Landwirtschaft

Warum der Bio-Boom in Nordschleswig begann

Warum der Bio-Boom in Nordschleswig begann

Warum der Bio-Boom in Nordschleswig begann

Stemmilt/Stemmild
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Christian Petersen ist überzeugter Bio-Landwirt. Foto: Helge Möller

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THEMA GRÜNE MINDERHEIT: In Dänemark waren es am Anfang vor allem Betriebe in Nordschleswig, die auf biologische Produktion umstellten. Christian Petersen erklärt, warum das so war.

„Wir wollen den Hof verkaufen“, sagt Christian Petersen, der mit seiner Frau Karin auf ebendiesem Hof in Stemmilt bei  Bülderup-Bau (Bylderup-Bov) wohnt. Die Petersens verdienen ihr Geld mit Bio-Eiern von 12.000 Hühnern und mit Ackerbau. Karin Petersen betreibt den Hühnerhof, Christian Petersen widmet sich dem ökologischen Landbau. Der Geflügelhof steht zum Verkauf, den Landbau will Christian Petersen noch ein bisschen weitermachen, von einer Alters-WG in Gravenstein aus. 

Damit geht in gewisser Weise eine Ära zu Ende. Christian Petersen ist einer der wenigen, die Ende der 1980er Jahre die Idee des Bio-Landbaus aus Deutschland aufnahmen und in Dänemark einführten. Er war nicht allein. Eine kleine Gruppe von Landwirten aus der deutschen Minderheit sattelte um.

Dass im Königreich gerade in Nordschleswig die ökologische Landwirtschaft auf fruchtbaren Boden fiel, erklärt sich Christian Petersen so: „Die deutschen Landwirte waren auf andere Weise Teil der Dorfgemeinschaft, für sie war es leichter, auf Bio umzustellen. Sie hatten einen objektiveren Blick auf die Dinge.“ Anfeindungen gegenüber Bio-Bauern habe es nicht gegeben, doch die konventionell arbeitenden Bäuerinnen und Bauern zweifelten an der Tragfähigkeit des Konzepts Bio. „Wir wurden belächelt“, erinnert er sich.

Die Hühner auf dem Petersen-Hof haben Auslauf. Foto: Helge Möller

So kam es, dass biologische Landwirtschaft in Dänemark zunächst in Nordschleswig und dort in der deutschen Minderheit überproportional vertreten war.

Christian Petersen zweifelte indes nicht an der Tragfähigkeit des Konzepts Bio. Ganz im Gegenteil: Er wollte Geld verdienen, die Arbeit sollte zu schaffen sein, und das Risiko musste kalkulierbar sein. „Das war ganz klar Bio,“ und so sattelte er um – mit einigen anderen Landwirten aus der deutschen Minderheit. „Das waren Günther Lorenzen, Helga Christensen, Horst Leithoff und Hinrich Jürgensen“, erinnert sich Christian Petersen. 

Bio-Boom in den 90er-Jahren

So kam es dann Mitte der 90er Jahre zu einem Bio-Boom. „In einigen Kommunen lag der Anteil an ökologischen Betrieben bei 15 bis 20 Prozent“, erinnert sich Christian Petersen. Mittlerweile sind es 11 bis 12 Prozent. „Einige haben wieder gewechselt zur konventionellen Landwirtschaft.“ Christian Petersen beriet für den Landwirtschaftlichen Hauptverein für Nordschleswig (LHN) Kolleginnen und Kollegen in Sachen Öko-Landbau.

Während in Deutschland vor allem der Ackerbau nach den Worten Petersens ökologisch wurde, waren es in Dänemark Milchbetriebe, die umstellten. „In Deutschland hat das Brot einen hohen Stellenwert, in Dänemark ist es die Milch“, erklärt sich Petersen den Unterschied. Und der Wechsel fiel den Milchbauern in Dänemark leichter als in Deutschland. „Die Betriebe hier haben mehr Land pro Kuh. Das heißt, sie können ihre Futtermittel selbst herstellen, das macht den Wechsel zur Bioproduktion leichter.“ Es gab also weniger Abhängigkeit zu Futtermittelproduzenten.

Biologisch-dynamische Produktionsweise

Christian Petersen betreibt nun schon viele Jahre Ökolandbau und den betreiben Bio-Bauern landauf, landab auf zwei unterschiedliche Weisen. Es gibt biologisch-dynamischen Landbau und biologisch-organischen, letzterer ist eher naturwissenschaftlich orientiert, aber nach ersterem arbeitet Christian Petersen. „Der biologisch-dynamische Landbau ist die Basis unserer Arbeit und geht auf die Lehren Rudolf Steiners zurück.“ Eine ganzheitliche Betrachtungsweise der Landwirtschaft, die den 1920er-Jahren entstammt. 

Was die Zukunft des ökologischen Anbaus angeht, ist Petersen verhalten optimistisch. „Das wird sich langsam entwickeln“, sagt er. Corona, Krieg, Finanzkrisen – Krisen treiben die Preise hoch und lassen den Umsatz an Bio-Produkten zurückgehen, weiß er. Es dauere dann eine Zeit, bis Verbraucherinnen und Verbraucher wieder zurückkehrten. „Wir überzeugen mit der Qualität unserer Produkte“, sagt Petersen. 

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