Deutsche Minderheit

Ein Jahr Nachschule in DK: Greta und Matteo haben ihren MSA in der Tasche

Nachschule in DK: Greta und Matteo haben ihren MSA in der Tasche

In DK: Greta und Matteo haben ihren MSA in der Tasche

Tingleff/Tinglev
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Haben an der Nachschule in Tingleff den deutschen Schulabschluss geschafft: Matteo und Greta aus Deutschland. Foto: kjt

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An der Deutschen Nachschule Tingleff ist es möglich, sowohl den dänischen als auch den deutschen Volksschulabschluss zu machen. Greta und Matteo aus Deutschland haben diese Möglichkeit genutzt. Das Nachschuljahr hatte für beide aber noch viel mehr zu bieten.

„Glückwunsch, Greta. Eine 12. Das ist ja super!“

Die Gratulation von Lehrkraft Karin Warm im Sekretariat der Deutschen Nachschule TIngleff kam am Freitag prompt und von Herzen. Greta Tostmann hatte soeben eine 12, in Deutschland vergleichbar mit einer 1, im Fach „Deutsch Muttersprache“ bekommen. 

Es war für die 16-jährige Zehntklässlerin die letzte Prüfung für den deutschen „Mittleren Schulabschluss“ (MSA), vergleichbar mit dem früheren Realschulabschluss.

Der MSA kann an der Tingleffer Nachschule neben dem dänischen Volksschulabschluss gemacht werden, und Greta aus Scharbeutz hat ihn nun in der Tasche. 

Das hat auch Schulkamerad Matteo Breitmeyer aus Hannover. Er bestand die Prüfung in Deutsch ebenfalls mit einer 12. 

Auslandsjahr angestrebt

Den MSA-Abschluss hatten beide gar nicht mal gezielt angepeilt. Beiden schwebte in erster Linie ein Auslandsjahr vor, wie sie in einem Gespräch in ihrer Wirkungsstätte erwähnen.

Dass es für Greta Dänemark und die Tingleffer Nachschule wurde, hat einen familiären Hintergrund. 

„Meine Oma ist Dänin, und ich habe Cousins in Dänemark. Über sie habe ich einiges über das Schulwesen in Dänemark und über Nachschulen erfahren. Ich habe dann auch etwas von der deutschen Nachschule gehört und sagte mir, dass das vielleicht etwas wäre, wo ich doch kein Dänisch kann“, erzählt Greta mit einem Lächeln. 

Dänisch hat sie während ihres Jahres an der Internatsschule dazugelernt – sei es im Unterricht oder im Austausch mit den anderen Schülerinnen und Schülern, die aus ganz Dänemark und eben Deutschland kommen.

Guter erster Eindruck

Matteo war über Recherchen seiner Mutter auf die Tingleffer Nachschule gestoßen. „Wir haben uns die Infos angeschaut, und ich bin mit meiner Mutter hergefahren und habe mir alles angesehen. Es gefiel uns“, berichtet der 16-Jährige. 

Ihm hat der Nachschulalltag in Nordschleswig so sehr zugesagt, dass er im kommenden Schuljahr auf das Deutsche Gymnasium für Nordschleswig (DGN) in Apenrade wechseln möchte.

Matteo und Greta blicken gern auf ihr Jahr an der Deutschen Nachschule Tingleff zurück. Foto: kjt

„Auch das DGN habe ich mir angeschaut und war gleich angetan“, so Matteo, der eigentlich davon ausging, nach dem Jahr in Tingleff wieder nach Deutschland zu gehen. Nun bleibt er erst einmal.

Greta war hin- und hergerissen. Auch sie habe im Nachhinein überlegt, ans DGN zu wechseln. „Das hätte dann aber bedeutet, dass ich im Internat leben würde und somit das vierte Jahr in Folge von zu Hause weg bin. Ich wäre dann ja schon ausgezogen“, sagt die 16-Jährige. Sie wird nun in Deutschland in eine gymnasiale Oberstufe wechseln.

In einem lockeren Interview auf dem Außengelände vor dem Speiseraum schwärmen beide vom Schuljahr in Tingleff.

Lehrkräfte als Kumpels

„Das Verhältnis zu den Lehrern ist im Gegensatz zu Deutschland viel lockerer und auch enger. Sie sind fast wie Freunde. Man kann mit ihnen Witze machen und sie auch mal schubsen“, sagt Greta schmunzelnd.

Matteo pflichtet ihr bei: „Man ist mit den Lehrerinnen und Lehrern viel mehr zusammen und hat sie auch in der Freizeit um sich. Man ist fürs Lernen sehr gut betreut.“

Das Verhältnis zu den Lehrern ist im Gegensatz zu Deutschland viel lockerer und auch enger. Sie sind fast wie Freunde. Man kann mit ihnen Witze machen und sie auch mal schubsen.

Greta Tostmann

Im Unterricht bekam es Greta viel mit digitalen Hilfsmitteln zu tun. Ständiger Begleiter und wichtiges Arbeitsgerät wurde der Laptop. „Das war eine neue, aber positive Erfahrung. Das kannte ich so aus Deutschland nicht.“

Das Jahr an der Nachschule hatte aus ihrer Sicht auch noch einen nicht zu unterschätzenden soziologischen Mehrwert. „Man lernt zu putzen, aufzuräumen und selbstständiger zu werden. Das ist letztlich ja gar nicht so schlecht“, sagt Greta. Sie kann den ungeliebten häuslichen Pflichten im Schulalltag so kurz vor Toresschluss doch noch Positives abgewinnen.

Viel los und viel zusammen

Das Abwechslungsreiche, die vielen Gemeinschaftsaktionen und Ausflüge haben für Matteo in der Summe zu einem spannenden Nachschulaufenthalt beigetragen. Mit den anderen Schulkameradinnen und -kameraden sei er trotz mangelnder Sprachkenntnisse gut ausgekommen.

Greta geht nach ihrem Jahr in Tingleff zurück nach Deutschland ans Gymnasium, Matteo möchte in Dänemark bleiben und ans DGN wechseln. Foto: kjt

Wie es an der Nachschule üblich ist, werden die Dreier- und Zweierzimmer erst einmal „gemischt“ zusammengesetzt. Im Dreier-Zimmer von Matteo war ein dänischer Schüler einquartiert. „Das war sprachlich zunächst etwas schwierig, wir haben uns aber gut verstanden und sind das ganze Jahr im Zimmer zusammengeblieben.“

Die Möglichkeit, sich nach der Halbzeit eine andere Unterbringung zu wünschen, kam im Zimmer von Matteo nicht in Betracht.

Mal englisch, mal dänisch, mal deutsch

Greta und ihre Mitbewohnerinnen mussten sich auch erst an die Sprachbarrieren gewöhnen. Es wurde ein internationales Miteinander.

„Das eine Mädchen konnte sowohl Deutsch als auch Dänisch. Für sie war es leichter. Wir haben anfangs Englisch geredet und dann vereinbart, im Wechsel eine Woche nur Deutsch und eine Woche nur Dänisch im Zimmer zu sprechen. Das war schon gewöhnungsbedürftig“, erzählt die frischgebackene MSA-Absolventin mit einem Lachen.

Für sie und Matteo steht „nur noch“ die Prüfung in „Dänisch Fremdsprache“ auf dem Programm, die für den MSA-Abschluss nicht von Bedeutung ist. Danach kommt der angenehme Teil.

In der kommenden Woche ist Abschlusswoche mit nettem Rahmenprogramm, erwähnen die beiden Jugendlichen voller Vorfreude.

Allerdings wird es auch darum gehen, die Zimmer und Flure aufzuräumen und darin sauber zu machen. Aber auch das ist an der Nachschule ja gelehrt worden!

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