Deutsche Schule Pattburg

Sportlich in den Ruhestand: Lehrer Frank sagt „Tschüss“

Sportlich in den Ruhestand: Lehrer Frank sagt „Tschüss“

Sportlich in den Ruhestand: Lehrer Frank sagt „Tschüss“

Pattburg/Padborg
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Frank Hansen verlässt die Pattburger Schule nach 24 Jahren. Foto: kjt

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Frank Hansen betrat 2000 Neuland, als er den beruflichen Sprung über die Grenze wagte und als Lehrer an der Deutschen Schule Pattburg anheuerte. Das Arbeiten in einer Einrichtung der Minderheit war für den Sportlehrer aus Flensburg eine Premiere, er nahm die Herausforderung aber gern an. Jetzt naht der Ruhestand.

Jede Menge Abschied wird in diesem Jahr an der Deutschen Schule Pattburg gefeiert. 

Nicht nur von der siebten und der sechsten Klasse heißt es Abschied zu nehmen (in Pattburg gibt ab dem kommenden Schuljahr keine siebte Klasse mehr). „Tschüss“ werden alle auch dem sportlichen Allroundlehrer Frank Hansen sagen. Er hat sich dazu entschieden, mit bald 65 Jahren vorzeitig in den Ruhestand zu gehen.

Seit 2000 ist Frank Hansen an der Schule. 

Wie kam es zum Wechsel nach Pattburg? 

„Der Stellenmarkt in Schleswig-Holstein war gesättigt. Nach der Ausbildung zum Realschullehrer war ich von 1990 bis 2000 bei der Stadt Flensburg angestellt und habe mit Jugendlichen gearbeitet, die ihren Hauptschulabschluss nachholten. Das endete dann, und ich erfuhr zufällig, dass an der Deutschen Schule Tondern (Tønder) eine Lehrkraft mit Schwimm-Lehrbefähigung gesucht wurde“, erzählt Frank Hansen im Gemeinschaftsraum seiner Pattburger Wirkungsstätte.

Zunächst in Tondern versucht

Er habe damals mit dem Tonderner Schulleiter Rainer Iwersen und dessen Konrektor ein nettes Gespräch gehabt, habe aber nicht zusagen wollen, nach Tondern zu ziehen, da er seinen Lebensmittelpunkt in Flensburg habe. 

„Ich wollte nichts vorgaukeln. Das ist nicht meine Art. Sie sagten mir dann, ich sollte auf dem Rückweg doch mal in Pattburg vorbeifahren, da dort ebenfalls eine Lehrkraft mit Schwimm-Lehrbefähigung gesucht wird“, erinnert sich der Realschullehrer, dessen Hauptfächer im Studium in Flensburg Sport und Deutsch waren.

Wenn auch nicht direkt auf dem Rückweg, so blieb Frank Hansen am Ball und meldete sich beim damaligen Schulleiter Helmut Thomßen (†).

Frank Hansen hatte zunächst mit einer Stelle in Tondern geliebäugelt. Foto: kjt

„An der Schule traf ich als Erstes auf Heise (Hausmeister Hans Uwe Hartung, red. Anm.) und sagte, dass ich Herr Hansen bin und zu Herrn Thomßen möchte. Heise meinte nur, ‚Helmut heißt er, der ist dahinten’. Das war die erste Begegnung“, erzählt Frank Hansen mit einem Schmunzeln.

Locker und zwanglos ging es zu. 

Als Kulturschock wolle er seinen Einstieg in Nordschleswig allerdings nicht bezeichnen.  

„Als Sportler liegt mir das ,Du' eigentlich auch näher als das ,Sie'. Es war von Anfang an einfach nett“, so Hansen, der die Stelle in Pattburg schließlich bekam.

Minderheitenaspekt im Blick

Das Arbeiten an einer Minderheitenschule mit überschaubaren Klassengrößen habe er zu schätzen gelernt. In Leck groß geworden hat er als Handballer oft gegen Mannschaften aus der Minderheit gespielt, „unter anderem auch beim Rapstedter Turnier. Der Minderheitenaspekt war damals aber nicht präsent. In der Jugend wurde vieles ja unpolitisch gesehen. Die Minderheit und den kulturell-geschichtlichen Hintergrund habe ich erst hier so richtig kennengelernt, auch die Bedeutung des Zusammenspiels der Institutionen.“

Auch wenn er außerhalb des Unterrichts keine Ämter in der Volksgruppe übernahm und kurz hinter der Grenze wohnen blieb, so war der Minderheitenaspekt in seiner Lehrertätigkeit stets präsent, betont Frank Hansen.

Er habe es immer als Verpflichtung gesehen, die Kultur, die Sprache und die Geschichte der Minderheit im Umgang mit den Schülerinnen und Schülern einfließen zu lassen, so Frank Hansen.

 „Wer hier wohnt oder hier herkommt und die Institutionen der deutschen Minderheit in Anspruch nimmt, muss sich auf sie einlassen“, sagt der bald ehemalige „Pauker“.

Enge Bindung zu Schulkindern und deren Eltern

Er habe viel Positives im Schulsystem in Dänemark und in der Minderheit erlebt. Eine längere Bindung dank eines durchgehenden Schulverlaufes über die 4. Klasse hinaus, wie es in Deutschland der Trend ist, „sehe ich als großes Plus. Auch ein enges Vertrauensverhältnis zu den Eltern kommt zustande.“

Frank Hansen hängt den Lehrerberuf demnächst an den Nagel. Foto: kjt

Förderlich seien dabei die kleinen Klassengrößen. „Es kann auch zu klein werden, in Pattburg hat es aber meist gepasst. Es waren konstant um die 70 Kinder oder mehr“, sagt der Lehrer. Er habe als Klassenlehrer oft zwischen 10 und 12 Schülerinnen und Schüler, und das sei eine gute Größe.

„Man muss es aber auch zu nutzen wissen. Dazu gehört, eine Bindung zu den Kindern und Eltern aufzubauen“, so das Credo des Realschullehrers.

Wer hier wohnt oder hier herkommt und die Institutionen der deutschen Minderheit in Anspruch nimmt, muss sich auf sie einlassen.

Frank Hansen

Das Pauschalurteil, dass die Kinder von heute schwieriger, weil verhaltensauffälliger und lernschwächer sind, lässt Frank Hansen nicht gelten, zumindest nicht für die Pattburger Schule.

Schülerinnen und Schüler durchaus lernwillig

„Das kann ich so nicht wiedererkennen. Natürlich gibt es in der Gesellschaft mit der zunehmenden Digitalisierung Herausforderungen und im Bildungssektor sicherlich auch Probleme. Die Rahmenbedingungen werden nicht einfacher. Dass Kinder schwieriger sind, würde ich so aber nicht stehen lassen. Ich erlebe hier lernwillige und lernfähige Kinder, und ich bin im Moment in der glücklichen Lage, als Klassenlehrer eine sehr nette und lernbereite 5. Klasse zu haben“, so Hansen, dem noch eine gute Woche bleibt, ehe es offiziell in den Ruhestand geht.

Ausruhen – aber auch Bewegung

Was ein Sportlehrer im Ruhestand macht, liegt auf der Hand. Mit Handball hat Frank Hansen vor einigen Jahren im zarten Alter von Anfang 60 zwar aufgehört, Tennis und Fußball kicken mit alten Handball-Kumpels stehen allerdings weiterhin auf dem Aktivitätskalender, wie auch Skilaufen und das Fahrrad fahren. 

Nicht zu vergessen ist das Skatspielen mit alten Freunden. Das darf auch im Ruhestand nicht fehlen.

„Erst einmal aber ausruhen und entschleunigen“, lautet die Devise des baldigen Pensionärs.

Seine Frau Sabine ist ebenfalls Lehrerin und seit drei Jahren im Ruhestand.  Bald haben beide noch mehr Zeit für gemeinsame Unternehmungen. 

Die großen, monatelangen Reisen plane man nicht. Hier und da mal auf Achse sein, das werde sicherlich vorkommen. „Ansonsten haben wir einen großen Garten und wollen den Kontakt zu Familie und Freunden noch mehr pflegen“, sagt der 64-Jährige.

Auch die Großelternrolle werde man auskosten und weiterhin viel Zeit mit den Enkeln verbringen. 

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