Zukunft des Nordschleswigers
„Es geht um die Zukunft der Minderheit nach 2020“
„Es geht um die Zukunft der Minderheit nach 2020“
„Es geht um die Zukunft der Minderheit nach 2020“
Siegfried Matlok hat auf der Delegiertenversammlung vor einer gesellschaftlicher Auflösung der deutschen Minderheit ohne Papierzeitung gewarnt. Er plädierte für eine Wochenzeitung neben dem digitalen Format.
Mit einem Appell zum Erhalt der Papierzeitung in Wochenformat schaltete sich der ehemalige Chefredakteur des Nordschleswigers, Siegfried Matlok, in Tingleff öffentlich in die Diskussion ein. „Während der letzten Sparrunde (2011, Anm. d. Redaktion), die noch unter meiner Leitung der Zeitung erhebliche Opfer abverlangte, gab es bereits viele Überlegungen über die Zukunft. Ich ging damals – auch bei der Planung für das Haus der Medien – davon aus, dass sich die Tageszeitung noch etwa fünf Jahre halten würde, und ich habe damals neben der digitalen Ausgabe auch nachdrücklich eine Wochenzeitung ins Gespräch gebracht. Das wurde damals von den Verantwortlichen als verfrüht abgelehnt, ja, manche wollten sogar lieber eine deutsche Beilage in JydskeVestkysten.“ Man habe die rasante Entwicklung mit den sozialen Medien unterschätzt, und deshalb sei der Weg mit einer Online-Zeitung, mit Facebook, Twitter, Video-Fernsehen usw. auch grundsätzlich richtig und zukunftsorientiert.
„Ich bin aber stets auch weiterhin für eine Papier-Zeitung eingetreten – für eine Art Weekendavis. Mir fällt gerade in dieser schwierigen Entscheidungsphase ein Wort ein, das früher vielleicht sogar belächelt worden ist, das aber heute eine noch größere psychologische Bedeutung hat. Es ist ein Wort des früheren Pressevereins-Vorsitzenden Hans Chr. Bock, der die Zeitung als Kitt der deutschen Minderheit bezeichnet hat.“
Kitt der Minderheit
Dieser Kitt, so Matlok, sei eben nur durch eine physische Papier-Zeitung möglich. „Alles andere ist zwar gut und auch notwendig, aber wenn die Papier-Zeitung nicht in irgendeiner Form die Leser und Mitglieder erreicht, dann geht der Kitt, der direkte tägliche Kontakt, verloren, und es droht eine gesellschaftliche Auflösung der deutschen Minderheit, weil dadurch auch die sprachlich-kulturelle Substanz der Minderheit langfristig gefährdet ist.“ Es gehe dabei auch um die Schlagkraft des Nordschleswigers, um den journalistischen Arm der deutschen Minderheit, der sich eben nur durch eine „unabhängige“ Glaubwürdigkeit auch künftig im dänischen Medienkonzert Geltung verschaffen kann.
„Es geht also nicht um ,æ Zeitung‘ und schon gar nicht um eine Prawda der Minderheit, dann hat man den Sinn und den kulturellen, identitätsstiftenden Auftrag dieses Mediums nicht verstanden.“
Ohne irgendeine Papierzeitung bringe man die über Jahrzehnte so schwer erarbeitete, „ja, in wirtschaftlichen und politischen Existenzkrisen auch landesweit erkämpfte Erfolgsmarke“ Der Nordschleswiger in Gefahr.
Rasante Entwicklung
„Deshalb halte ich es auch für falsch und strategisch bedenklich, wenn schon jetzt öffentlich eine Jahreszahl für das Läuten der Todesglocken genannt wird, auch angesichts von rasanten Entwicklungen, die wir heute für die kommenden Jahre noch weniger vorhersehen können als bei meinem Abgang als Chefredakteur.“ Er bitte daher darum, alle Prüfungen in engem Schulterschluss mit dem dafür qualifizierten Personal so durchzuführen, dass eine Papier-Zeitung in irgendeiner Form auch künftig erscheinen kann.
„Vor allem auch nach einer eingehenden Diskussion vor Ort mit den deutschen Nordschleswigern, die den historischen, lebenswichtigen Rückgrat des Nordschleswigers mit demokratischem Sauerstoff bilden.“ Dieser Kampf für eine Papier-Zeitung sei nicht verloren, er lohne sich. „Denn letztlich geht es uns allen, geht es auch mir um eine historische Weichenstellung: Um die Zukunft der deutschen Minderheit nach 2020!“