Natur und Umwelt

Der ständige Blick ins Uhu-Nest ist wieder möglich

Der ständige Blick ins Uhu-Nest ist wieder möglich

Der ständige Blick ins Uhu-Nest ist wieder möglich

Apenrade/Aabenraa
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Der Uhu der Apenrader Kiesgrube kann sich in diesem Jahr über zweifachen Familienzuwachs freuen (Symbolfoto). Foto: AdobeStock

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Dank eines „geheimen“ Spenders sendet „Ugle-TV“ wieder live aus dem Nest an einer Kiesgrube in der Nähe von Apenrade. Vor fünf Wochen sind zwei Junge geschlüpft. Sie scheinen ein wenig frühreif zu sein oder besonders zarte Nasen zu haben.

Klaus Dichmann ist nach eigenem Bekunden wieder ein sehr glücklicher Mann. Seit Pfingstmontag gewährt eine Webcam wieder rund um die Uhr Einblicke in ein Uhu-Nest an einer Kiesgrube bei Apenrade.

Ein spendabler Sponsor, der nicht genannt werden möchte, hat dem Eulenexperten Dichmann die erforderlichen 40.000 Kronen für die Anschaffung des technischen Equipments zur Verfügung gestellt. 

Anfang März hatte der Ornithologenverband die Videokameras abmontieren lassen, die seit Jahren spannende Einblicke in das Leben eines Uhu-Pärchens gewährte.

Nachdem der Uhu 2022 verwitwete und seine Werberufe im darauffolgenden Frühjahr zwar erfolgreich waren, aber keinen Nachwuchs brachten, entschied der Verband der dänischen Vogelfreundinnen und -freunde, dass die Eulen-Kamera künftig ein Mauerseglerpärchen auf Seeland bei der Brutaufzucht beobachten sollte. 

Die beiden Jungen haben früher als vom Eulenexperten erwartet das Nest verlassen. Wer genau hinschaut, entdeckt die beiden grauen „Wollknäuel“ rechts neben ihrem überdachten Zuhause. Foto: Webcam

Dank an die Medien

„Der Nordschleswiger“ brachte als erstes Medium diese traurige Nachricht und berichtete damals auch über Klaus Dichmanns Sponsorensuche. Dieser Aufruf ist anschließend von anderen Medien aufgegriffen worden.

Der Eulenexperte weiß deshalb nicht konkret, wem er es letztlich zu verdanken hat, dass ein Unternehmen zu ihm Kontakt aufnahm, um ihm das nötige Geld für die Webcam zur Verfügung zu stellen, aber seine Freude, dass der Aufruf erfolgreich war, ist groß.

Zwei Jungen geschlüpft

Da die Ausrüstung erst vor wenigen Tagen installiert wurde, hat die treue Eulen-Community leider nicht live mitbekommen, dass das Eulenweibchen Eier gelegt hat und vor fünf Wochen zwei Uhu-Jungen geschlüpft sind.

„Ich gehe davon aus, dass es sich bei den beiden Jungen um ein Mädchen und einen Jungen handelt. Weibliche Uhus sind meist ein wenig größer als ihre männlichen Artgenossen“, begründet Klaus Dichmann seine Vermutung. Tatsächlich ist das eine Junge deutlich größer als das Geschwisterkind.

Auch ein Experte kann irren

Als „Der Nordschleswiger“ am Dienstagnachmittag mit dem Eulenexperten telefonierte, saßen die beiden Jungen noch eng aneinander gekauert im Nest. „In einer oder spätestens zwei Wochen verlassen sie jedoch das Nest, obwohl sie nicht fliegen können. Es stinkt nämlich sicherlich erbärmlich darin. Es liegen nämlich noch Reste eines Blesshuhns und einer Ratte da, mit denen die Eltern ihre Jungen gefüttert haben“, erzählte Klaus Dichmann am Nachmittag. 

Allerdings irrt auch ein ausgewiesener Eulenexperte wie er sich mal. Die Jungen verließen nämlich schon ein paar Stunden nach dem Telefoninterview das Nest. – Sie sind wohl entweder frühreif oder haben einen besonders ausgeprägten Geruchssinn.

Oder es handelt sich um zwei besonders schlaue Jungen, denn: „Stinkendes Aas lockt Fressfeinde an. Die Jungen müssen deshalb aus dem Nest, um sich vor Marder und Co. zu schützen“, erklärte Dichmann die Notwendigkeit dieser Aktion.

GPS-Sender für die Jungen

Der weitere Plan ist, dass die Jungen aus dem Apenrader Nest erstmals mit GPS-Sendern ausgerüstet werden. Die Forschenden des Zoologischen Museums in Dänemark hoffen so, mehr darüber zu erfahren, wohin die Jungen tatsächlich fliegen, wenn sie flügge werden.

„Wir vermuten, dass die Jungen in der Regel irgendwo in Deutschland ein Zuhause finden – sie wurden ja stets beringt. Wurde einer dieser Vögel tot aufgefunden, dann kam diese traurige Nachricht in der Regel aus Deutschland“, erzählt Klaus Dichmann. Todesursache war in den meisten Fällen: Unfall!

Bis 16 Uhr: Ton aus!

Klaus Dichmann fordert alle Interessierte auf, sich rund um die Uhr die Bilder der Webcam anzusehen. Er rät aber dazu, an Werktagen erst nach 16 Uhr auch den Ton anzudrehen. „Tagsüber ist die Fördermaschine der Kiesgrube entsetzlich laut“, so der Eulenexperte. Nach Feierabend könne man dagegen die wunderschönen Laute der Natur genießen, so Dichmann. Gegen 18 Uhr fange in der Regel auch die Nachtigall zu singen an, die offensichtlich direkt oberhalb der Kamera ihren Stammplatz hat. 

„Die Bildqualität der neuen Anlage ist schon sehr gut – auch abends und nachts, doch die Techniker versuchen noch, alles zu optimieren. Ab und zu friert das Bild ein, aber der Kiesgrubenbesitzer hat versprochen, Glasfaserkabel verlegen zu lassen. Dann sollten diese Ausfälle auch der Vergangenheit angehören“, ist der Eulenexperte ungeheuer dankbar für die bisherige Unterstützung. 

Weitere Spenden erwünscht

Der Hauptsponsor, der das Ganze erst möglich gemacht hat, indem er Dichmann die gesamte Summe für die Anschaffung des technischen Equipments spendete, hat übrigens ausdrücklich darum gebeten, anonym zu bleiben. „Ich kann deshalb nur verraten, dass es sich um ein Unternehmen aus dem jütischen Raum handelt. Mehr nicht“, sagt der nordschleswigsche Eulenexperte. 

Das Betreiben einer Webcam dieser Art kostet rund 1.000 Kronen im Monat. Wer sich an diesen Kosten beteiligen möchte, kann sich über die Homepage von Klaus Dichmann direkt an ihn wenden. 

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