Auszeichnung

Das Orchester, das sich nicht unterkriegen lässt

Das Orchester, das sich nicht unterkriegen lässt

Das Orchester, das sich nicht unterkriegen lässt

Flemming Just Pedersen, Buchautor
Hadersleben/Haderslev
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Das SMUK-Orchester hat sich immer wieder erfolgreich gegen die Stilllegung gewehrt. Foto: Ute Levisen

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Autor und Journalist Flemming Just hat ein Buch über 50 Jahre mit Ehrenherzögen und -herzoginnen in Hadersleben geschrieben. Dies ist die Geschichte über Haderslebens schönstes Orchester.

50 Jahre Anerkennung

Seit 50 Jahren ernennt das Stadtfest in Hadersleben (Haderslev) – heute das Hertug Hans Festival – eine Ehrenherzogin oder einen Ehrenherzog. Darüber hat Buchautor und Journalist Flemming Just Pedersen ein Buch geschrieben. Just hat er dem „Nordschleswiger“ exklusiv drei Artikel über frühere Ehrenpreisträgerinnen und -träger zur Verfügung gestellt: Ole Olsen, die Brodersens vom Schloss Gramm und dem Orchester SMUK. 

November 2008: Einweihung des Slesvigske Musikhus am Louisevej in Hadersleben. Ein Konzertsaal für 150 Zuhörerinnen und Zuhörer, ein großer Besprechungsraum und sechs kleinere Übungsräume. Moderne Einrichtungen von Anfang bis Ende. Ein schönes und funktionelles Haus. Kosten: 20,4 Millionen Kronen. SMUK – das Slesvigske Musikkorps – jubelt. Der Bürgermeister, der Stadtrat und die Kaserne jubeln. Die Stadt jubelt. Nach gut acht Jahren Wartezeit hat SMUK endlich die Bedingungen erhalten, die das Musikkorps verdient.

Frühjahr 2010. Die Politiker auf Christiansborg verhandeln ein neues Verteidigungsabkommen. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel trifft ein Leck aus den Verhandlungen Hadersleben und Schockwellen gehen durch die Domstadt: Das Slesvigske Musikkorps soll aufgelöst werden.

Erneuter Kampf um das Überleben

Henrik Rønnow, Trompeter und ehemaliges Mitglied von SMUK, erinnert sich gut daran, wie 2010 ein weiterer Kampf für das Musikkorps begann. Ein Journalist aus Christiansborg rief plötzlich an und berichtete, dass das Slesvigske Musikkorps nicht auf einer Liste der Heereseinheiten in einem neuen Verteidigungsabkommen stand und daher aufgelöst werden sollte.

„Wir hatten uns nie vorgestellt, dass wir dieses Mal in Gefahr kommen könnten. Wir hatten ja gerade das Musikhaus bekommen“, erklärt Henrik Rønnow den Schock, den er und seine Kollegen erlitten.

Die Reaktion ließ jedoch nicht lange auf sich warten. Musikkorps, Förderverein, Kaserne, die Kommune Hadersleben und andere lokale und regionale Kräfte erinnerten sich an die Erfahrungen von vor sechs Jahren. Damals drohten die Verteidigungsverhandlungen ebenfalls damit, SMUK auszulöschen. 

Erneut wurden Unterstützungserklärungen von Bürgermeistern in Süd- und Nordschleswig gesammelt, Leserbriefe geschrieben, Lobbyarbeit in Christiansborg geleistet und Kontakt zu lokalen Parlamentsmitgliedern aufgenommen.

Henrik Rønnow spielt im Dom die Trompete. Foto: Karin Riggelsen

Musikhaus und A. P. Møller

Vielleicht war eine bestimmte Veranstaltung entscheidend dafür, dass SMUK 2010 dem Sparmesser entging. Eine Veranstaltung, bei der das neue Musikhaus am Louisevej die Hauptrolle spielte. Bei einem Treffen mit dem Verteidigungsausschuss auf Christiansborg trugen Bürgermeister Jens Christian Gjesing, stellvertretender Bürgermeister H. P. Geil, Henrik Rønnow und Chefberater Claus Dall Argumente für die Erhaltung der Kaserne Haderslev, der Flugstation Skrydstrup und des Slesvigske Musikkorps vor. 

Henrik Rønnow, der für den Fortbestand von SMUK argumentierte, stellte dem Ausschuss eine Frage:

„Wer von euch wird A. P. Møller anrufen und ihm sagen, dass das Musikhaus in Haderslev, für das er 13,6 Millionen Kronen gespendet hat, jetzt doch nicht genutzt wird?“

Das SMUK-Orchester prägt immer wieder das Haderslebener Stadtbild. Foto: Annika Zepke

Die entscheidende Frage?

Normalerweise hören sich die Mitglieder des Verteidigungsausschusses die Argumente ihrer Gäste an, ohne zwischendurch zu kommentieren. Aber Rønnows Frage brachte den konservativen Helge Adam Møller sofort dazu, aufzustehen und fast zu schreien:

„Das kann man verdammt noch mal nicht machen!“, erinnert sich Rønnow.

Ob es seine Frage und A. P. Møllers erhebliches Engagement bei der Finanzierung des Slesvigske Musikhus und damit von SMUK war, das die Entscheidung beeinflusste, bleibt eine unbeantwortete Frage.

Auf jeden Fall entging das Slesvigske Musikkorps auch 2010 einer Schließung.

 

SMUK

  • Bis 2000 hieß das Musikkorps Slesvigske Fodregiments Musikkorps. Es wurde zu Slesvigske Musikkorps (SMUK) umbenannt, nachdem das Slesvigske Fodregiment 1999 aufgelöst wurde.
  • Die Wurzeln des Musikkorps reichen bis ins Jahr 1778 zurück, ursprünglich in Gottorf in Schleswig ansässig. Es wurde später unter anderem nach Kopenhagen verlegt.
  • Nach der Wiedereingliederung Nordschleswigs in Dänemark 1920 (Genforeningen) wurde das Musikkorps 1923 nach Sonderburg (Sønderborg) verlegt.
  • 1953 zog das Musikkorps nach Hadersleben, wo es seitdem seinen Sitz hat.
  • SMUK war in jüngerer Zeit bei fast jedem Verteidigungsabkommen von der Auflösung bedroht.
  • 2004 wurde der SMUK-Förderverein gegründet, der 2024 mehr als 3.000 Mitglieder zählt.

Über den Autor

Flemming Just ist ein großer Kenner von Hadersleben. Er lebt in der Stadt, war langjähriger Redakteur bei „JydskeVestkysten“ und hat mehrere historische Bücher verfasst, darunter „Der Soldat, der nicht sterben wollte“ über die dramatischen Ereignisse in Hadersleben am 9. April 1940 und „Morgenposten und der Nachtfriseur“ über den Postraub in Hadersleben 1976. Zusammen mit Poul Erik Thomsen schrieb er auch „Die stille Tragödie“ über die Dampfschiffskatastrophe am 8. Juli 1957, bei der 59 Menschen starben.

Das neue Buch über die Ehrenherzoginnen und Ehrenherzöge kann für 149 Kronen bei Historie Haderslev oder im Buchhandel Bog & Idé gekauft werden.

 

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