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Jakob Michelsen bleibt sich auch bei Hammarby treu

Jakob Michelsen bleibt sich auch bei Hammarby treu

Jakob Michelsen bleibt sich auch bei Hammarby treu

Stockholm
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Der 36-jährige Tonderaner will sich beim schwedischen Kultklub nicht verstellen: „Man muss selbst für die eigenen Entscheidungen gerade stehen – wenn es schief gehen sollte, dann mit den eigenen Ideen“

Der Fußball ist keineswegs besser, Jakob Michelsen ist aber mit seinem Wechsel vom damals amtierenden dänischen Vizemeister zur Nummer elf der schwedischen Liga auf der Karriereleiter nach oben geklettert. Der 36-jährige Tonderaner ist beim schwedischen Kultklub Hammarby IF in einer ganz anderen Welt gelandet. Das Umfeld und der Druck sind um ein vielfaches größer als in seiner erfolgreichen Zeit bei SønderjyskE.

Michelsen kam als nahezu unbeschriebenes Blatt zu den Hellblauen, führte den Abstiegskandidaten zur sensationellen Vizemeisterschaft und verfehlte nur haarscharf den Einzug in die Gruppenphase der Europa League. Dieses leuchtende Trainertalent soll es nun in der schwedischen Hauptstadt richten und das schlummernde Potenzial des Kultklubs ausschöpfen, der mit Vereinen wie der FC St. Pauli oder Union Berlin vergleichbar ist und seit dem Gewinn der schwedischen Meisterschaft 2001 von der einen Enttäuschung in die nächste stolperte. Von 2009 bis 2014 war Hammarby IF sogar in die Zweitklassigkeit abgerutscht. Nach dem Wiederaufstieg und zwei elften Plätzen warten die treuen Fans sehnsüchtig auf erfolgreichere Zeiten. Mehr als 23.000 Zuschauer im Schnitt verfolgen die Heimspiele in der 2013 fertiggestellten Tele 2 Arena im Süden Stockholms (Fassungsvermögen: 33.000).

 

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„Ich muss hier alle meine Fähigkeiten einsetzen, mir wird alles abverlangt. Das ist ein Riesenklub mit einem Riesenpotenzial, aber es dauert seine Zeit, einen Supertanker zu drehen. Nachdem ich das Gefühl hatte, das erreicht zu haben, was mit SønderjyskE möglich schien, war das genau die richtige Herausforderung für mich“, sagt Jakob Michelsen, als Der Nordschleswiger an einem Juli-Wochenende dem Tonderaner in dessen neuer Heimat einen Besuch abstattet. 

Die Laune ist gut. Wenige Minuten zuvor hat seine Mannschaft das Heimspiel gegen den Tabellennachbarn Örebro SK mit 3:1 gewonnen. Seitdem sind ein weiterer Heimsieg, aber auch zwei Auswärtsschlappen hinzugekommen – dennoch befindet sich Hammarby IF als Tabellenneunter im Soll, nur sechs Punkte vom zweiten Tabellenplatz entfernt.

„Wir dürfen nicht vergessen, dass Hammarby seit vielen Jahren nicht besser als Rang elf war. Wir haben die Erwartungen übertroffen, sind zu Hause ungeschlagen. Wir wussten von vornherein, dass wir unterwegs Rückschläge würden einstecken müssen, aber bleiben wir in der Endabrechnung in den Top 10, wird die Vereinsführung mehr als zufrieden sein“, meint Michelsen: „Der Hype um den Klub ist enorm. Man hat jetzt 43 Heimspiele in Folge mehr als 20.000 Zuschauer auf den Rängen gehabt. Außerhalb des Platzes ist es ein Riesenklub. Wir müssen jetzt sehen, dass wir das Niveau auch nur halbwegs auf dem Platz erreichen –  davon sind wir noch weit entfernt.“

Michelsen versucht langsam, seine neue Mannschaft zu formen. Der Tonderaner holte bei seinem Dienstantritt im Winter seinen nordschleswigschen Landsmann Bjørn Paulsen aus Esbjerg, mit dem er im Sommer 2015 für sieben Superliga-Spiele zusammenarbeitete, bevor er für rund 4,5 Millionen Kronen an Esbjerg fB transferiert wurde. In den vergangenen Wochen sind mit Mads Fenger (Randers FC) und Jeppe Andersen (Esbjerg fB) zwei weitere Dänen hinzugekommen.

„Mir ist von der Vereinsführung gesagt worden, dass 2017 ein Aufräumjahr ist. Wir sind von einigen längerfristigen Verträgen gebunden, sind aber dabei, einige Kaderjustierungen vorzunehmen. Um diese Aufräumarbeiten in aller Ruhe durchführen zu können, sind unterwegs Siege erforderlich, und die haben wir zum Glück bekommen, denn wenn man vor dem größten Publikum Skandinaviens spielt, ist Geduld eine Tugend“, sagt der Hammarby-Trainer, der mit seiner Familie im Süden der schwedischen Hauptstadt lebt, nicht unweit vom Stadion, und die große Aufmerksamkeit tagtäglich spürt: „Die Leute sind alle lieb und nett, aber ich muss schon sagen, dass da einige Selfies geschossen werden. In Aarhus, wo ich zuvor gelebt habe, wusste keiner, wer ich bin. Hier wissen alle, wer ich bin. Das ist positiv und auch ein Grund, wieso ich hierher gekommen bin, um den Hype und den Druck zu spüren. Die vielen Selfies sind ein Teil des Geschäfts. Das ist ein Privileg, dass so viele das interessant finden, was man macht, und zum Glück ist alles gut gelaufen – Schattenseiten hat es bislang keine gegeben.“

Der Wohnort ist für Michelsen vielleicht der größte Unterschied zwischen seiner Tätigkeit in der Superliga und der in der Allsvenskan.

„Ich bin jetzt Trainer in der Stadt, in der ich auch lebe. Bei allem Respekt vor SønderjyskE, wo ich eine fantastische Zeit hatte und wo es auch fantastische Fans gab, da konnte ich, wenn es schlecht lief, und das tat es zum Glücl selten, einfach zurück nach Aarhus fahren und wurde in Ruhe gelassen. Da wurde ich nicht ständig auf SønderjyskE angesprochen. Hier wohne ich mitten in der größten Stadt Skandinaviens und bin Trainer des Klubs mit dem größten Publikum Skandinaviens. Das bedeutet Fußball 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche“, so der 36-Jährige, der dennoch versucht, Zeit für Ehefrau Katrine und seine einjährige Tochter Lærke zu finden: „Die Familie fühlt sich hier in Stockholm wohl, und das Timing hat für diese spannende Herausforderung hat gut gepasst.“

 

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Die Worte fallen in einem lockeren Gespräch mit dem Nordschleswiger, von denen es in den vergangenen zwei Jahren bei den Trainingseinheiten von SønderjyskE viele gegeben hat. Michelsen nahm sich oft auch während der Trainingseinheiten Zeit, auch weil Der Nordschleswiger eine von nur zwei Medien war, die sich beim SønderjyskE-Training verloren. In Stockholm ist die Welt eine andere. Wenige Minuten zuvor musste er bei einer Pressekonferenz 20 Journalisten Rede und Antwort stehen.

„Was Medien betrifft, kannst Du alles mit 20 multiplizieren. Alles, was wir machen, ist eine Schlagzeile wert. Die Aufmerksamkeit ist in Schweden nirgendswo größer. Kleine Dinge werden in den Medien hochgekocht, aber bis auf weiteres ist nichts richtig Negatives dabei gewesen“, sagt Michelsen, der aber bei seinem neuen Arbeitgeber seine Verhaltensweise nicht geändert hat: „Ich denke über die Konsequenzen meiner Handlungen nicht nach. Ich weiß, dass die Medien da sind, und die können die Geschichten machen, die sie wollen. Man muss sich selber treu bleiben, entweder läuft´s oder es läuft nicht. Man muss selbst für die eigenen Entscheidungen gerade stehen. Wenn es schief gehen sollte, dann mit den eigenen Ideen. Es wäre doch fürchterlich, wenn man sich verstellt und Dinge macht, an die man nicht glaubt und am Ende doch entlassen wird.“

Vorerst hat Jakob Michelsen mit den eigenen Ideen auch in Schweden Erfolg. Den Respekt seiner neuen Kollegen hat er schon. Örebro-Trainer Alexander Axén nannte Michelsen als ausschlaggebenden Faktor für die Niederlage gegen Hammarby.

„Wir hatten einen Plan, aber Jakob ließ sich nicht lumpen. Ich kann Hammarby nur beglückwünschen. Die haben einen ausgezeichneten Trainer bekommen“, so Axén.

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