Eishockey
„SønderjyskE hat den Anschluss zur Spitze verloren“
SønderjyskE hat den Anschluss zur Spitze verloren
SønderjyskE hat den Anschluss zur Spitze verloren
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Das zweite Viertelfinal-Aus infolge der Eishockeyspieler von SønderjyskE muss aufgearbeitet werden. Auch unangenehme Fragen müssen gestellt werden. Ein Kommentar von Sportredakteur Jens Kragh Iversen.
SønderjyskE war für ein Jahrzehnt lang das Aushängeschild des dänischen Eishockeys. Sechs Meisterschaften wurden von 2006 bis 2015 geholt, doch nicht nur ist die Vorherrschaft abgegeben worden, auch der Anschluss zur absoluten Spitze geht immer mehr verloren.
Zum zweiten Mal in Folge sind die Hellblauen bereits im Playoff-Viertelfinale gescheitert und haben das selbst gesteckte Ziel verpasst, in die Top 4 einzuziehen. Finanziell ist SønderjyskE von den Aalborg Pirates und Herning Blue Fox distanziert und von ein paar anderen Teams eingeholt worden. Aber es ist und muss auch der Anspruch sein, zu den vier besten Mannschaften des dänischen Eishockeys zu gehören und im Kampf um Medaillen mitzumischen.
Irgendetwas ist zu Bruch gegangen
Da passen ein zweites Aus im Playoff-Viertelfinale und ein blamabler Aufritt beim Pokal-Final-Four gar nicht ins Selbstbild. Eine Saison, die so vielversprechend begann, aber in der zweiten Hälfte so enttäuschend verlief, muss auf Führungsebene aufgearbeitet werden.
SønderjyskE hatte Ende November eine starke Botschaft an die Konkurrenz geschickt und war mit vier Siegen in vier Spitzenspielen innerhalb von acht Tagen an die Tabellenspitze der Liga geklettert, als Mario Simioni aus privaten Gründen in die kanadische Heimat reiste. Die Reise war wegen eines Todesfalls im engsten Familienkreis absolut legitim, doch ab dem Zeitpunkt ist in der Mannschaft irgendetwas zu Bruch gegangen.
Seitdem wurde über 25 Spiele nur noch ein Schnitt von einem Punkt pro Spiel geholt. Das ist nicht nur mit der Verletzungsmisere zu erklären. Der Absturz auf Tabellenplatz fünf und eine schlechtere Ausgangslage für die Playoffs waren die Folge.
Obwohl die Hellblauen in der engen Viertelfinalserie gegen Esbjerg wieder wie ein Team aussah, fehlte nach dem missratenen Anflug auf die Playoffs die Abgeklärtheit und die Selbstverständlichkeit, die Spiele für sich zu entscheiden. So wie es in der ersten Saisonhälfte der Fall gewesen war.
Richtige Konstellation?
So gewann Esbjerg Energy viermal mit einem Tor Unterschied und schickte SønderjyskE in den Sommerurlaub. Wieder einmal viel zu früh.
Bei der Aufarbeitung der Saison müssen auch unangenehme Fragen gestellt werden. Ist die Konstellation auf Führungsebene noch die richtige?
Über die Verdienste von Mario Simioni kann es keine zwei Meinungen geben. Ohne ihn hätte es das goldene Jahrzehnt bei SønderjyskE nicht gegeben. Mit ihm kam der Erfolg. Fünf Meisterschaften, vier Pokalsiege und den ersten internationalen Titel einer dänischen Vereinsmannschaft beim Continental Cup 2020 hat er mit SønderjyskE geholt. Bis 2020 auch eine Medaille in jeder Saison.
Verletzungsmisere
Die Frage ist aber, ob die Konstellation mit Mario Simioni als Trainer und Sportchef in Personalunion sowie Klaus Rasmussen als weitere Kraft auf der Führungsebene noch die richtige ist? Klaus Rasmussen hat als geschäftsführender Direktor viel anderes um die Ohren. Da fehlt ein starker Sportchef, der im Tagesgeschäft dem Trainer Sparring und Paroli geben kann. Und den leidenschaftlichen Italo-Kanadier, der für sein Engagement und seinen mitunter rauen Umgangston bekannt ist, auch mal bremsen kann.
Seit dem Ausscheiden von Kim Lykkeskov als Sportchef im April 2021 gab es zweimal ein ungewohntes Aus im Playoff-Viertelfinale. Zufall?
Zufall kann es aber nicht mehr sein, dass es wieder einmal bei SønderjyskE eine Verletzungsmisere gegeben hat. Im Schnitt fehlte bei jedem Spiel eine Handvoll Stammspieler. Da gehört auch eine große Portion Pech dazu. Im Kontaktsport Eishockey können einige Verletzungen nicht vermieden werden, aber die erneut große Zahl der Ausfälle sorgt für Sorgenfalten.
Die Frage ist, ob es nicht besser wäre, in den Gesundheitsstab zu investieren, um Verletzungen vorzubeugen und die vorhandenen Spieler häufiger aufs Eis zu bringen, anstatt einen achten oder neunten Ausländer zu holen?
Enttäuschende Zuschauerzahlen
Mario Simioni und Klaus Rasmussen müssen sich auch die Frage gefallen lassen, ob sie beispielsweise bei der Verpflichtung eines Cameron Spiro gründlich genug gewesen sind. Der US-Amerikaner war vor vier Jahren ein Star der Liga, ist aber seitdem immer wieder ausgefallen. Bei SønderjyskE kam er auf acht Einsätze, sieben im November und einen im März.
Das Eishockey scheint im Landesteil auch ein wenig seinen Reiz verloren zu haben. 2.688, 3.789 und 3.043 Zuschauer sahen in der Woyenser Frøs Arena die Playoff-Heimspiele gegen den Erzrivalen aus Esbjerg. In der Vergangenheit wäre nicht zuletzt ein entscheidendes Spiel sechs ausverkauft gewesen.
Es gibt viele Fragen, die bei der Aufarbeitung der Saison beantwortet werden müssen.