Neue Heimat

Wegen des Klimas und der Mentalität: Michael und Patricia wohnen jetzt in Dänemark

Wegen des Klimas und der Mentalität: Ehepaar wohnt jetzt in Dänemark

Auch wegen des Klimas: Ehepaar ist nach Dänemark gezogen

Tingleff/Tinglev
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Michael und Patricia Schlattner sind mit Vierbeiner Leika nach Dänemark ausgewandert. Foto: kjt

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Jetzt oder nie, sagten sich Patricia und Michael Schlattner. Mit Mitte 50 hat das Paar die Zelte in Hessen abgebrochen und sich in Tingleff niedergelassen. Dass dort viele Angehörige der deutschen Minderheit leben, sei ein Segen, habe aber auch einen Nachteil, so Michael Schlattner mit einem Augenzwinkern. Standesbeamtin Patricia hat einen speziellen Nebenerwerb mit in die neue Heimat genommen.

Der Garten wird derzeit noch auf Vordermann gebracht. Das Haus im Vibevænget in Tingleff ist aber bereits umfangreich renoviert worden. Patricia und Michael Schlattner haben ihre Heimat Hessen hinter sich gelassen und leben seit Februar in Nordschleswig. 

Sie hatten sich schon länger vorgenommen, sich zu verändern und woanders hinzuziehen – „auch wegen der politischen Lage in Deutschland“, so Patricia Schlattner, ohne ins Detail zu gehen.

Die Wahl fiel schließlich auf Dänemark. „Wir hatten ein Wohnmobil und waren viel an der Küste hier im Norden. Es hat uns immer sehr gefallen“, erzählt die 57-Jährige, die ursprünglich aus dem Saarland kommt.

Den Norden ins Herz geschlossen

Die Begeisterung für den hohen Norden, für das Beschauliche und auch für die Gelassenheit der Menschen gab letztlich den Ausschlag, sich in Dänemark niederzulassen. 

„Auch wegen des milderen Klimas. Italien oder andere Länder im Süden kamen für uns nicht infrage. Es ist da einfach zu heiß“, so Michael Schlattner.

Haben sich in ihrem Haus im Vibevænget schon recht gut eingelebt: Patricia und Michael Schlattner. Foto: kjt

Als er sich als Mitarbeiter der Deutschen Telekom nach Flensburg versetzen lassen konnte, ging es Schlag auf Schlag. Die Suche nach einem Haus im Norden ging los, und da die Immobilienpreise in Dänemark deutlich niedriger sind, entschieden sich die Schlattners dazu, dort zu suchen. „Wir wollten ein Haus, das wegen der Arbeitsstelle in Grenznähe liegt. Die Wahl fiel schließlich auf das in Tingleff“, erwähnt Michael Schlattner.

Nette Aufnahme 

Sie hätten sich nach einem halben Jahr recht gut eingelebt und seien bemüht, Dänisch zu lernen, berichten die beiden Zugezogenen in ihrem neuen Wohnzimmer im Vibevænget.

Das Ehepaar Schlattber mit dem Dänischordner, der beim Pauken in der Freizeit allgegenwärtig ist. Foto: kjt

Bei der Verständigung hatten und haben Patricia und Michael einen leichten Einstieg. Wie es der Zufall will, wohnen in ihrem Straßenabschnitt gleich mehrere Angehörige der Deutschen Minderheit. „Sie haben uns sehr nett aufgenommen, und dass sie Deutsch sprechen, macht es natürlich einfacher“, sagt Michael Schlattner und erntet ein zustimmendes Nicken von der Gattin.

Der nette und freundliche Umgang mit den deutschsprachigen Nachbarn hat allerdings einen Haken. „Das verlangsamt ja eigentlich unser Dänisch-Lernen. Je mehr wir im Alltag mit anderen Dänisch sprechen, desto schneller lernen wir es. Eigentlich müssten wir mit allen hier Dänisch sprechen, aber man ist ja bequem“, so Michael Schlattner mit einem Lachen.

Die Schulbank drücken

Das mit dem Dänisch werde schon noch klappen, ist sich der 56-Jährige sicher. Davon ist auch Patricia überzeugt, obwohl sie ebenfalls in Deutschland arbeitet und als Mitarbeiterin des Standesamtes und der Einwohnermeldebehörde in Schaffund nicht mit der dänischen Sprache in Berührung kommt.

„Ich hätte auch gern in Dänemark angefangen, aber dafür hätten die Dänischkenntnisse besser sein müssen, wurde mir gesagt“, so die 57-Jährige.

Traurednerin und Hochzeitsplanerin

Beruflich als Standesbeamtin tätig, hat sie einen Nebenerwerb mit über die Grenze nach Dänemark genommen. Patricia Schlattner ist Traurednerin und Hochzeitsplanerin. Zu ihrer Kundschaft zählen in erster Linie Paare, die nicht in der Kirche sind und eine Alternative für eine zeremonielle Trauung wünschen.  

„Mein Ziel ist es, diesen Service auch in dänischer Sprache anbieten zu können“, so Patricia Schlattner.

Einen Auftrag hatte sie bereits in Dänemark. In Hirtshals arrangierte sie in enger Absprache mit der Braut und dem Bräutigam eine Hochzeit und hielt die Traurede. „Allerdings auf Deutsch. Es waren Zugezogene aus Deutschland, die über das Internet auf meinen Service und mich aufmerksam wurden“, erzählt die 57-Jährige.

Patricia und Michael Schlattner vor ihrem Haus im Vibevænget Foto: kjt

Für Patricia und ihren Mann heißt es nun, die Dänischkurse fortzusetzen und für die Zwischenprüfungen zu pauken. Sie hören sich regelmäßig gegenseitig ab, so Schülerin Patricia und Mitschüler Michael mit einem Schmunzeln. 

Deutsch bleibt präsent

Bei allem Wunsch, Dänisch zu lernen, mit Dänen viel in Kontakt zu kommen und sich in der dänischen Gesellschaft zu integrieren, schwebt dem Paar auch vor, den Kontakt zur Deutschen Minderheit und den Verbänden des Bundes Deutsche Nordschleswiger (BDN) zu suchen. „Das bietet sich an, wo es die Minderheit hier doch gibt“, so Michael Schlattner. „Wir werden uns auf der BDN-Seite mal schlau machen“, so der Neu-Tingleffer.

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