Deutsche Minderheit

Kirchentreffen im Zeichen von Krieg und Jubiläum 2023

Kirchentreffen im Zeichen von Krieg und Jubiläum 2023

Kirchentreffen im Zeichen von Krieg und Jubiläum 2023

Tingleff/Tinglev
Zuletzt aktualisiert um:
Bei der Tagung der Vertreterinnen und Vertreter der Nordschleswigschen Gemeinde in Tingleff: (v. l.) Ellen Blume aus Lügumkloster, Gemeindevorsitzende Mary Tarp, Pattburg (Padborg), und am Rednerpult Senior Matthias Alpen, Lügumkloster Foto: Volker Heesch

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Die Vertreterinnen und Vertreter der Nordschleswigschen Gemeinde hielten Rückschau und planten Feiern zum 100-jährigen Bestehen: Der Festgottesdienst soll im Gründungsort Tingleff stattfinden.

Am Donnerstag hat die Vorsitzende der Nordschleswigschen Gemeinde, Mary Tarp, eine Versammlung der Kirchenvertreterinnen und -vertreter mit einem umfangreichen Programm eröffnet.

Jubiläum und Krieg

Dazu zählte das 100-jährige Bestehen der Gemeinde im kommenden Jahr. Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine und das dadurch ausgelöste menschliche Leid waren während der Versammlung in der Aula der Deutschen Nachschule in Tingleff ebenfalls Thema.

Passend zum bevorstehenden Jubiläum wurde in Anwesenheit des Autors, Dr. Hermann Augustin, das kürzlich erschienene Buch „Kirche muss Kirche bleiben!“ mit vielen Informationen zur Geschichte der Nordschleswigschen Gemeinde vorgestellt. Dieser Teil der Veranstaltung, die musikalisch Kirchenmusikerin Heike Reimann begleitete, wird in einem gesonderten Artikel gewürdigt. 

Fürbitten wurden aufgeschrieben

Nach der Andacht, die Pastor Carsten Pfeiffer, Bülderup-Bau (Bylderup Bov), hielt, ergriff der Senior der Nordschleswigschen Gemeinde, Pastor Matthias Alpen, Lügumkloster (Løgumkloster), das Wort. „Das Geschehen in der Ukraine ist das Thema, das uns alle bewegt“, so Alpen.

 

Während der Tagung in der Aula der Deutschen Nachschule Tingleff tauschten sich viele Anwesende aus. Auf dem Foto Pastor Matthias Alpen im Gespräch mit Hiltrud Petersen-Koch (r.), Gravenstein. Foto: Volker Heesch

 

Er berichtete, im Vorfeld der Tagung sei überlegt worden, wie an diesem Abend mit der Situation angemessen umgegangen werden könne. Da es nicht möglich sei, angesichts des vorliegenden Programms ausführlich alle Gefühle und Gedanken zur Sprache zu bringen, habe man sich für das Angebot entschieden, während einer Unterbrechung der Versammlung allen Gelegenheit zu geben, Fürbitten aufzuschreiben. Diese wurden im weiteren Verlauf gesammelt und werden Eingang finden in weitere Reaktionen der Gemeinde auf den Krieg und ihr Verständnis von Friedensarbeit.

Orthodoxe Liturgie

Die Verbundenheit mit den leidenden Menschen in der Ukraine und den von dort Geflüchteten wurde mit dem gemeinsamen Gesang „Kyrie eleison“ nach Melodie und Satz der orthodoxen Liturgie aus der Ukraine zum Ausdruck gebracht.

Nach Formalien, wie der Feststellung der Anwesenheit der Vertreterinnen und Vertretern aus den einzelnen Pfarrbezirken, hielt Mary Tarp eine Rückschau auf die Zeit seit der Tagung im November 2021. „Wir treffen uns zu den Kirchenvorstands- und Pfarrbezirkssitzungen wieder persönlich“, berichtete die Vorsitzende mit freudigem Unterton über die inzwischen weitgehend entfallenen Anti-Corona-Vorkehrungen, die in der Nordschleswigschen Gemeinde zu Belastungen geführt hatten. Nur die Geschäftsausschusssitzungen werden als Videokonferenz durchgeführt.

Matthias Alpen, der anschließend seinen Bericht als Senior vorlegte, berichtete über einen erfolgreichen Verlauf der Neubesetzung der bald vakanten Pfarrstelle Wilstrup. Außerdem erwähnte er eine bevorstehende Zusammenkunft der Führungsgremien in Breklum, bei der die Zukunft der Nordschleswigschen Gemeinde Thema sein wird.

 

Elke Hußmann, Lügumkloster, berichtete in Tingleff über ihre Tätigkeit als Synodalin der Nordkirche. Foto: Volker Heesch

 

Synodenvertreterin Elke Hußmann berichtete über ihre Tätigkeit, die aufgrund der Durchführung der jüngsten Synoden der Nordkirche als Digitalveranstaltung nach ihrem Empfinden weniger ergiebig gewesen sind.

Größeren Raum nahm anschließend das bevorstehende 100-jährige Bestehen der Nordschleswigschen Gemeinde 2023 ein. Pastor Alpen stellte eine Ideenliste vor, die dezentrale Veranstaltungen in allen Pfarrbezirken vorsieht. Zu einem Festgottesdienst werde der Bischof des Sprengels Schleswig der Nordkirche, Gothart Magaard, erwartet, ebenso Repräsentanten der dänischen Volkskirche. Alpen regte an, beim Jubiläum nicht nur zurückzuschauen, sondern auch die Zukunft ins Auge zu fassen. Dazu sollte ebenfalls die geplante Jubiläumsschrift genutzt werden.

Diskussion und Konsens

Die Gravensteiner Kirchenvertreterin Andrea Kunsemüller sprach sich für ein Jubiläumsprogramm aus, bei dem jeder Pfarrbezirk Gelegenheit erhält, eigene Akzente, beispielsweise unter Einbeziehung der dänischen Nachbarschaft, zu setzen. „Wir sollten nicht zu viel machen“, meinte sie und schlug vor, nur einige wenige große Veranstaltungen durchzuführen.

Für einige Diskussionen sorgte der Vorschlag von Pastor Ole Cramer, Tingleff, den Festgottesdienst in Tingleff zu veranstalten, im Ort, in dem die Gemeinde 1923 gegründet worden ist. Georg Thomsen aus dem Pfarrbezirk Buhrkall (Burkal) schlug Saxburg (Saksborg) als Veranstaltungsort für eine dezentrale Veranstaltung vor, weil dort auch zusammen mit den dänischen Nachbarn gefeiert werden könne.

Claus Erichsen plädierte für die Kirche zu Lügumkloster (Løgumkloster) in seinem Pfarrbezirk als Ort des Festgottesdienstes wegen der dortigen günstigen Räumlichkeiten. Auch er sprach sich für gemütliche Veranstaltungsformen aus. Britta Schneiders aus dem Pfarrbezirk Wilstrup hielt dem entgegen, dass auch in Tingleff geeignete Räumlichkeiten wie die Sporthalle für Gemütlichkeit nach dem Gottesdienst zur Verfügung stehen.

 

Die 95-jährige frühere Kirchenvertreterin Christel Hansen aus Bülderup-Bau (hinter dem Tisch sitzend) gab mit ihrem Plädoyer für einen Festgottesdienst im Jubiläumsjahr in Tingleff den Anstoß für eine einvernehmliche Entscheidung zugunsten des Gründungsortes. Foto: Volker Heesch

 

Die frühere Kirchenvertreterin aus Bülderup-Bau, Christel Hansen, gab schließlich mit ihrem Wunsch, in Tingleff zentral zu feiern, den Anstoß, sich im Konsens auf Tingleff zu einigen. „Die Aufgaben für den Festausschuss stehen somit fest“, schloss Matthias Alpen den Tagesordnungspunkt.

Gesunde Finanzen

Der Geschäftsführer der Nordschleswigschen Gemeinde, Gerd Lorenzen, legte anschließend die Jahresrechnung der Nordschleswigschen Gemeinde und des Fördervereins vor. Er berichtete über einen relativ geringen Fehlbetrag angesichts der wegen des niedrigen Zinsniveaus 2021 angefallenen Negativerträge beim Geldvermögen und unerwarteter Kostensteigerungen bei Renovierungsvorhaben. Vom Förderverein konnte eine günstige Entwicklung bei den Einnahmen berichtet werden. „Da haben wir gute Anlagen“, so Lorenzen. Alle Berichte wurden von den stimmberechtigten Kirchenvertreterinnen und -vertretern gebilligt.

Zum Abschluss erklang das gemeinsame Lied „Der Tag, mein Gott, ist nun vergangen“. Mary Tarp schloss die Zusammenkunft mit einem Dank an alle Teilnehmenden und wünschte eine gute Heimfahrt.   

 

Mehr lesen