Ruhestand
Pastor Witte: „Alles hat seine Zeit“
Pastor Witte: „Alles hat seine Zeit“
Pastor Witte: „Alles hat seine Zeit“
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Nach 41 Jahren im Dienst ist Ende Mai Schluss: Pastor Martin Witte, der in den vergangenen sechseinhalb Jahren im Pfarrbezirk Süderwilstrup der Nordschleswigschen Gemeinde tätig war, geht in den Ruhestand. Im Abschiedsinterview mit dem „Nordschleswiger“ blickt er auf die facettenreichen Arbeitsjahre und seine Zeit in Nordschleswig zurück.
Sechseinhalb Jahre ist es her, seit Pastor Martin Witte nach Nordschleswig, genauer gesagt nach Kelstrup, gezogen ist, um bei der Nordschleswigschen Gemeinde die Stelle als Pastor für den Pfarrbezirk Süderwilstrup anzutreten.
Zuvor war der aus Teterow in Mecklenburg-Vorpommern stammende Theologe unter anderem in Rostock, im schwedischen Malmö und auf der Hallig Hooge als Pfarrer tätig. In Nordschleswig hat sich Martin Witte nicht nur als orgelspielender Pastor und Leiter des Wilstruper Chores einen Namen gemacht, sondern sich mit seiner Art und seinem Wirken bei zahlreichen Gemeindenachmittagen und Gottesdiensten in den Kirchen zu Wilstrup (Vilstrup), Oxenwatt (Oksenvad), Loit (Løjt), Ries, (Rise), Osterlügum (Øster Løgum) und Jordkirch (Hjordkær) auch einen Platz in den Herzen der Gemeindemitglieder gesichert.
Nach nunmehr 41 Jahren im Dienst der Kirche geht Martin Witte Ende Mai in den Ruhestand. Doch vorher hat sich der Pastor noch einmal mit dem „Nordschleswiger“ zu einem Interview getroffen und verraten, was er aus Nordschleswig am meisten vermissen wird.
Martin, in wenigen Wochen gehst du in den Ruhestand. Doch was hat dich vor sechseinhalb Jahren eigentlich nach Nordschleswig verschlagen?
Das war das Gefühl, dass es eine richtig passende Pfarrstelle ist. Wir sind von Hooge weg, obwohl ich mich dort sehr wohlgefühlt habe. Das lag vor allem daran, dass es in der Familie Bedarf gab, mehr vor Ort zu sein. Der Bruder meiner Frau war lungentransplantiert, weshalb meine Frau kaum noch auf der Hallig war. Auch unsere Eltern haben mehr Fürsorge benötigt, zudem kamen unsere Enkelkinder auf die Welt. Das waren alles Gründe, weshalb wir gesagt haben, wir können nicht auf der Hallig bleiben. Da ist man doch ganz schön abgeschnitten und kann aufgrund der Fähren nicht einfach spontan los.
Wir hatten auch überlegt und bei der Kirche angefragt, ob es möglich ist, dass ich auf dem Festland wohne und nur zum Dienst rüberfahre, aber das geht kirchenrechtlich nicht. Daher haben wir uns dann doch entschlossen, wieder aufs Festland zu gehen. Bei der Suche nach einer Stelle sah ich die Ausschreibung der Nordschleswigschen Gemeinde. Die Pfarrstelle hatte auch wieder ein bisschen etwas von dem Auslandsflair, das ich aus meiner Zeit in Malmö kannte. So habe ich mich schließlich beworben und hatte auch gleich einen guten Start.
Als Pastor in Süderwilstrup bist du viel herumgekommen in Nordschleswig, schließlich erstreckt sich dein Pastorat über einen nicht gerade kleinen Einzugsbereich. Was waren denn deine liebsten Aufgaben oder Tätigkeiten hier? Und gab es Unterschiede zu deinen früheren Pfarrstellen?
Mir war es immer wichtig, in allen Pfarrstellen den unmittelbaren Kontakt zu den Menschen zu pflegen. Ich habe deshalb nie große Gemeinden gesucht. So war es mir eigentlich immer möglich, direkten Kontakt mit den Menschen zu haben, also auch Besuche zu machen und eben nicht nur Verwaltungsaufgaben und Amtshandlungen wahrzunehmen. Das war in Nordschleswig in diesem Sinne auch gar nicht viel anders als in den Gemeinden, in denen ich zuvor in Deutschland und in Schweden tätig war. Was hier in Nordschleswig natürlich anders war, ist das Miteinander mit der dänischen Kirche. Das war für mich auch total spannend, Kontakt zu knüpfen mit den Pastorinnen und Pastoren, auch mit den dänischen Kantorinnen und Kantoren sowie den Kirchendienerinnen und Kirchendienern. Das ist eine richtig schöne Erfahrung gewesen, muss ich sagen.
Ob in Mecklenburg-Vorpommern, in Schweden, auf der Hallig Hooge oder hier in Nordschleswig – du hast schon vielerorts als Pastor gearbeitet. Wo hat es dir am besten gefallen?
Es hatte alles seinen Charme. Ich kann also tatsächlich gar keine Priorität setzen. Ich bin auch sehr dankbar dafür, dass ich in meiner Dienstzeit so viel Neues immer wieder kennengelernt habe. Dass ich Neues gelernt habe, auch immer wieder neu herausgefordert war. Dadurch habe ich so eine Vielfalt kennengelernt. Und wirklich alles hatte seinen Reiz.
Nun steht der Ruhestand an. Hast du etwas geplant? Worauf freust du dich?
Ich freue mich, wieder mehr Zeit mit der Familie zu verbringen. Da freue ich mich richtig drauf. Mit Tina, meiner Frau, die ebenfalls Theologie studiert und mich in all den Jahren stets unterstützt hat, mit meinen drei Töchtern, die alle erwachsen sind, und mit den Enkelkindern Zeit zu verbringen. Die Möglichkeit zu haben, dann auch mal mehrere Wochen in Schweden zu sein oder auch in Kiel, wo meine jüngste Tochter wohnt. Und dann freue ich mich darauf, wieder mehr Orgel zu spielen.
Ihr zieht in Kürze von Kelstrup nach Schleswig. Was wird dir aus Nordschleswig am meisten fehlen? Was nimmst du aus deiner Zeit hier mit?
Vermissen werde ich wirklich die Menschen. Begegnungen, die ich hatte mit Gemeindemitgliedern. Ich habe so viel zurückbekommen, auch Dankbarkeit. Da kann ich so froh sein. Das ist toll, und das hat mich natürlich auch erfüllt. Bis hin auch zu Kontakten zu dänischen Mitarbeitern. Da möchte ich vor allem Ole Plauborg Jensen nennen, den Organisten von Loit. Das ist fast wie eine Freundschaft geworden, weil er so begeistert bei den deutschen Gottesdiensten dabei ist. Er hat sogar ein kleines Orgelstück für uns eingespielt, als ich in der Corona-Zeit digitale Grüße verschickt habe, weil wir keine Gottesdienste halten konnten. Diese Kontakte, die werde ich schon ein bisschen vermissen, ohne Frage. Aber ich sehe das so: Alles hatte und hat seine Zeit, und deshalb freue ich mich jetzt auch total auf den Ruhestand.
Gibt es noch etwas, das du der Gemeinde zum Abschied sagen möchtest?
Ich finde, dieser gute, enge Kontakt mit den dänischen Gastkirchen, also der dänischen Volkskirche, der ist wichtig für unsere Nordschleswigsche Gemeinde. Obwohl wir nicht direkt dazugehören. Aber wir leben ja miteinander, und dieses Miteinander ist so ein Reichtum. Gleichzeitig können wir auch froh sein über das, was wir mit unserer deutschen Sprache, mit unserer deutschen Tradition haben und sollen das auch gerne leben und nicht verstecken. Ich habe daher immer mal wieder kleine Grußworte an die dänischen Gemeinden geschrieben. Einfach, damit wir dort auch vorkommen. Denn die Kirchenblätter landen ja in allen Häusern. Natürlich auf Dänisch, aber ich habe immer wieder ganz viele deutsche Sätze eingebaut. Ich finde, das ist eine gute Brücke. Diese Brücken auch in Zukunft weiterzubauen, das wäre prima.