Tarnkappenjet F-35

Chef des Geschwaders: Fehler können wir uns nicht leisten

Chef des Geschwaders: Fehler können wir uns nicht leisten

Chef des Geschwaders: Fehler können wir uns nicht leisten

Skrydstrup
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Oberst Kim Kinimond Jensen, Pilotenname IME, ist seit dem Sommer des Vorjahres Chef der Fighter Wing Skrydstrup. Mit circa 2.400 Flugstunden in einer F-16 zählt er zu den erfahrenen Kampfpiloten Dänemarks. Zurzeit verbringt IME allerdings mehr Zeit hinter dem Schreibtisch als in der Luft. Foto: Ute Levisen

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Seit einem halben Jahr ist Kim Kinimond Jensen Chef der Fighter Wing Skrydstrup und damit des einzigen Kampfflugzeugverbandes Dänemarks. Russlands Krieg in der Ukraine prägt auch seinen Alltag auf dem Stützpunkt, wo der Chef-Pilot angesichts der Lage in Europa mit vielen Bällen zeitgleich jonglieren und sie in der Luft halten muss.

Oberst Kinimond Jensen, Pilotenname IME, ist der neue Chef der Fighter Wing Skrydstrup. Sein Büro ist gut getarnt. Es befindet sich in einem barackenartigen Gebäude, wo die betagten Neonröhren ein kaltes Licht ausstrahlen. Es passt zur Stimmung in einem Europa, in dem wieder Krieg herrscht. Ein Krieg, der auch den Alltag auf dem Luftwaffenstützpunkt in Skrydstrup auf den Kopf stellt: „Wir haben mit Blick auf den Umfang zwar nicht mehr Aufgaben bekommen, dafür andersartige“, sagt IME.

Alt und Neu gemeinsam in der Luft

Im Unterschied zu den oftmals prächtig ausgestatteten Räumlichkeiten in öffentlichen dänischen Einrichtungen wird das Geld der Steuerzahlerinnen und -zahler auf dem Stützpunkt offensichtlich nicht in die Innenausstattung des Chefbüros investiert. Die Milliarden fließen in den größten Militäreinkauf der dänischen Geschichte: 27 Tarnkappenjets vom Typ F-35 leistet sich das Land. Und IME ist der Mann, der die Flotte – die alte F-16 und die neue F-35 – vereinen und kampfbereit machen soll. 

Politische Entscheidung seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine: Nie zuvor waren so viele F-16 auf dem Stützpunkt kampfbereit. Foto: Ute Levisen

Plan B: Erste F-35 im Herbst

Einfach ist das nicht – zumal der Zeitplan für die Implementierung des neuen Kampfflugzeugs verschoben werden musste. Eigentlich hatte die erste Maschine im Februar in Skrydstrup landen sollen. Angepeilt ist nun der Oktober 2023. 

Der Unfall im Dezember in den USA mit einer F-35 vom Typ B, ein Jet mit Zweisitzer, sei allerdings nicht der Grund, wie Oberst Kinimond Jensen betont: „Von der Verspätung haben wir seit etwa einem Jahr gewusst.“

Ob der Zwischenfall in den USA Folgen für die Auslieferung der Jets an Dänemark haben wird, das steht in den Sternen, signalisieren das dänische Verteidigungsministerium und der Wing-Chef.

Der frühere Wing-Chef, Oberst Uffe Holstener-Jørgensen mit dem Pilotennamen GUS, ist im Auftrag der dänischen Luftstreitkräfte in die USA entsandt worden. Foto: Ute Levisen

IME hat auch so genug um die Ohren. Aufgrund der aktuellen sicherheitspolitischen Lage in Europa hat Dänemark beschlossen, mit der Ausmusterung seiner F-16-Flotte nach fast 43 Jahren im Einsatz noch ein paar Jahre zu warten. Das militärische Kunststück besteht jetzt darin, mit den beiden Tarnkappenjet-Typen eine kampfbereite Flotte aufrechtzuerhalten: „Fehler können wir uns nicht leisten“, sagt Kinimond Jensen. 

So viele F-16 wie nie zuvor kampfbereit

Nie zuvor hat das Jagdgeschwader so viele „scharfe“ Missionen wie in den vergangenen Monaten durchgeführt – und nie zuvor standen auf dem Stützpunkt derart viele F-16 in Bereitschaft. 

Über 42 Maschinen verfügt die Basis – 30 davon müssen jederzeit einsatzbereit sein. Denn seit dem russischen Überfall auf die Ukraine herrscht auch im nordschleswigschen Skrydstrup erhöhte Bereitschaft: Luftüberwachungsmissionen auf Bornholm, anfangs nur wenige Tage auf einmal, später rund um die Uhr und Nato-Flüge in Polen sowie die Fortbildung der Mannschaft haben die Wing auch personell herausgefordert. 

Die ersten dänischen Maschinen vom Typ F-35 werden vermutlich im Oktober 2023 in Nordschleswig landen. Foto: Ute Levisen

Kein ruhiges Jahr

„Dass 2023 ein ruhiges Jahr wird“, ließ der Oberst seine Truppe zur Neujahrsparole wissen, „das kann ich euch nicht versprechen.“ 

Die Vorbereitung für den Empfang der neuen Jets läuft auf Hochtouren.

„Bevor die F-35 an uns übergeben werden, stellen sie eigens dafür ausgebildete Piloten auf den Prüfstand“, so der Oberst in einem Gespräch mit dem „Nordschleswiger“. 

Eine dänische F-35 kommt – wenn sie kommt – nicht allein, sondern paarweise oder zu viert auf den Luftwaffenstützpunkt der Fighter Wing Skrydstrup. Sechs Jets sollen ab Herbst 2023 an Dänemark geliefert werden; eine siebte Maschine soll bald schon folgen. 

Der 49-jährige Wing-Chef wird sowohl die F-16- als auch die F-35-Flotte in der Luft halten müssen, damit Dänemark allzeit bereit ist. Foto: Ute Levisen

Vier Flugsimulatoren für die F-35

Um die Piloten auf das, was IME „den besten Jet der Welt“ nennt, vorzubereiten, installieren Fachleute vier neue Flugsimulatoren für den jüngsten Spross am Stamm auf dem Kampfflugzeugstützpunkt. Dort haben nicht zuletzt die Sicherheitsvorkehrungen neue Dimensionen erreicht: Der Fliegerhorst erinnert heute an das Fort Knox. 

Mythos aus Metall

Kein Wunder also, dass die F-35 schon jetzt, lange vor ihrer Landung, von einem gewissen Mythos umgeben ist. Normalsterbliche dürfen nicht zu hoffen wagen, einen Blick ins Cockpit zu erhaschen: Zu hoch sind die Auflagen des US-amerikanischen Rüstungskonzerns Lockheed Martin. 

„Karriere mit Nachbrenner“ – unter diesem Motto warb die Luftwaffe im Vorjahr neue Mitarbeitende an. Der Mitarbeiterstab des Jagdgeschwaders soll bis zum Ende des Jahres von gut 700 auf fast 800 Beschäftigte wachsen. Foto: Ute Levisen

Mockup für 5 Millionen Kronen

Doch einen Hoffnungsstrahl gibt es am F-35-Firmament: Die Luftwaffe hat eine Nachbildung des Kampfjets aus Glasfiber im Maßstab 1:1 in Auftrag gegeben, einen Mockup. Kostenpunkt: circa 5 Millionen Kronen. Das Modell soll künftig auf dem Stützpunkt stehen und Gästen zu besonderen Anlässen F-35-Einblicke gewähren. Wann das Vorführmodell geliefert wird, Oberst IME ahnt es nicht, aber er ist es gewohnt, mit zahlreichen Unbekannten zu operieren. 

Kim Kinimond Jensen ist einer der erfahrensten Piloten Dänemarks. Foto: Ute Levisen

„Danish Air Show“ kommt nach Skrydstrup

Fest steht dafür ein Termin, der über die Grenzen hinweg die Herzen von Technik-Nerds höherschlagen lassen dürfte: Im Sommer 2024 ist die Fighter Wing Skrydstrup nach vielen Jahren erneut Gastgeberin der „Danish Air Show“, das größte Event des Landes mit mehr als 100.000 Besucherinnen und Besuchern. 

Im Sommer 2024 wird die Fighter Wing Skrydstrup erneut Gastgeberin der Flugschau der dänischen Luftstreitkräfte sein. Foto: Ute Levisen
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Leitartikel

Lorcan Mensing
Lorcan Mensing Hauptredaktion
„Dänemarks Ängste: Was die US-Präsidentschaftswahl für uns bedeutet“