Mobilität

Wutausbrüche beim Autofahren: Wenn die Geduld schwindet

Wutausbrüche beim Autofahren: Wenn die Geduld schwindet

Wutausbrüche beim Autofahren: Wenn die Geduld schwindet

Dänemark
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Über Fahrerinnen und Fahrer mit Handy am Steuer regen sich viele auf. Foto: Pexels/Norma Mortenson

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Während der Autofahrt ruhig zu bleiben, ist nicht immer einfach – unerwartet gefährliche Situationen ergeben sich durch andere Personen immer wieder. Autofahrende regen sich deswegen immer wieder im dänischen Straßenverkehr über fahrlässige Aktionen auf. Verkehrsexpertinnen und -experten erklären, warum Gelassenheit im Verkehr sinnvoll ist.

Dichtes Auffahren, während des Fahrens am Handy telefonieren, rote Ampeln ignorieren. Das sind laut einer Umfrage des dänischen Verkehrssicherheitsrates für mehr als die Hälfte aller Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer die ärgerlichsten Vorkommnisse auf den dänischen Straßen.

Ärger im Verkehr

Situationen wie diese verärgern Autofahrerinnen und -fahrer. „Wenn man sich von einem anderen Fahrer unter Druck gesetzt fühlt, zum Beispiel weil er zu dicht auffährt, hat man auch das Gefühl, dass man schneller fahren und etwas Unsicheres tun muss, um aus der Situation herauszukommen“, erklärt die leitende Projektmanagerin Liv Knoblauch Kofoed-Jensen vom „Rådet for Sikker Trafik“. 

Dennis Lange, der Chefberater des Interessenverbandes der Autobesitzer (FDM) versteht den Ärger ebenfalls. „Es ist auch ein Sicherheitsaspekt.“ Habe der oder die Vorausfahrende ein Problem mit dem Auto, sei bei dichtem Auffahren wenig Zeit zum Bremsen.

Nah aufeinander fahrende Autos stressen die meisten. Foto: Pexels/Nile

Aufregen ist fast die Regel

Die Reaktion auf ein solches Ärgernis kann unterschiedlich ausfallen. Eine Umfrage dazu hat das Forschungsinstitut Kantar Gallup im Auftrag der Versicherung Gjensidige im Februar und März 2023 durchgeführt. Das Ergebnis zeigt, dass aggressives Verhalten, Fluchen und gewalttätige Gesten viele dänische Autofahrerinnen und Autofahrer täglich begleiten.

Fast jede zweite Person hat schon mal im Straßenverkehr eine negative Geste abbekommen. Von jemand anderem angeschrien wurde schon jede dritte Person. 20 Prozent der Befragten wurden mindestens einmal beleidigt.

Henrik Sagild, Direktor der Schadensabteilung bei Gjensidige, sagt zu diesen Werten Folgendes: „Aggressives Verhalten ist nie angebracht, vor allem nicht im Straßenverkehr. Menschen, die im Verkehr mehr mit dem Fahren anderer beschäftigt sind, konzentrieren sich offensichtlich weniger auf das Geschehen auf der Straße. Und wenn wir wissen, wie gefährlich Unaufmerksamkeit im Verkehr ist, ist es zutiefst unverantwortlich, seine Zeit auf andere Verkehrsteilnehmer zu verwenden.“

Wer eine rote Ampel ignoriert, gefährdet nicht nur sich selbst. Foto: Unsplash/Sébastien Barbieri

Ein Verkehrsrowdy kommt selten allein

Die Studie des dänischen Verkehrssicherheitsrates zeigt allerdings, dass niemand es mit den Regeln so genau nimmt. Zwar ärgert sich ein Teil der Fahrenden über Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer, die das Tempolimit überschreiten, ein Großteil der Befragten fährt aber auch mal selbst zu schnell. Ebenso ärgern sich viele, wenn der Hintermann dicht auffährt. Trotzdem geben manche zu, dass sie selbst schon mal den Vordermann in dieselbe Lage bringen.

Was also deutlich wird: Viele Autofahrerinnen und -fahrer regen sich über andere auf, verstoßen dann aber selbst gegen die Verkehrsregeln, so Liv Knoblauch Kofoed-Jensen: „Die meisten Menschen kennen die Straßenverkehrsregeln, aber wenn wir dagegen verstoßen, denke ich, dass wir das in der jeweiligen Situation für vertretbar halten und eine Ausnahme machen können.“

Hinter dem Steuer nimmt man es mit den Regeln manchmal nicht ganz so ernst. Foto: Archivfoto

Eigene Reaktionen weniger drastisch

Die Ergebnisse der Umfrage von Kantar Gallup zeigen auch, dass Autofahrerinnen und Autofahrer ihre eigenen Reaktionen im Straßenverkehr weniger schlimm finden als die der anderen. 

Nur einer von vier Befragten hat in Richtung anderer beleidigende Gestiken gezeigt, einer von fünf hat andere angeschrien, und einer von zehn hat andere beleidigt. „Es ist oft einfacher, auf die Fehler der anderen im Straßenverkehr hinzuweisen, als nach innen zu schauen“, sagt Sagild. Am sichersten für alle wäre ihm zufolge, seine Zeit nicht mit wütenden Gesten und Missfallensbekundungen zu verbringen, sondern einfach mit dem Fahren.

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