Ausbildung
Oskar wird Landwirt – und arbeitet auf der Insel
Oskar wird Landwirt – und arbeitet auf der Insel
Oskar wird Landwirt – und arbeitet auf der Insel
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Fokus Inseln: Diese Themenreihe beleuchtet das Inselleben in Nordschleswig und greift die besonderen Herausforderungen auf, die das Leben auf den Inseln vor Ort mit sich bringt. Oskar Kynde Rosing fährt derzeit jeden Tag nach Barsö zur Arbeit. Er absolviert dort den praktischen Teil der landwirtschaftlichen Ausbildung. Wie es dazu kam, erzählt der junge Mann im Interview.
Beherzt greift Oskar Kynde Rosing die Beine des Kalbes und zieht kräftig. Der 17-Jährige hilft der Kuh bei der Geburt. Das Kleine wehrt sich, kommt nicht sofort heraus.
Die Mutter legt sich wieder ins Heu. „So ist es leichter für sie“, sagt Helle Svennesen. Die Bäuerin beobachtet ihren Schützling bei der Arbeit. „Er weiß, was er tut. Es ist nicht das erste Mal“, sagt sie. Oskar holt einen Strick und bindet ihn um die Beine des Kalbes. Wieder zieht er.
Und bald löste sich das Kalb aus dem Leib der Kuh. Oskar trägt das Kleine vorsichtig zum Kopf der Mutter, die es vorsichtig ableckt und liebkost.
Frischer Start in den Tag
Solche Geburten sind Alltag auf dem Hof der Svennesen, auf dem Oskar Kynde Rosing den praktischen Teil seiner Ausbildung zum Landwirt absolviert. Den schulischen Teil absolviert er an der Landwirtschaftsschule in Gravenstein (Gråsten).
Der Bio-Betrieb produziert Milch und liefert an die Tingleffer Molkerei „Naturmælk“. Es gibt viel zu tun. Die Tiere müssen überwacht werden. So fährt Oskar jeden Morgen hinaus auf die Weide und schaut dort nach dem Rechten. „Es ist schön, so viel draußen sein zu können“, findet der ehemalige Schüler der Deutschen Privatschule Apenrade (DPA).
Abwechslungsreicher Alltag
Oskar wäscht sich die Hände. Dann setzt er sich auf ein ATV und fährt zum Fähranleger. Dort kommt eine Ladung für den Hof an. Auch solche Aufgaben gehören zum Alltag.
Er genießt die kleinen Ausflüge in die Natur der Insel Barsö, auf welcher der Hof der Svennesens liegt. „So ein Inselhof ist schon etwas Besonderes“, meint er. Das mache es zu etwas Speziellem. Zudem werde der Betrieb nach ökologischen Standards geführt. „Da gelten andere Vorgaben. Die Tiere müssen jeden Tag raus. Das bedeutet zwar mehr Arbeit, doch diese Art der Landwirtschaft gefällt mir sehr.“
Maritimer Arbeitsweg
Um Futter für das Vieh zu haben, bewirtschaftet die Familien Svennesen Felder auf der Insel. „Damit wir möglichst unabhängig sind. Gekauftes Futter ist teurer“, erklärt der angehende Landwirt.
Die Felder liegen verstreut über die kleine Insel, die vor der Halbinsel Loit (Løjt Land) liegt, wo Oskar mit seiner Familie wohnt. Zur Arbeit fährt er entweder mit seiner Motorjolle, die er sich extra zugelegt hat, oder – wenn es die Witterung nicht zulässt – mit der Fähre, die vom Anleger bei Barsølanding startet.
Kalendarisches Wechselbad
„Wenn man über die Insel zum Festland schaut und die Sonne über das Wasser scheint, das ist toll“, schwärmt er. Nicht umsonst kommen viele Gäste auf die Insel und verbringen dort einige Stunden. „Wenn wir viel fahren müssen, dann machen wir das immer bevor die Touristinnen und Touristen kommen – oder wenn sie weg sind“, berichtet er und lacht. Anders sei es in den Wintermonaten. Dann ist es sehr still auf Barsö. „Es wohnen nur zehn Menschen hier. Da kennt man sich.“ Das habe aber auch was, so Oskar.
Eigentlich stand auf dem Zukunftsplan des jungen Mannes die Tischlerei oder die Orgelbauerei, erzählt er. Seit seinem 13. Lebensjahr hilft Oskar allerdings schon auf dem Hof – „und ich habe gemerkt, dass es das ist, was ich möchte, habe auf mein Bauchgefühl gehört“, so der Auszubildende.
Abwechslung im Beruf
Besonders die Vielfalt des Berufes sage ihm sehr zu. „Ich mag es nicht, wenn es immer die gleichen Aufgaben sind. Das finde ich langweilig. Hier sitze ich auf dem Traktor, kümmere mich um die Tiere. Ich mache viele verschiedene Sachen. Auf dem Hof gibt es viele Aufgaben, die erledigt werden müssen.“ Zudem ändere sich die Arbeit im Laufe des Jahres, was für zusätzliche Abwechslung sorge. „Und ich arbeite körperlich und mit dem Kopf“, sagt er. „Ich langweile mich nie“, fügt er nach kurzem Innehalten hinzu.
Zeit zum Nachdenken
Parallel zur Ausbildung macht Oskar das Abitur. Diese Möglichkeit gibt es auf der „Gråsten Landbrugskole“. So steht einem Studium im Anschluss nichts im Wege. Und so plant der junge Mann auch schon für die Zukunft. Ein Studium im Agrarsektor schwebt ihm vor. In welche spezielle Richtung genau es gehen soll? „Das weiß ich noch nicht. Aber da habe ich ja noch einige Jahre Zeit zum Überlegen“, meint Oskar.
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