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Tanzende Kühe halten Norderhostrup auf Trab

Tanzende Kühe halten Norderhostrup auf Trab

Tanzende Kühe halten Norderhostrup auf Trab

Norderhostrup/Nr. Hostrup
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Die Kühe scheinen sich regelrecht darauf zu freuen, wieder auf die grüne Weide zu kommen (Symbolfoto). Foto: Økologisk Landsforening

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Wer beim sogenannten „Ökotag“ auf dem Hof von Bo Kaczmarek dabei sein möchte, wenn seine 220 Milchkühe zum ersten Mal auf die Weide gelassen werden, muss sich sputen. In den Vorjahren waren die Online-Tickets schnell vergriffen.

Es ist schon ein fröhliches Spektakel, wenn alljährlich im Frühjahr auf dem Kaczmarek-Hof in Norderhostrup die Stalltore geöffnet werden, damit die Kühe nach mehreren Monaten im Stall wieder auf die Weide gelassen werden. Selbst betagtere Hausrinder scheinen diesem Ereignis regelrecht entgegenzufiebern. „Tatsächlich merken auch die Kühe, dass Frühling in der Luft ist, und werden schon ein wenig unruhig“, sagt Landwirt Bo Kaczmarek.  

Tanz der Kühe

Die Rinder springen nahezu ins Freie, weshalb das Ereignis inzwischen auch gern als „Tanz der Kühe“ bezeichnet wird. In diesem Jahr vor exakt 20 Jahren hatte der Landesverein der Biolandwirtschaft, Økologisk Landsforening, zum ersten Mal zum Ökotag eingeladen. „Wir sind fast von Anfang an dabei“, sagt Bo Kaczmarek. Am 14. April ist es wieder so weit!

Der Hof der Familie Kaczmarek in Norderhostrup Foto: privat

Bei den Kaczmareks kann man nicht nur die Kühe tanzen sehen, sondern erfährt auch ganz viel über das Leben auf dem Lande, über die Tiere und über die Menschen, die dort wohnen.

Logistik ist wichtig

„Ich denke, wir können mit Fug und Recht von uns behaupten, dass wir den Ökotag mitgeprägt haben“, sagt der Landwirt aus Norderhostrup. Nicht nur die eigene Familie, sondern das halbe Dorf hilft mit, den Tag für die Besucherinnen und Besucher so interessant wie möglich zu gestalten. „Vor allem die Logistik ist an diesem Tag wichtig, wenn 3.000 Leute quasi auf einmal ankommen und auch wieder wegfahren“, sagt Bo Kaczmarek. 

Eines seiner Felder dient alljährlich als Parkplatz. „Im Moment ist die Erde noch etwas tief. Ich hoffe jedoch, dass sie in den nächsten Wochen etwas trocknet, sodass die Autos nicht steckenbleiben. In den Vorjahren hat es zumindest immer gut funktioniert“, ist der Norderhostruper Landwirt auch für dieses Jahr zuversichtlich. 

Der Ökotag in Norderhostrup

Adresse: Nr. Hostrup Bygade 11, Nr. Hostrup, 6230 Rødekro 
Wann: 14. April, 10–14 Uhr
Die Kühe werden um 12 Uhr auf die Weide gelassen.
Der Eintritt ist frei, dennoch müssen Karten online bestellt werden. Tickets gibt es hier

Achtung: Bitte keine Hunde mitbringen!

Wer weder im Stau noch gegebenenfalls im Matsch stecken bleiben will, könnte auch mit dem Fahrrad anreisen. Der Hof liegt nur vier Kilometer von Rothenkrug (Rødekro) entfernt.

Große Hilfsbereitschaft

Alljährlich verteilt Bo Kaczmarek ein Schreiben an die Dorfbewohnerinnen und -bewohner, in dem er um deren Mithilfe bittet. Er muss nicht lange betteln. Die Hilfsbereitschaft ist groß. Ein Team kümmert sich um die Verkehrsregelung, ein anderes um den Grill und die anderen Stände und Angebote, die sich auf dem weitläufigen Gelände befinden. 

„Damit sich nicht alles an einer Stelle staut, haben wir die verschiedenen Aktivitäten bewusst mit großem Abstand verteilt. Unser Ziel ist es ja, dass alle ein paar schöne Stunden bei uns verbringen“, betont der Landwirt.

Der Hof der Kaczmareks umfasst 220 Milchkühe. Hinzu kommen 165 Färsen und Jungtiere sowie ein Hofhund und rund 20 Katzen (Symbolfoto). Foto: Økologisk Landsforening

Wo kommt die Milch her?

Der Ökotag ist vor allem für Menschen und insbesondere für Familien „erfunden“ worden, die mit der Landwirtschaft ansonsten keine Berührungspunkte haben. Für sie kommen Milch, Joghurt und Käse aus der Kühltheke. 

Bevor die Milch allerdings im praktischen Tetra Pak auf dem Esstisch landet, muss sie produziert werden. Und dafür sind in der Regel die Milchkühe zuständig. „Um einen Liter Milch produzieren zu können, muss eine Kuh rund 200 Liter Wasser saufen“, erzählt Bo Kaczmarek. Diese und andere Fakten erfahren die Besuchenden seines Hofes nicht nur auf Infoschildern. „Wie viel das ist, machen wir zum Beispiel dem Publikum visuell anschaulich“, sagt der Landwirt.

Fragt einen Bauern

Seine eigene Familie, sowie aktuelle und frühere Mitarbeitende stehen für alle anderen Fragen bereit. „Sie werden an dem Badge ,Spørg en landmand’ gut zu erkennen sein“, verspricht Bo Kaczmarek. Dass das Konzept bei den Menschen ankommt, beweist ihm alljährlich eine Familie aus Mittjütland, die die knapp zweistündige An- und Rückreise auf sich nimmt, um dem Spektakel in Norderhostrup beizuwohnen. Dabei gebe es mehrere Höfe in ihrer Gegend.

Der ganze Hof in Norderhostrup wird am Ökotag zu einer großen Messefläche mit Informationen und Aktivitäten für Kinder und Erwachsene. Lebensmittelhersteller aus der Umgebung haben ihre Teilnahme angekündigt. Sie werden Geschmacksproben reichen. 

Nur zwei Höfe in Nordschleswig

In Nordschleswig gibt es mittlerweile nicht mehr so viele Betriebe, die am landesweiten Ökotag ihre Türen für Besuchende öffnen. Der Aufwand, den Kaczmarek und seine Kolleginnen und Kollegen betreiben müssen, ist nämlich nicht gerade gering. 

Außer in Norderhostrup kann man am 14. April nur in Broacker (Broager) auf dem Hof Stensigmose der Gebrüder Rasmus und Jesper Lehmann die Kühe tanzen sehen. Anzuraten ist, sich die kostenlosen Tickets schon bald zu sichern. Im vergangenen Jahr waren die Karten schnell vergriffen. 

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