Gesundheitswesen

Krebspatientinnen aus dem Grenzland appellieren an den Regionsrat Süddänemark

Krebspatientinnen aus dem Grenzland appellieren an den Regionsrat Süddänemark

Krebspatientinnen aus dem Grenzland appellieren an den Regionsrat Süddänemark

Apenrade/Aabenraa
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Wird die grenzüberschreitende Kooperation wieder aufgenommen? Das Patientenschicksal von Silke Schultz liegt in der Hand des Regionsrates Foto: Sara Wasmund

Ein Patientenschicksal im deutsch-dänischen Grenzland in der Hand des Regionsrates für Süddänemark: Krebspatientin Silke Schultz aus Ekensund appelliert zusammen mit der Schleswigschen Partei an die zuständigen Politiker der Region, die Kooperation mit dem St.-Franziskus-Krankenhaus in Flensburg wieder aufzunehmen und im Budget zu berücksichtigen.

Unterschriftenaktion für  standort Flensburg

 • Die Schleswigsche Partei hat eine Unterschriftenaktion ins Leben gerufen. Man kann seine Unterschrift auf Zetteln abgeben, die u. a. in den Deutschen Büchereien in Nordschleswig sowie im haus Nordschleswig ausliegen.

   www.straalebehandling-underskriv-nu.slesvigsk-parti.dk Unter dieser Seite kann man seine Unterschrift online per Klick abgeben. Die SP hofft, dass ihr Aufruf und die Online-Seite vielfach in den sozialen Medien geteilt werden, damit Patientinnen wie Silke Schultz Gehör beim Regionsrat finden.

Während Nina Tholander aus Broacker 2013 noch nach Flensburg zur Strahlenbehandlung über die Grenze fahren durfte, stehen Silke Schultz 2018 lange anstrengende Fahrten nach Vejle ins Krankenhaus bevor, sollte der Regionsrat für Süddänemark die Kooperation mit Flensburg nicht wieder aufnehmen. „Das kann doch alles nicht sein“, dachte Silke Schultz, als sie ein Arzt darüber informierte, was ihr in Kürze nach einer gerade überstandenen halbjährigen Chemotherapie und zwei Operationen bevorsteht: Bestrahlung  in Vejle. Fünf Wochen lang täglich. 115 Kilometer von ihrem Zuhause an der Flensburger Förde entfernt.

Silke Schultz will den Regionsrat auf ihr Schicksal und das von anderen Krebspatienten in Nordschleswig aufmerksam machen. Um klar zu machen, was es bedeutet, anderthalb Stunden pro Strecke nach Vejle anstatt 25 Minuten nach Flensburg ins Krankenhaus zu fahren, stellte sie zusammen mit der Schleswigschen Partei (SP) eine Unterschriftenaktion auf die Beine, die am Donnerstag startete.

„Es ist nicht mehr viel Zeit“

„Es ist nicht mehr viel Zeit“, sagt Gösta Toft, Regionspolitiker der SP, „aber wir wollen alles tun, um auf das Thema aufmerksam zu machen.“ Die Zeit drängt. Anfang kommender Woche soll der Haushalt in groben Zügen stehen, bevor er am 24. September in die Lesung geht. Am 1. Oktober soll das Budget verabschiedet werden. Genau an dem Tag, an dem Silke Schultz zum ersten Mal bestrahlt werden soll.

„Das Argument gegen Flensburg ist ja entweder, dass man freie Kapazitäten in Vejle hat, oder  der Vorwurf, dass keine deutschen Patienten im Gegenzug nach Süddänemark kommen. Aber für beides können die  Patienten doch nichts!“, so Gösta Toft.  „Ich würde die 7.000 Kronen Mehrkosten für meine Behandlung in Flensburg gerne auch selbst bezahlen, aber nicht mal das ist möglich“, sagt Silke Schultz. Nina Tholander erinnert sich noch gut daran, wie sehr ihr die kurzen Fahrten nach Flensburg geholfen haben, trotz Krebserkrankung einen einigermaßen normalen Alltag zu führen. „Ich weiß nicht, wie ich die Behandlungszeit überstanden hätte, wenn ich nach Vejle hätte fahren müssen. Ich glaube, die Politiker können sich gar nicht vorstellen, was für einen Unterschied es für einen Krebspatienten aus Nordschleswig macht, nach Flensburg fahren zu dürfen, um dort behandelt zu werden“, so die 56-Jährige.

 

Rainer Naujeck und Gösta Toft von der Schleswigschen Partei besprechen mit Nina Tholander und Silke Schulz die Unterschriftenkampagne. Foto: Sara Wasmund

Lange Fahrt

Nimmt der Regionsrat die Kooperation mit Flensburg nicht wieder auf, muss Silke Schultz ab Oktober fünf Wochen lang  an jedem Wochentag nach Vejle ins Krankenhaus  fahren – und zurück. „Im Moment weiß ich nicht, wie ich das machen soll“, sagt sie. „Für 10 bis 15 Minuten Bestrahlung nach Vejle, und das 25 mal, das wird sehr anstrengend.“  Chemotherapie und OPs haben  Kraft gekostet, die Nebenwirkungen  machen ihr noch immer schwer zu schaffen. Die Anstrengungen der Fahrt nach Vejle sind zur möglichen 25-minütigen Strecke nach Flensburg indiskutabel, sagt Gösta Toft, der als SP-Kandidat den Regionalwahlkampf bestritt.

„Ich verstehe nicht, dass die Region damit wirbt, dass bei ihrer Politik der Mensch im Mittelpunkt steht und sie ein nahes Gesundheitswesen befürwortet. Bislang haben rund 3.000 Personen aus Nordschleswig von der Kooperation mit dem Flensburger St.-Franziskus-Krankenhaus  profitiert. Die Mehrkosten pro Person liegen bei rund 7.000 Kronen. Das kann doch nicht zu viel sein, um solche Strapazen zu verhindern!“, so Toft. Insgesamt geht es um  1,1 Millionen Kronen, die  Krebspatienten aus Süddänemark den Weg nach Vejle ersparen würden. Ende 2016 hatte die Region die bis dato 18 Jahre andauernde Zusammenarbeit aus dem Budget gestrichen. Seitdem müssen die jährlich rund 150 nordschleswigschen  Patienten den Weg nach Vejle auf sich nehmen.

„Im Wahlkampf haben sich die Politiker fast durchweg für  die Behandlung in Flensburg ausgesprochen. Jetzt geht es konkret darum, die 1,1 Millionen Kronen im Haushalt zu finden. Wir wollen Druck machen“, so  Toft zur Unterschriftenkampagne. Für Silke Schultz geht es um nicht weniger als ihr Leben. „Es wird mich viel Kraft kosten, nach Vejle zu fahren. Kraft, die ich eigentlich benötige, um wieder gesund zu werden.“

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