Covid-19
Corona-Maßnahmen: Kritik an Regierung von eigenen Partnern
Corona-Maßnahmen: Kritik an Regierung von eigenen Partnern
Corona-Maßnahmen: Kritik an Regierung von eigenen Partnern
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Der Corona-Pass soll wieder zur Pflicht werden. Doch Mette Frederiksen habe zu spät auf die neuerliche Infektionswelle reagiert, meinen zwei der Parteien, die der Regierungschefin ins Amt geholfen haben.
Der letzte Lockdown sei nun überstanden. So lautete das Versprechen der Regierung, als im September die Corona-Beschränkungen in Dänemark fast gänzlich aufgehoben wurden. Doch inzwischen steigen die Infektionszahlen und die Anzahl der in Krankenhäusern behandelten Corona-Patienten drastisch an.
Dänemarks Regierungschefin, Staatsministerin Mette Frederiksen (Soz.), teilte entsprechend am Sonntagabend über soziale Medien mit, dass die „Krankheit wieder eine ernsthaftere Bedeutung für unsere Gesellschaft und unser Gesundheitswesen bekommt“.
Deshalb erwarte sie, so Frederiksen, dass „Initiativen nötig werden, die die Infektionsketten unterbrechen können“.
Welche Maßnahmen kommen, das ist noch ungewiss
Noch ist völlig unklar, ob es um örtliche Schließungen geht oder um nationale Maßnahmen. Beobachterinnen und Beobachter rechnen mindestens damit, dass der Corona-Pass wieder obligatorisch wird.
Das haben sowohl die Gesundheitsbehörde als auch Statens Serum Institut, die dänische Behörde für Infektionskrankheiten und nicht übertragbare Krankheiten, empfohlen. Aus der Forschung kommt Zustimmung. Mehrere Wissenschaftler bestätigen laut Nachrichtenagentur „Ritzau“, dass es sinnvoll wäre, Einlasskontrollen mit Corona-Pass einzuführen.
- Der dänische digitale Corona-Pass zeigt an, ob eine Person geimpft, genesen oder getestet ist.
Zudem, so etwa Hans Jørn Kolmos, Professor für Mikrobiologie an der Süddänischen Universität, solle die Testkapazität wieder deutlich erhöht werden.
Gesundheitsminister Magnus Heunicke (Soz.) hat die Epidemiekommission bereits am Freitag darum gebeten, zu beurteilen, ob es sich bei Covid-19 wieder um eine gesellschaftskritische Krankheit handelt. Sollte dies der Fall sein, erhält die Regierung weitreichende Befugnisse, eine Reihe von Restriktionen einzuführen – zum Beispiel die Pflicht, für bestimmte Anlässe einen Corona-Pass vorzuweisen.
Zu wenig, zu spät: Kritik aus dem roten Block
Die Fraktionen der Einheitsliste und der Radikale Venstre, die beide die sozialdemokratische Minderheitsregierung mittragen, sind sich einig darin, dass gehandelt werden muss. Die Regierung agiere zu zögerlich, meinen sie.
Peder Hvalplund, gesundheitspolitischer Sprecher der Einheitsliste, verweist auf einen Bericht zur langfristigen Wiedereröffnung der Gesellschaft aus dem September. Dort ist von einem umgehenden Eingreifen die Rede, sollten die Infektionszahlen steigen.
„Hier hat die Regierung es versäumt, eine eindeutige Strategie festzulegen, wie wir reagieren, wenn wir in diese völlig erwartbare Situation kommen, in der wir jetzt stehen“, so Hvalplund.
Stinus Lindgreen, gesundheitspolitischer Sprecher der sozialliberalen Radikale Venstre, ist der Meinung, dass die Regierung sich die Empfehlungen des Berichts in unzureichender Weise zu Herzen genommen hat. „Es geht sehr viel um Aufklärung und Information. Aber auch darum, zu empfehlen, statt zu verpflichten. Man kann zum Beispiel durchaus den Corona-Pass empfehlen, für den es jetzt höchste Zeit wird, oder auch Nasen-Mund-Schutz in Gebieten, wo die Infektionszahlen hoch sind, ohne dass es zur Pflicht wird. Und ohne, dass es landesweit geschieht“, so Lindgreen.