Kulturkommentar
„Fernweh nach zu Hause“
Fernweh nach zu Hause
Fernweh nach zu Hause
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Junge Menschen in Deutschland und in Dänemark sind sehr reisefreudig. Viele machen Urlaub vom Stress, ihrem Alltag und ihren eigenen vier Wänden. „Nordschleswiger“-Praktikantin Nele Dauelsberg schreibt, dass wir uns mehr darüber freuen sollten, nach der Auszeit wieder ins traute Eigenheim zurückzukehren.
Wir sollen rausgehen, in die Welt schauen und etwas erleben. Das Jahr nach der Schule in Australien scheint schon fast obligatorisch. Wer das nicht macht, sollte sich mindestens in Afrika oder Südamerika in einem sozialen Projekt engagieren.
Immer mehr Menschen plädieren für ihr „Gap-Year“ oder Sabbatjahr, bei dem sie angeblich die beste Zeit ihres Lebens hatten. Die Einstellung „Weltenbummler“ ist kein Unikat mehr, sondern Massenware.
Klar: Mit einem ausgebauten Ford Transit die Nationalparks der USA hautnah zu erleben, klingt verlockend. Nur mit einem Rucksack durch die Landschaft und Berge Spaniens zu wandern, klingt abenteuerlich. Und den Spuren der Hobbits in Neuseeland zu folgen, klingt träumerisch.
Doch nicht immer verläuft das Abenteuer wie geplant. Manchmal hat auch der Ford Transit einen Platten, Rucksäcke sorgen für schmerzende Schultern, und sogar Neuseeland hat Ecken, die nicht so malerisch sind wie in J. R. R. Tolkiens Fantasie.
Die meisten haben wahrscheinlich wirklich die beste Zeit ihres Lebens, wenn sie die große Welt für sich entdecken. Trotzdem ist nicht jeder Ausflug und jede Erfahrung eine Reise nach Mekka. Deshalb sollten wir lernen und akzeptieren, dass weltenbummeln gelegentlich nicht perfekt und zauberhaft ist.
Urlaube und Auszeiten sind und bleiben, was sie sind. Deshalb ist es doch umso wichtiger zu lernen, sich endlich wieder auf zu Hause und nicht nur auf die Ferne zu freuen. Wir sollten es uns dort so schön machen, dass wir uns wie im Urlaub fühlen. Sodass wir, unterwegs an Regentagen, wissen, ein kuscheliges Bett, das gemütliche Wohnzimmer und unsere liebevoll eingerichtete Küche warten daheim auf uns.
Wir sollten aufhören, uns nur in der Heimat auf den Urlaub zu freuen, sondern endlich anfangen, uns im Urlaub auch auf die Heimat zu freuen. Wir müssen anfangen, Fernweh nach zu Hause zu hegen!