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Apenrade plant eine Sturmflutmauer – Warum ist Dänemark schneller als Flensburg?

Sturmflutmauer für Apenrade – Warum ist Dänemark schneller als Flensburg?

Sturmflutmauer für Apenrade – Flensburg wartet noch

Mira Nagar/shz.de
Apenrade/Aabenraa
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Normalerweise ist die Apenrader Förde hier eher harmlos. Erwin Andresen vom Hafen auf der Mauer, die beim Jahrhundertwasser nicht schützen konnte. Foto: Mira Nagar/shz.de

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Das Jahrhunderthochwasser 2023 hat auch Apenrade getroffen – warum die dänische Stadt viel schneller aufrüstet als Flensburg. Ein Beitrag von Journalistin Mira Nagar aus der Redaktion des Flensburger Tageblatts.

Das Jahrhunderthochwasser hat sowohl Flensburg als auch Apenrade getroffen. Doch während in Flensburg noch der Abriss der kaputten Kaikante läuft, ist man in Dänemark mit den Planungen für einen besseren Hochwasserschutz schon einen entscheidenden Schritt weiter. Künftig soll die Innenstadt durch eine Sturmflutmauer geschützt werden. Wenn möglich, schon ab Herbst kommenden Jahres.

„Wir rechnen damit, dass wir in diesem Jahr wissen, wie die Konstruktionen aussehen können“, sagt Erwin Andresen, Vorstandsvorsitzender des Apenrader Hafens. Man wisse schon, wo beispielsweise mobile Maßnahmen schützen sollen und wo eine feste Mauer geplant wird. Etwa zwei Kilometer lang ist die geplante Strecke insgesamt. Zum Vergleich: Die Flensburger Kaikante von der Hafenspitze bis zur Museumswerft ist etwa 600 Meter lang.

Doch warum gehen die Planungen dort viel schneller – und sichern somit die Stadt wesentlich früher ab als Flensburg?

Organisation durch den Hafen

Ein wesentlicher Unterschied: In Apenrade liegt der Hafen vor der Innenstadt. Und er übernimmt den Löwenanteil der Arbeit und Kosten. Zwar ist die Kommune Eigentümerin des Aabenraa Havn, „aber es ist eine eigenständige Organisation“, sagt Andresen. Anders als bei öffentlichen Flächen würden hier die langen politischen Prozesse und Öffentlichkeitsbeteiligungen nicht bremsen.

Der Hafen von Apenrade liegt nur knapp über dem Meeresspiegel. Das Bürogebäude (links) hat daher eine erhöhte Sockelhöhe. Foto: Mira Nagar/shz.de

In Apenrade habe man sich geeinigt: Die Kommune, die vom Hochwasserschutz des Hafens profitiert, beteiligt sich zu 20 Prozent an den Kosten. Auf der anderen Seite gibt der Hafen 20 Prozent an den paar Stellen dazu, wo er selbst nicht profitiert. „Am Ende sollen die Investitionen von den Firmen getragen werden“, sagt Erwin Andresen. „Die Kosten müssen über die Jahre verteilt werden.“

Hafendirektor Henrik Thykjaer kann bislang noch keinen Kostenvoranschlag machen. „Zwischen 500.000 und fünf Millionen Euro“ könnte der neue Hochwasserschutz kosten. „Anfangs war der Wille hoch, sich zu beteiligen“, sagt er. Inzwischen würde man genauer auf die Kosten schauen. Ingenieurbüros seien gerade dabei, die Wellensimulationen und Hochwasserereignisse durchzuspielen.

Höhere Mauer und mobile Aluprofile

Ein paar Faktoren unterscheiden Flensburg und Apenrade wesentlich. Während die Promenade in Flensburg auch touristisch genutzt wird, werden die Hafenanlagen in Apenrade hauptsächlich wirtschaftlich genutzt. Anders als eine Förde weiter südlich wird der Hafen von dicken Frachtschiffen angesteuert. „Die Kaianlagen müssen die Kräne tragen, also müssen sie stark und aus Beton sein“, so Andresen.

An der sogenannten Ewers-Halbinsel, wo Tierfutter produziert wird, ist der Hafen besonders niedrig gelegen. Das Unternehmen dort hatte durch das Hochwasser Schäden von etwa fünf Millionen Euro zu verbuchen.

An dieser Stelle könnte eine mobile Wand mit Aluprofilen aufgebaut werden. Foto: Mira Nagar/shz.de

Am Ewerskai sind Alupfosten und -profile angedacht, die als mobiler Hochwasserschutz eingebaut werden können, wenn eine Sturmflutwarnung kommt. Die Höhe der geplanten Sturmflutmauer wird etwa 80 Zentimeter bis ein Meter sein. „Niedriger als ein Tisch“, sagt Thykjaer.

Mobile Schutzwand für Flensburg

Auch Flensburg setzt auf eine mobile Schutzwand. Stadtsprecher Clemens Teschendorf erklärt, dass diese kürzlich angeschafft wurde, um lokale Bereiche zu schützen, er sagt aber auch: „Das Wasser wird an irgendeinem Punkt die Möglichkeit haben, hinten rumzufließen.“ Als feste Maßnahme sei geplant, die neue Kaikante ein Stück höher zu setzen, eine Mauer werde es dort „wahrscheinlich eher nicht“ geben. Stattdessen gibt es kleinteiligere Lösungen direkt an den gefährdeten Objekten. So werden Hausbesitzerinnen und -besitzer darauf hingewiesen, dass eine Elektroinstallation im Keller nicht ideal ist. „Die Anwohner in der 1a-Lage am Hafen wissen alle, dass sie auch die Aufgabe haben, ihr Haus zu schützen“, sagt Teschendorf.

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Gwyn Nissen
Gwyn Nissen Chefredakteur
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