Kulturkommentar
„Hunderte Fotos, aber für wen?“
Hunderte Fotos, aber für wen?
Hunderte Fotos, aber für wen?
Soziale Medien beeinflussen immer mehr unseren Alltag. Gerade junge Menschen können sich eine Welt ohne Facebook & Co nicht mehr vorstellen. Naomi Stieglmaier schreibt darüber, welche Nachteile die virtuelle Welt mit sich bringt.
Soziale Medien – für die meisten Teenager heute nicht mehr wegzudenken. Auch ich gehöre dazu. Oft merke ich jedoch, wie schlecht diese eigentlich für mich sind. Trotzdem fällt es mir schwer, davon wegzukommen. Ein Problem, das viele junge Menschen heute zu haben scheinen.
Klar, die sozialen Medien bieten eine Plattform zur Kommunikation und zum Austausch. Man kann leicht Kontakt zu Freunden halten, Unternehmen erweitern schnell ihre Reichweite. Doch für einzelne Personen können Instagram & Co mehr Leid als Freude bringen.
Wie viele Likes habe ich, wie viele Kommentare, wie viele Menschen sehen meine Posts? Fragen, die sich junge Leute stellen, sobald sie ein Bild hochladen. Aber was bringt mir das? Die meisten von uns wollen Aufmerksamkeit, virtuelle Liebe und Zuspruch. Das erreichen sie, indem sie sich unrealistisch auf Fotos ablichten, mit Photoshop Pickel verschwinden lassen und ihr Ach so tolles Leben posten. Und das, weil wir Superstars wie Kylie Jenner oder Kim Kardashian nacheifern.
Bin ich im Urlaub, mache ich Hunderte Fotos am Tag. Danach kann ich diese auf Instagram posten, mit einem schönen Filter. Die meisten Leute, die diese sehen, kennen mich gar nicht, aber was soll‘s. Gucke ich mir diese Fotos jemals wieder an? Die meisten wahrscheinlich nicht. Den wirklichen Moment habe ich dadurch verpasst.
Den Großteil meiner Kindheit durfte ich ohne soziale Medien verbringen, zum Glück. Nicht ohne Grund haben sich Depressionen bei Jugendlichen seit 2005 mehr als verdoppelt. Wir sehen täglich perfekte Menschen mit perfekten Leben. Dieses Ideal werden wir aber nie erreichen können, das frustriert.
Das perfekte Leben der Influencer, makellos. Doch auch ihr Leben ist nicht perfekt, auch sie haben Probleme und Ängste. Und es ist völlig okay, nicht jeden Tag etwas Außergewöhnliches zu erleben. Es ist in Ordnung ungeschminkt, mit Jogginghose den ganzen Tag auf dem Sofa zu liegen und Schokolade zu essen. Und es ist okay, keinen Waschbrettbauch zu haben, Hüftspeck ist normal.
Ich für meinen Teil möchte die sozialen Medien nicht mein Leben kontrollieren lassen. Mittlerweile sehne ich mich nach der Zeit, ohne Handy. Damals, wo es noch nicht darum ging, ein cooles Foto zu posten, sondern einfach darum, Zeit zusammen zu verbringen und Spaß zu haben.
Die schönsten Tage sind meist die, an denen ich mein Handy in meiner Handtasche lasse.