Klimafreundlicher Verkehr
DSB stellen Weichen für mehr Fernzüge nach Deutschland
DSB stellen Weichen für mehr Fernzüge nach Deutschland
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Das staatliche dänische Bahnunternehmen hat acht weitere Zuggarnituren und Steuerwagen beim spanischen Hersteller Talgo bestellt. Bis zur Inbetriebnahme des neuen Materials ab Mitte 2024 sollen ab Juni DSB-Zweisystemloks mit deutschen IC-Waggons zwischen Kopenhagen und Hamburg rollen. Weiterhin gibt es jedoch offene Fragen zur Anbindung Tingleff-Flensburg.
Die Dänischen Staatsbahnen (DSB) setzen verstärkt auf mehr klimafreundlichen Fernverkehr nach Deutschland. Nachdem das Unternehmen 2020 zunächst acht Zuggarnituren beim spanischen Bahntechnikhersteller Talgo für den Verkehr über die deutsch-dänische Grenze geordert hatte, ist der Auftrag kürzlich deutlich erweitert worden.
Ab 2024 neue Züge zwischen Kopenhagen und Hamburg
Das Unternehmen Talgo, das ähnliche Züge, bespannt mit elektrischen Lokomotiven, auch an die Deutsche Bahn (DB) liefert, ist von DSB mit der Lieferung von weiteren acht Zuggarnituren beauftragt worden. Damit wird ab 2024 neues Material auf der verstärkt als klimafreundliches Verkehrsangebot nachgefragten Verbindung Kopenhagen-Hamburg zur Verfügung stehen. Talgo wird auch 16 Steuerwagen an die DSB liefern.
Damit können die neuen Schnellzüge mit jeweils nur einer der 200 Stundenkilometer schnellen DSB-Vectron Lokomotiven bespannt werden, die mit dänischen Bahnstrom (25 KV/50 Hertz) und auch unter deutschen Fahrdrähten mit 15 KV und 16,7 Hertz Wechselstrom fahren können.
Das Eisenbahnmagazin „Lok Report“ meldet, dass der Auftrag der DSB nach Spanien inzwischen perfekt ist.
Mehr Effizienz durch Steuerwagen
Mit den Steuerwagen entfällt auch die Planung, die neuen Züge an beiden Zugenden mit einer 8.700 PS starken Vectron-Lok („Sandwich-Formation“) zu bespannen, was unnötig Lok-Kapazitäten gebunden hätte.
Es ist billiger und energieeffizienter, mit einer Kombination aus einer Lokomotive und einem Steuerwagen anstelle von zwei Lokomotiven zu fahren.
Jürgen Müller, DSB-Direktor für Strategie und Zugmaterial
„Es ist billiger und energieeffizienter, mit einer Kombination aus einer Lokomotive und einem Steuerwagen anstelle von zwei Lokomotiven zu fahren“, erläutert Jürgen Müller. Er ist Direktor für Strategie und Zugmaterial bei DSB. Die Steuerwagen, die im Bahnhof Hamburg Hauptbahnhof das Rangieren überflüssig machen, werden voraussichtlich erst 2028 zum Einsatz kommen. Vorher dürfte auch die Strecke von Fredericia nach Aarhus zur Bedienung der Jütland-Metropole nicht elektrifiziert sein.
Bisher Einsatz der Loks fast nur im Regionalverkehr
Von den umweltfreundlichen Elektroloks des deutschen Herstellers Siemens setzen die DSB bereits 42 Exemplare als Baureihe EB ein. Allerdings werden sie bisher vor allem im Regionalverkehr auf Seeland mit Doppelstockwagen eingesetzt.
Geplant ist, ab Mitte dieses Jahres Vectron-Loks zwischen Kopenhagen und Hamburg mit von der Deutschen Bahn angemieteten älteren IC-Waggons einzusetzen.
Mehr Platz in Zügen Kopenhagen-Hamburg in Sicht
Damit könnten die bisher dort genutzten IC3-Dieseltriebwagen der DSB abgelöst werden, die nicht nur wenig umweltfreundlich sind, sondern auch oft viel zu wenig Platz für die auf klimafreundliches Reisen ausgerichtete Kundschaft bieten. Nur wenige der IC 3 sind für Fahrten auf deutschen Gleisen technisch ausgerüstet, was die Kapazitäten begrenzt.
Bahnverkehr kaum Thema bei deutsch-dänischer Verkehrskonferenz
Im deutsch-dänischen Grenzland wird außerdem kritisiert, dass die Züge der Verbindung Kopenhagen-Hamburg nicht die Bahnstationen in Grenznähe bedienen, obwohl sie unter anderem wegen der Grenzkontrollen im Bahnhof Pattburg (Padborg) halten.
Erstaunlicherweise war der nach Ansicht der deutsch-dänischen Grenzregion unzureichende Bahnverkehr bei der jüngsten deutsch-dänischen Verkehrskonferenz auf der Insel Röm (Rømø) so gut wie kein Thema. Dabei ist aktuell weiter offen, wie nach Inbetriebnahme der von DSB beim französischen Hersteller Alstom georderten elektrischen Coradia Stream-Triebwagen der Verkehr zwischen Jütland und Schleswig-Holstein fortgesetzt werden kann. Die neuen elektrischen Triebwagen, sie werden auch als IC5 bezeichnet, die anstelle der bisherigen IC3-Dieselzüge fahren sollen, können nach neuestem Stand erst 2025 in Betrieb gehen. Sie sind nicht für deutschen Bahnstrom geeignet. Ohnehin sollen in Nordschleswig die dänischen Regionalzüge künftig von Kolding kommend bis Tingleff (Tinglev) und von dort weiter nach Sonderburg (Sønderborg) rollen.
Regionalverkehr Flensburg-Tingleff mit deutsche Zügen?
Für die Verbindung Tingleff-Pattburg-Flensburg ist der Einsatz von Elektrotriebwagen mit Batterie der Linie nach Kiel und elektrischen Zweisystemzügen der Linie Hamburg-Neumünster-Flensburg im Gespräch. Der schleswig-holsteinische Nahverkehrsverbund Nahsh hat bei den Ausschreibungen jeweils die Option eines Einsatzes der neuen Züge über die deutsch-dänische Grenze berücksichtigt.
Ausbau Niebüll-Tondern-Esbjerg für mehr Tempo
Von der deutsch-dänischen Verkehrskonferenz war auch eine Initiative zur Beschleunigung der Züge zwischen Niebüll (Nibøl), Tondern (Tønder) und Esbjerg erwartet worden. Dort wird die neue europäische digitale Signaltechnik auf deutscher und dänischer Seite der Grenze installiert.
Mit neuen elektrischen Triebwagen mit Batterie oder Brennstoffzellen könnten bei Tempo 120 die Fahrzeiten dieser für Grenzpendelnde und im Urlaubsverkehr immer wichtigeren Verbindung deutlich reduziert werden. Von und nach Niebüll setzt die Deutsche Bahn ihre bei Talgo bestellten Zuggarnituren in einigen Jahren im Intercityverkehr ein, bespannt mit Vectron-Loks mit Elektro- und Dieselantrieb.