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Private Krankenversicherungen boomen in Dänemark

Private Krankenversicherungen boomen in Dänemark

Private Krankenversicherungen boomen in Dänemark

Ritzau/hm
Kopenhagen
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Immer mehr Menschen im Land setzen auf eine private Krankenversicherung. Foto: Henning Bagger/Ritzau Scanpix

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Mittlerweile haben rund 2,7 Millionen Bürgerinnen und Bürger eine private Krankenversicherung abgeschlossen, mit deren Hilfe, je nach Art der Versicherung, eine Behandlung in einem Privatkrankenhaus möglich wird. Keine gute Entwicklung für die Gesellschaft, meint ein Wirtschaftsprofessor.

Innerhalb eines Jahres haben in Dänemark 400.000 Bürgerinnen und Bürger eine private Krankenversicherung abgeschlossen. Dies berichtet die Zeitung „Berlingske“, die darin die größte bisherige Steigerung ausmacht.

So haben nun etwa 2,7 Millionen Menschen in Dänemark eine derartige private Krankenversicherung. Dies zeigen Zahlen der Branchenorganisation Forsikring & Pension. Dessen Direktor, Kent Damsgaard, erklärt dies damit, dass viele Arbeitnehmende Zugang zu derartigen Versicherungen hätten.

„Berlingske“ zufolge waren vor 20 Jahren, im Jahr 2003, weniger als 300.000 Personen privat krankenversichert, vor zehn Jahren waren es 1,5 Millionen, nun sind es 2,7 Millionen.

Versicherungen bieten verschiedene Gesundheitspakete an. Unter anderem kann mit einer privaten Krankenversicherung die Versorgung in einem Privatkrankenhaus möglich werden.

Gesellschaft in Dänemark driftet auseinander

Wirtschaftsprofessor Per Nikolaj Bukh von der Universität Aalborg sieht diese Entwicklung kritisch. Denn obwohl sie seiner Ansicht nach an den Grundfesten des Wohlfahrtsstaates rüttelt, nimmt die Gesellschaft kaum Notiz davon.

„Die Entwicklung führt dazu, dass es in Dänemark eine A-Mannschaft, eine B-Mannschaft und eine C-Mannschaft gibt. Die A-Mannschaft kann sich alles leisten, die C-Mannschaft gar nichts und die B-Mannschaft, die breite Mittelschicht, kann sich mehr und mehr leisten“, so Bukh.

Menschen glauben nicht mehr an den Schutz

Kjeld Møller Pedersen, Professor für Gesundheitswirtschaft an der Syddansk Universitet, sieht in der hohen Zahl der privaten Krankenversicherungen eine Art Abkehr vom öffentlichen System, da die Menschen im steigenden Maße nicht mehr an den Schutz und die Sicherheit der öffentlichen Hand glaubten.

Seiner Einschätzung nach hat ein Großteil der Angestellten der Privatwirtschaft eine private Krankenversicherung, die bei Angestellten der öffentlichen Hand so gut wie nicht zu finden ist.

Die Versicherung PFA Pension gibt an, dass im vergangenen Jahr 178.000 Versicherungsnehmende PFA kontaktierten, weil sie eine Leistung ihrer privaten Krankenversicherung in Anspruch nehmen wollten. PFA schätzt, dass 2023 die Zahl auf 200.000 steigt. Der Versicherungsgesellschaft nach steigt vor allem die Zahl von Frauen und jungen Menschen, die Leistungen in Anspruch nehmen. Auch steige, so PFA, die Zahl der psychischen Leiden stark an.

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