Kommunalpolitik

Das war deutlich: Kompletter Stadtrat gegen Testzentrum

Das war deutlich: Kompletter Stadtrat gegen Testzentrum

Das war deutlich: Kompletter Stadtrat gegen Testzentrum

Tondern/Tønder
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Am vergangenen Sonntag bildeten etwa 200 Personen – dazu gehörten auch diese beiden Kinder – eine Menschenkette am Kystvej (Archivfoto). Foto: Bjarne Lund Henneberg

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Ein klares, unmissverständliches Zeichen setzte der Kommunalrat am Donnerstagabend: Die Kommune soll nicht Heimstätte für bis zu 450 Meter hohe Windkraftanlagen werden.

Deutlicher hätte das Ergebnis nicht ausfallen können: Alle 31 Mitglieder des Tonderner Stadtrats lehnen das geplante Testzentrum ab, wo bis zu 450 Meter hohe Windräder auf ihre Effektivität geprüft werden.

Ballum Enge südlich von Scherrebek (Skærbæk) ist in Gefahr, Standort dieses Windenergiezentrums zu werden. Nahe am Wattenmeer und dem Nationalpark. Der Stadtrat fürchtet um die einzigartige Natur an der Westküste und um den Verlust des Prädikats als Weltnaturerbe, mit dem das Wattenmeer 2014 von der Unesco ausgezeichnet wurde. Damit ist der deutsche, niederländische und dänische Teil des Wattenmeeres in feine Gesellschaft gekommen.

Auf Antrag der Konservativen und der Neuen Bürgerlichen sollten die Parteien bei der Stadtratssitzung am Donnerstagabend deutlich zu erkennen geben, wie sie zu den Plänen stehen, die Dänemark seine bisherige Stellung als Windkraft-Nation festigen sollen. Am vergangenen Sonnabend waren Folketingsmitglieder zu einer Informationsfahrt eingeladen. Am Sonntag wurde eine Menschenkette gebildet. Beide Initiativen lobte Bürgermeister Jørgen Popp Petersen (Schleswigsche Partei) bei der Ratssitzung am Donnerstagabend.

Mit der Abstimmung will der Stadtrat ein deutliches Signal setzen, dass man diese hohen Windkraftanlagen nicht in der Kommune wünscht. Lediglich Thomas Ørting Jørgensen (Borgerliste) wollte eine Hintertür wegen der Suche nach alternativen Standorten offen lassen. Er schlug etwa eine Platzierung bei Lundsby-Reisby (Rejsby) vor. Ørting Jørgensen ist Vorsitzender des Ausschusses für Klima, Wachstum und Entwicklung und gilt als großer Anhänger von Windenergie. Doch auch er bangt um das Wattenmeer und das Weltnaturerbe.

Anette Abildgaard Larsen (Kons.) befürchtete große Konsequenzen für die Natur. Das Nein zum Testzentrum sei nicht ein Nein zu anderen Projekten zur nachhaltigen Energiegewinnung. „Wie kann man so dumm sein, die Bedeutung des Weltnaturerbes zu negieren. Die Informationen liegen nicht bei den Folketingsabgeordneten, das zeigte die Busfahrt am vergangenen Sonnabend, sondern bei den Beamtinnen und Beamten und bei den Lobbyisten.“

Martin Iversen, Fraktionssprecher von Venstre, erklärte, diese Region sei „unser Zuhause, und es ist unsere Natur“. Das Testzentrum liege nur einen Kilometer vom Weltnaturerbe und zwei Kilometer von Scherrebek (Skærbæk) und Ballum entfernt.

Schließung des Kystvejs möglich

„Wir können befürchten, dass der Kystvej für den normalen Verkehr gesperrt wird, weil Schwertransporte auf dem Weg zum Testzentrum sind. Das würde auch die Schließung des Ballumer Schleusenkrugs bedeuten“, warnte Iversen.

Allan Svendsen (Neue Bürgerliche) mahnte, dass diese Abstimmung eine der wichtigsten Angelegenheiten seit Mai 1945 sei. „Die Natur gehört nicht der Windindustrie, sondern uns. Das ist ein reiner Schauprozess zugunsten der Windindustrie und der Dänischen Technischen Universität, die das Testzentrum betreiben soll und dort forschen will.“

Eine Menschenkette als Protest gegen die riesigen Testwindräder in Ballum Enge (Archivfoto) Foto: Bjarne Lund Henneberg

Bjarne Lund Henneberg (Sozialistische Volkspartei) bemerkte, dass die dänische Windindustrie ihre neueste Technologie testen wolle. „Einem Unternehmen wie Vestas ist es vollkommen egal, ob die Testwindräder in Dänemark oder im Ausland stehen. Wenn die dänische Windindustrie nicht ihr drittes Testzentrum bekommt, werden wir künftig in China gebaute Anlagen sehen. Es ist eine schwere Entscheidung, die das Folketing hier zu treffen hat. Die Testanlagen dürfen aber nicht am Rande des Wattenmeers stehen.“

Infos an zwei Minister und alle Folketingsparteien

Über die Entscheidung des Tonderner Stadtrats werden jetzt nicht nur neue Kirchenminister Morten Dahlin (Venstre), der auch für den ländlichen Raum zuständig ist, sondern auch der Klima- und Energieminister Lars Aagaard (Moderaten) und alle im Folketing vertretenen Parteien informiert.

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