Soziales

Kinderarmut nimmt in Dänemark stark zu – auch in Nordschleswig

Kinderarmut nimmt in Dänemark stark zu – auch in Nordschleswig

Kinderarmut nimmt in Dänemark stark zu – auch in Nordschleswig

Kopenhagen
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Junge
Auch in der Hochkonjunktur nimmt die Kinderarmut in Dänemark zu. Foto: Gaelle Marcel

Wirtschaftsforschungsinstitut AE: In Tondern leben 5,8 Prozent der Kinder in armen Familien. Als Ursache wird die von der Regierung eingeführte Deckelung der Sozialhilfe gesehen.

Eine aktuelle Untersuchung des gewerkschaftsnahen Forschungsinstitutes „Arbejderbevægelsens Erhversråd“ (AE) weist auf einen deutlichen Anstieg der Zahl der Kinder hin, die in Armut aufwachsen. „Die Zahl der Kinder, die in Familien leben, deren Einkommen unter der Armutsgrenze liegt, ist 2016 stark gestiegen“, so Jonas Schytz    Juul, Forschungschef bei AE.

Landesweit lebten  2016 48.300 Kinder in Familien, die einkommensmäßig offiziell als arm einzustufen sind. Gegenüber dem Vorjahr ist das eine Zunahme um 10.500 Kinder.  Nach Erkenntnissen der AE-Forscher ist die Einführung einer Obergrenze  bei der Zahlung von Sozialhilfe („Kontanthjælpsloft“) an Familien Ende 2016 Ursache des deutlichen Anstiegs.

2017 dürften noch deutlich mehr Kinder in die Kategorie arm rutschen, weil die Sozialhilfeobergrenze erst in diesem Jahr voll zum Tragen gekommen ist.
Von der steigenden Kinderarmut ist neben traditionell  einkommensschwachen Bereichen wie Lolland-Falster und  Westseeland auch Nordschleswig betroffen.

Die AE-Forscher haben die Zahl der Kinder registriert, die ein Jahr  in einer armen Familie gelebt haben. Traurige Spitzenreiter waren 2016 die Kommunen Langeland und Lolland mit einem Anteil an armen Kindern von 7,6 bzw. 7,1 Prozent. In Nordschleswig weist Tondern mit 5,8 Prozent armen Kindern den höchsten Anteil auf, vor Hadersleben mit 5,5 Prozent. Apenrade und Sonderburg stehen nur unwesentlich besser da. In absoluten Zahlen galten 2016 in der Kommune Tondern 440 Kinder als arm, in Hadersleben 620.

Zunahme während des Aufschwunges

Auffallend ist, dass die geringste Quote armer Kinder in den traditionell wohlhabenden Kommunen auf  Seeland, im „Speckgürtel“ um Kopenhagen zu finden waren. Auch die Stadt Kopenhagen ist von relativ hoher Kinderarmut  geprägt.   5,7 Prozent gelten als arm. In absoluten Zahlen sind es 6.090 Kinder. Auch die Kopenhagener Vororte Ishøj, Høje Taastrup und Brøndby sind Hochburgen der Kinderarmut.

Auffallend ist, dass die Kinderarmut schon in der Hochkonjunktur vor der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008 gestiegen war – und es jetzt eine erneute Zunahme in Zeiten des Konjunkturaufschwungs  gibt.
 

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