Thementag

Können Natur-Nationalparks Dänemark aus der Krise retten?

Können Natur-Nationalparks Dänemark aus der Krise retten?

Können Natur-Nationalparks Dänemark aus der Krise retten?

Sonderburg/Sønderborg
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Die Einfahrt zur Düwiger Bucht ist Teil des Naturparks Nordalsen. Foto: Sara Eskildsen

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Dänemark steckt in einer Naturkrise. Aber warum überhaupt? Rune Engelbreth Larsen ist Experte in Sachen Naturparks und begleitet im März einen Thementag in Sonderburg. Vorab erklärt er dem „Nordschleswiger“, was mit der Krise gemeint ist, wo der Unterschied zwischen Nationalparks und einem Naturnationalpark liegt, und was der Wildschweinzaun eigentlich für Dänemarks Natur bedeutet.

Mitte März kommt Rune Engelbreth Larsen nach Sonderburg, um für einen Thementag sein Wissen über die dänische Naturkrise und die Bedeutung von Natur-Nationalparks zu teilen. Engelbreth ist Mitglied des Vorstands der dänischen Gesellschaft für Naturschutz und Experte in Sachen Natur-Nationalparks, von denen in Dänemark 15 geplant sind.  

Einer von ihnen, der Natur-Nationalpark „Draved Skov og Kongens Mose“, wird in Nordschleswig, genauer in der Kommune Tondern (Tønder), liegen.

Das sind die 15 Naturnationalparks, die in Dänemark entstehen sollen. Foto: Naturstyrelsen

Aber was für eine Naturkrise ist das überhaupt, in der Dänemark stecken soll? Und wo liegt der Unterschied zwischen Naturparks, Nationalparks und Natur-Nationalparks? „Der Nordschleswiger“ hat den Gastredner gefragt und um Aufklärung gebeten. 

Rune, eine Naturkrise in Dänemark: Was bedeutet das überhaupt? Worin besteht diese Naturkrise, und warum ist es wichtig, etwas dagegen zu tun?

„Wir leben in einer globalen Krise der biologischen Vielfalt, in der etwa 10 Prozent der Arten auf der Erde in den vergangenen 500 Jahren vom Menschen ausgelöscht und verdrängt wurden. 

Die Menschen beanspruchen so viel Raum, degradieren und zerstören so viele natürliche Gebiete, um Ressourcen zu gewinnen und Platz für unsere Nutztiere, Feldfrüchte, Holzplantagen, Städte und Infrastrukturen zu schaffen, dass die anderen Arten des Planeten ihren Lebensraum in einem katastrophalen Tempo verlieren. An manchen Orten ist es schlimmer als an anderen, und Dänemark ist leider das Schlusslicht in der EU, wenn es um den Schutz und die Wiederherstellung der Natur geht. 

Es ist wichtig, die Zerstörung der Natur aufzuhalten und umzukehren, damit die natürlichen Lebensräume erhalten bleiben und das rasante Aussterben gestoppt wird. Nicht so sehr um unserer selbst willen, sondern um der anderen Arten willen.“

Die Leute, die sich für den Thementag interessieren, finden die Natur wahrscheinlich toll. Aber sie sind nicht diejenigen, die Naturparks bauen. Warum ist es trotzdem wichtig, Veranstaltungen wie diesen Thementag in Sonderburg durchzuführen?

„Es ist wichtig zu verstehen, dass es sich bei dem, was in Dänemark geplant ist, um 15 Natur-Nationalparks handelt – also nicht um ‚Naturparks‘ und nicht um ‚Nationalparks‘. Natürlich ist es schwierig, den Unterschied zwischen den beiden Bezeichnungen zu verstehen, aber die 15 künftigen Natur-Nationalparks sind die ersten großen Naturgebiete in Dänemark, in denen die Natur und die biologische Vielfalt an erster Stelle stehen werden. Das ist in den dänischen Nationalparks zum Beispiel überhaupt nicht der Fall. 

Natur-Nationalparks unterscheiden sich dadurch, dass die Forstwirtschaft zu 100 Prozent eingestellt wird, es keine Landwirtschaft und keine Jagd mehr geben wird, Seen und Sümpfe wiederhergestellt und verschiedene große Tiere freigelassen werden, um der Überweidung entgegenzuwirken und die natürlichen Ökosystemprozesse wiederherzustellen. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Wildpferde und -rinder, aber auch um Elche und Bisons, die in Dänemark gelebt haben, aber vor Tausenden von Jahren ausgerottet wurden. Nun werden einige dieser Tiere wieder für Abwechslung in den nationalen Naturparks sorgen. Es sind all diese komplexen Details, die in diesen Jahren in Dänemark kommuniziert werden, und der Thementag in Sonderburg wird sie erklären und vertiefen.“

Beim Thema Natur-Nationalparks ist auch die Rede von Zäunen. Entlang der deutsch-dänischen Grenze gibt es einen Wildschweinzaun. Welche Auswirkungen hat dieser auf die Natur und die Artenvielfalt in Dänemark? Schützt der Zaun, oder bewirkt er das Gegenteil?

„In den Natur-Nationalparks wird es wahrscheinlich Zäune geben, um sicherzustellen, dass die freigelassenen Tiere innerhalb der Naturgebiete bleiben. Andernfalls besteht die Gefahr, dass Elche oder Wildpferde in die umliegenden Felder laufen oder vom Verkehr erfasst werden. 

Die 15 nationalen Naturparks werden zwischen 300 und 5.000 Hektar groß sein, mehr als genug, damit die Tiere von ihrer natürlichen Nahrung leben können und nicht gefüttert werden müssen. Ihr Wohlergehen wird weitaus besser sein als das von Schweinen, Kühen und Hühnern in der Landwirtschaft, die ihr Leben in kleinen Käfigen und Ställen fristen. 

Beim Wildschweinzaun zwischen Deutschland und Dänemark geht es dagegen um etwas ganz anderes. Leider handelt es sich um einen Zaun, der Wildschweine aus Dänemark fernhalten soll, obwohl Wildschweine eine nützliche und dringend benötigte natürliche Funktion haben. Der Wildschweinzaun an der Grenze schadet also der dänischen Natur. Die Zäune um die Natur-Nationalparks sollen die großen Tiere nicht aus der Natur heraushalten, sondern dafür sorgen, dass sie in der Natur bleiben können. Mit anderen Worten: Die Zäune müssen dafür sorgen, dass die Tiere optimal in den Naturgebieten leben und andere Arten davon profitieren.“

Der Thementag

Beim Thementag in Sonderburg am 11. März soll es um die Frage gehen, ob wildere Naturparks die Antwort auf die Naturkrise in Dänemark sein können. 

Im Laufe des Tages werden die folgenden Themen diskutiert:

  • Dänemarks Naturkrise und warum Nationalparks der Natur nicht gutgetan haben
  • Nationalparks und wildere dänische Natur als Lösung für die Naturkrise
  • Herausforderungen in der dänischen Natur: Tierschutz und Zäune


Organisiert wird der Thementag von der Sønderborg Folkeuniversitet in Zusammenarbeit mit Danmarks Naturfredningsforening Sønderborg (DN Sønderborg). 

Sonnabend, 11. März 2023. 10 bis 16 Uhr im Alsion. Teilnahmegebühr 270 Kronen. Teilnahmegebühr für Mitglieder bei DN und OAS (Ornitologisk forening for Als og Sundeved) 200 Kronen. Anmeldung: Sønderborg Folkeuniversitet v. Jan Zimmermann, Tel. 21 17 90 25 oder via E-Mail an fu.soenderborg@gmail.com.

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