Lesung in der Kirche
Judenverfolgung im Mittelalter: Romanautor liest in Tingleff
Judenverfolgung im Mittelalter: Romanautor liest in Tingleff
Judenverfolgung im Mittelalter: Romanautor liest in Tingleff
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Mehr als fünf Jahre hat Jakob Matthiessen, so das Pseudonym des Autors, für seinen Debütroman „Tod oder Taufe“ über den ersten Kreuzzug und die Judenverfolgung im 11. Jahrhundert im Raum Mainz recherchiert. Der Pfarrbezirk Tingleff lädt zu einer Lesung mit dem in Odense lebenden und aus Deutschland stammenden Schriftsteller ein.
Ole Cramer, Pastor der Nordschleswigschen Gemeinde im Pfarrbezirk Tingleff, hat das Buch gelesen und ist von der Kombination aus Fiktion und realem Bezug zu den Religionskonflikten jener Zeit angetan.
„Da steckt viel Arbeit und Reserche drin. Das merkt man. Es ist ein beeindruckendes Werk“, so Cramer zum historischen Roman „Tod oder Taufe. Die Kreuzfahrer am Rhein“.
Das Buch hat Jakob Matthiessen geschrieben. Roter Faden sind die Religionskriege im Mittelalter und die Judenpogrome im Rheinland bei Mainz im Jahre 1096. Es war die erste europaweite Judenverfolgung in der Geschichte des christlichen Abendlandes..
Der Pfarrbezirk Tingleff lädt für Freitag, 11. März, ab 19 Uhr zu einer Lesung in der Tingleffer Kirche mit dem Schriftseller ein. Der Eintritt ist frei.
Religion als Interessensgebiet
Jakob Matthiessen stammt aus Deutschland, lebt seit rund 20 Jahren in Dänemark und besitzt mittlerweile die dänische Staatsangehörigkeit, wie er im Gespräch mit dem „Nordschleswiger“ verriet.
Er habe familiäre Verbindungen zu Sonderburg (Sønderborg) und könne sich sehr gut vorstellen, irgendwann einmal dort hinzuziehen.
Matthiessen arbeitet im Bereich der Künstliche Intelligenz. Die Schriftstellerei mit Augenmerk auf theologische Themen stehe damit nicht im Zusammenhang.
„Beruflich bin ich im technischen Feld tätig, ich bin Ingenieur. Theologie und das Schreiben sind Hobbys und haben mit meiner Arbeit nichts zu tun“, sagt der 56-Jährige, der beides gern voneinander trennt und sich daher ein Pseudonym als Autor zugelegt hat.
Schon als Kind habe er hier und da in der Bibel gelesen und sei dabei auf Passagen im Alten und Neuen Testament gestoßen, die ihn einerseits fasziniert und andererseits verstoßen haben. Insbesondere die Rolle des Judentums habe sein Interesse geweckt, so der Autor.
Kreuzzug
Jakob Matthiessen vertiefte sich in die Thematik, und es reifte im gesetzten Alter der Gedanke, einen Roman in Anlehnung an das Schicksal jüdischer Gemeinden vergangener Jahrhunderte zu verfassen.
Es entstand das Werk „Tod oder Taufe“, bei dem die Judenverfolgungen im Zusammenhang mit dem ersten Kreuzzug den Rahmen bilden.
Darin geht es um die gewaltsame Bekehrung jüdischer Bürgerinnen und Bürger im Rheinland im Jahr 1096. Matthiessen lässt auf Grundlage historischer Überlieferungen dabei Protagonisten unterschiedlicher Bevölkerungskreise in Erscheinung treten, „um die Ereignisse aus verschiedenen Perspektiven heraus darzustellen“, wie er sagt.
Hartes Vorgehen
„Die Pogrome im Jahre 1096 waren die ersten ihrer Art, sie stellen einen Wendepunkt in der Geschichte des europäischen Judentums dar“, so der Autor in einem Interview mit dem Verlag „Gmeiner“ im August vergangenen Jahres.
Beim damaligen Vorgehen der Kreuzfahrer konnten die Juden nur durch Einwilligung zur christlichen Taufe ihr Leben retten. Viele verweigerten dies und wählten den Tod. „Tod oder Taufe“ – zugleich Titel des Romans – lautete historischen Quellen zufolge damals der Schlachtruf der Kreuzfahrer.
Es gab christliche Würdenträger, die sich für die Juden einsetzten. Auch gab es Christen, die sich mit jüdischen Gelehrten über den Glauben austauschten. Dieses Zusammenspiel beschreibt Jakob Matthiesen im Roman anhand des Domdekan Raimund und des Rabbiners Chaim.
„Mir war es wichtig, dass nicht nur die destruktive Auseinandersetzung zwischen Judentum und Christentum sichtbar wird. Der jüdische Gelehrte Martin Buber hat einmal gesagt: ,Jesus habe ich von Jugend auf als meinen großen Bruder empfunden.’ Raimund und Chaim kommen sich in etwas nahe, was heute ‚der jüdische Jesus‘ genannt wird. Dies meint, dass man Jesus in seinem jüdischen Kontext wahrnimmt; Jesus hat sich schließlich immer als Jude verstanden. In einer solchen Sichtweise sehe ich eine Perspektive für die Kirche heute und auch für das Verständnis der europäischen Kultur generell“, so Matthiessen zur Handlung.
Das komplette Interview des Verlags ist online nachzulesen.