur über grenzüberschreitenden Nahverkehr. Dabei ist das oben genannte Angebot das einzige, das derzeit noch diskutiert wird“, so Nah.SH-Sprecherin Ina Michael.

Seidler appelliert an die Verantwortlichen

Soll heißen: Der Wunsch von Stefan Seidler (SSW) und anderen in Südschleswig, dass die DSB auch nach der Umstellung auf die neuen Züge weiter zumindest im Zwei-Stunden-Takt Flensburg mit dem IC aus Kopenhagen ansteuern, liegt derzeit, wie berichtet, nicht auf dem Verhandlungstisch.

Deshalb die dringlichen Appelle Seidlers an die regierende Politik. Nun müssten alle Beteiligten „in Kopenhagen, Kiel und Berlin die Ärmel hochkrempeln und das Problem lösen“, so Seidler kürzlich in „Flensborg Avis“.

Missverständnis? DSB dementieren Bericht

Die dänische Nachrichtenagentur „Ritzau“ hat derweil am Mittwoch eben jenen Artikel zitiert, in dem der Bundestagsabgeordnete schildert, wie und weshalb er sich dafür einsetzt, dass es ab 2028 doch noch Regionalzüge von dänischer Seite mit dem Zielbahnhof Flensburg geben wird.

Kurz nach Veröffentlichung dann eine neue Überschrift: „DSB dementieren Behauptungen über Zugprobleme an der Grenze zu Deutschland“.

Es würde „keine Probleme geben, mit den eingekauften Zügen zwischen Deutschland und Dänemark zu fahren“, so ein DSB-Sprecher.

Später am Nachmittag wird nachgelegt: Zwar solle das in Frankreich eingekaufte Zugsystem (die IC5, um die es sich dreht) nur innerhalb Dänemarks fahren. Doch auf den internationalen Strecken in Deutschland würde ein Zugsatz eingesetzt werden, der in Spanien bestellt wurde und von deutschen Siemens-Loks gezogen wird und der bereits im Einsatz sei.

Äpfel und Birnen vermischt

Das Problem: Weder „Ritzau“ noch DSB machen darauf aufmerksam, dass die spanischen Triebwagen ausschließlich für den „großen“ internationalen Verkehr eingesetzt werden. Also zum Beispiel auf der Route Kopenhagen-Hamburg, die derzeit noch auch durch Flensburg führt.

Doch um den Zug geht es gar nicht – sondern um den alle zwei Stunden zwischen Kopenhagen und Flensburg (und umgekehrt) fahrenden Regionalzug.

Für diesen werden die neuen französischen Triebwagen nicht eingesetzt werden können – DSB-Dementi hin oder her. Und auch um die Dieselzüge, die bereits über die Grenze bis nach Hamburg fahren, geht es nicht. In den Worten der Nah.SH-Sprecherin Michael: „Die eigenwirtschaftlichen Fernverkehre zwischen Aarhus und Hamburg sind gesondert zu betrachten und nicht Teil der Verhandlungen.“



Derzeit wird ausschließlich über Tingleff-Hamburg verhandelt

Und wie steht es in den Verhandlungen? Dazu schreibt sie: „Derzeit liegt Dänemark ein Angebot vor, dass zukünftig die Linie RE 7 Hamburg – Flensburg alle zwei Stunden nach Tingleff verlängert wird und dort Anschluss an die Züge Sonderburg – Tingleff – Kolding vermittelt.“

Also alles so, wie bereits berichtet. Flensburg ist erst einmal aus dem Rennen als Umsteigebahnhof nach 2027.

Und wird die Lage für die Menschen in Südschleswig mit Reiseziel Dänemark denn wenigstens dadurch erträglicher, dass die deutschen Regionalzüge aus Hamburg dann stündlich statt nur alle zwei Stunden nach Tingleff fahren?

„Ob Tingleff stündlich angebunden wird, hängt von der Bereitschaft der beiden Länder ab, stündlich Züge zwischen Flensburg und Tingleff zu bestellen und dafür die entsprechenden finanziellen Mittel aufzuwenden“, schreibt Michael an den „Nordschleswiger“.

Dazu kommt, dass noch geklärt werden muss, ob die Kapazität auf dem eingleisigen Abschnitt zwischen Pattburg (Padborg) und Tingleff für einen stündlichen Takt ausreichen würde. Um das herauszufinden, so die Nah.SH-Sprecherin, müsste möglicherweise erst einmal abgewartet werden, wie viel Verkehr noch über die Route läuft, wenn die feste Fehmarnbeltquerung fertig ist – oder dass der Abschnitt Pattburg-Tingleff zweigleisig ausgebaut ist.

Für den Südschleswigschen Wählerverband (SSW) im Bundestag: Stefan Seidler (Archivfoto) Foto: Nils Baum

Seidler will wachrütteln

Der Flensburger Bundestagsabgeordnete Stefan Seidler, der für den SSW, die politische Vertretung der dänischen und der friesischen Minderheit, im Bundestag sitzt, hält die derzeit angepeilte Lösung weiterhin für einen „großen Rückschritt“.

Am Mittwochabend sagt er: „Wenn es Kopenhagen und Kiel gelingt, konstruktiv zusammenzuarbeiten, besteht noch die Chance, den grenzüberschreitenden Regionalverkehr in Jütland zu einem Erfolgsprojekt zu machen. Aber die Weichen müssen jetzt richtig gestellt werden.“

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