Deutsche Minderheit

Rausschmiss aus dem „besten Kindergarten der Welt“

Rausschmiss aus dem „besten Kindergarten der Welt“

Rausschmiss aus dem „besten Kindergarten der Welt“

Pattburg/Padborg
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Ab in die Schule: Rauswurf aus dem Pattburger Kindergarten Foto: Karin Riggelsen

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Aktivitäten, üppiges Büfett und der große finale Moment mit dem symbolischen Rauswurf: Im Deutschen Kindergarten Pattburg wurden die großen Kinder im Rahmen eines Sommerfests verabschiedet. Es herrschte freudiges Treiben, es kam aber auch Wehmut auf, ließen die Kinder doch einen wichtigen ersten Lebensabschnitt hinter sich.

Hin- und hergerissen war Kindergartenmitarbeiterin Hannah Pflug bei der Begrüßung von Groß und Klein zum Sommerfest des Deutschen Kindergartens Pattburg, bei dem die kommenden ABC-Schützinnen und -schützen verabschiedet wurden. 

Sie freue sich einerseits, dass die Großen nun als künftige Schulkinder eine neue, spannende Lebensphase einleiten. Andererseits mache es auch traurig, dass die Kinder künftig nicht mehr da sind, so Hannah Pflug stellvertretend für den Mitarbeitendenstab. „Ich konnte gar nicht schlafen und habe ein paar Tränen verdrückt.“

Begrüßung zum Sommerfest mit Verabschiedung der großen Kindergartenkinder Foto: kjt

Mit sanfter Landung

Danach hieß es Spiel frei. Kinder und Erwachsene konnten sich verschiedenen Aktivitäten widmen, ehe es zum kultigen Höhepunkt kam: dem symbolischen Rausschmiss aus der Tür und somit aus dem Kindergarten. 

Allzu grob ging es dabei auch dieses Mal nicht zu, waren die Rausschmeißer doch vorsichtig und ließen die Kinder behutsam auf eine weiche Unterlage plumpsen. Zwölf Jungen und Mädchen verlassen die Einrichtung.

Auch Dahlia flog raus. Foto: Karin Riggelsen
Da kam Stimmung auf, als die großen Kindergartenkinder mit einem zeremoniellen Akt verabschiedet wurden. Foto: Karin Riggelsen

Aber was war das? 

Auf einmal wurde auch eine Mutter hinausgeworfen. Benedikte Dammers flog ebenfalls in hohem Bogen hinaus. Der Grund: Drei ihrer Kinder hatten die Einrichtung besucht und mit Tochter Dahlia sagte nun auch das Nesthäkchen Tschüss.

Zweites Zuhause

„Ich bin seit neun Jahren mit meinen Kindern hier ein und aus gegangen. Für uns ist es der beste Kindergarten der Welt“, so Benedikte Dammers am Rande des Abschiedsfests.

Da ihr drittes und jüngstes Kind die Pattburger Einrichtung verlässt, wurde Mama Benedikte Dammers gleich mit hinausgeworfen. Foto: Karin Riggelsen
Benedikte Dammers ist von der Kindergartenzeit ihrer Sprösslinge angetan. Mit Tochter Dahlia wechselt nun das dritte und jüngste Kind in die Schule. Foto: Karin Riggelsen

Sie wisse um die Unruhen im Verbund der Deutschen Kindergärten Apenrade (DKA) und der Kritik an mangelnder personeller Kontinuität und an Doppelleitungen. Auf Pattburg bezogen, habe sie allerdings nichts dergleichen erlebt. 

„Meine Kinder waren hier sehr behütet, und es hat immer ein schönes Gemeinschaftsgefühl gegeben. Für meine Kinder und mich war es wie ein zweites Zuhause“, so Dammers, deren beiden älteren Kinder (10 und 8 Jahre alt) an die benachbarte deutsche Schule gewechselt sind und bald Gesellschaft von Dahlia bekommen – der Dritten im Bunde.

Meine Kinder waren hier sehr behütet, und es hat immer ein schönes Gemeinschaftsgefühl gegeben. Für meine Kinder und mich war es wie ein zweites Zuhause.

„Melanie (Melanie Steffensen, Leiterin des Pattburger Kindergartens, red. Anm.) hat hier sehr viel Herzblut hineingelegt und es verstanden, junge Mitarbeitende ins Team einzubinden“, so Dammers.

Steffensen war nach einem Strukturwechsel im Apenrader Kindergartenverbund vorübergehend auch für den Tingleffer Kindergarten zuständig. 

Glücksgriff per Zufall

Benedikte Dammers war zufällig auf den Pattburger Kindergarten aufmerksam geworden, als sie im Supermarkt gegenüber einkaufen wollte. Sie stammt ursprünglich aus Rheinland-Pfalz und ist als Tochter einer Dänin zweisprachig aufgewachsen. Vor rund zehn Jahren zog sie mit Familie nach Kollund.

Dahlia und Mama Benedikte beim Kindergartenabschlussfest Foto: kjt

„Der Kindergarten hat uns von Anfang an gefallen, und auch von der Schule, die gleich nebenan liegt, haben wir einen guten Eindruck gewonnen. Die deutschen Einrichtungen waren und sind für uns ein Glücksfall“, so Benedikte Dammers, die sich im Kindergartenvorstand engagierte.

Die Verbundenheit zum Kindergarten hätte sie im Namen ihrer Kinder allzu gern in einer kleinen Rede zum Ausdruck gebracht. „Ich würde am liebsten etwas sagen, aber dann fange ich bloß an zu heulen“, so Dammers mit einem wehmütigen Unterton zu Beginn des Sommerfests.

Alles hat nun mal seine Zeit – auch die Kindergartenzeit. Da bleibt der „Rausschmiss“ nicht erspart. 

Das Empfangskomitee beim Kindergartenrauswurf in Pattburg Foto: Karin Riggelsen
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