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Testzentrum: Ballum Enge ist weiterhin im Spiel

Testzentrum: Ballum Enge ist weiterhin im Spiel

Testzentrum: Ballum Enge ist weiterhin im Spiel

Ballum
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Am 25. November bildeten rund 200 Personen eine Menschenkette im Protest gegen die Errichtung von bis zu 450 Meter hohen Windrädern in der Ballumer Enge (Archivfoto). Foto: Bjarne Lund Henneberg

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Das bestehende Windkraft-Zentrum in Østerild in Nordjütland wird als mögliche Alternative nochmals untersucht. Eine Entscheidung wird erst im neuen Jahr fallen. Minister Morten Dahlin will bei der Beschlussfassung geäußerte Kritik nicht ungehört lassen.

Auf das Erreichen des „Finales“, Standort für ein neues Testzentrum für Windkraft zu werden, hätte die Kommune Tondern gerne verzichtet. Bei der November-Sitzung lehnte der Stadtrat geschlossen diesen Plan ab. Auch Privatleute, der Nationalpark Wattenmeer und Organisationen haben Kritik geübt, unmittelbar an der Küste des Weltnaturerbes Wattenmeer bis zu 450 Meter hohe Windanlagen zu errichten.

Doch nichts half: Ballum Enge ist immer noch im Endlauf, bekommt jetzt aber mit dem bestehenden Testzentrum in Østerild einen Mitstreiter. Diese beiden Standorte sind die einzigen der bislang acht untersuchten Möglichkeiten, die ins Auge gefasst wurden, wo moderne, gigantisch hohe Prototypen getestet werden sollen.

Die Sprecher für den ländlichen Raum derjenigen Parteien im Folketing, die dem möglichen Bau eines dritten Testzentrums zugestimmt hatten, haben sich am Mittwoch mit breiter Mehrheit für diese beiden Standorte entschieden. Die endgültige Entscheidung fällt erst im neuen Jahr, wenn das Testzentrum in Østerild nochmals überprüft worden ist.

Die Vergleichsparteien

  • Sozialdemokraten 
  • Venstre
  • die Moderaten
  • die Liberale Allianz
  • die Sozialistische Volkspartei
  • die Dänische Volkspartei
  • Radikale Venstre
  • Konservativen

Die Vergleichsparteien (Sozialdemokraten, Venstre, die Moderaten, die Liberale Allianz, die Sozialistische Volkspartei, die Dänische Volkspartei, Radikale Venstre und die Konservativen) hatten sich im Oktober für ein Screening in Østerild ausgesprochen. 

Fünf Windräder in Østerild reelle Alternative

Geklärt werden soll, ob das Zentrum mit zwei Mega-Windrädern erweitert werden könnte. Diese Lösung wird von der Windindustrie als unzureichend eingeschätzt. Sie wünscht sich sechs bis acht Testplätze. Sie hat aber signalisiert, dass fünf Windräder in Østerild eine reelle Alternative zu den sechs geplanten in Ballum Enge seien.

„Für die Vergleichsparteien ist es wichtig, dass alle Möglichkeiten gründlich untersucht worden sind, bevor wir unsere Entscheidung treffen. Es muss – so weit möglich – die größte Rücksicht auf die Menschen und die Natur genommen werden. Wir kennen aber auch die Wünsche der Windindustrie“, erklärt der Minister für den ländlichen Raum, Morten Dahlin (Venstre), der erst seit Ende November in diesem Amt ist.

Folketingsmitglieder kamen in die Marsch Foto: Danmarks Naturfredningsforening

Die nordschleswigsche Westküste sträubt sich gegen diese Mega-Windräder und fürchtet, dass das Wattenmeer den Titel als Weltnaturerbe der UNESCO verlieren könnte. Neben den betroffenen Menschen im Raum Ballum und der Stadt Scherrebek (Skærbæk) werden negative Folgen unter anderem für den Tourismus befürchtet, ein Wirtschaftszweig, der für die Kommune Tondern von großer Bedeutung.

 

Mehrfach wurden Folketingsmitglieder verschiedener Parteien an die Westküste eingeladen und vor drei Wochen wurde als Protest eine Menschenkette am Kystvej beim Röm-Damm gebildet. Dazu hatten Jugendliche aus der Kommune aufgerufen.

Das Interesse der Windkraftenergie, der Export, der Erhalt vieler Arbeitsplätze und die Wahrung der Vormachtstellung der dänischen Produzenten wiegen für den Folketingspolitikerinnen und -politiker für den ländlichen Raum hoch. Ohne ein drittes Testzentrum würden die Arbeitsplätze vermutlich ins Ausland verschwinden, befürchtet Dahlin. Der Minister hat aber versprochen, dass die geäußerte Kritik von Kommunen, Privatleuten etc. bei der Beschlussfassung einbezogen würde.

Ich gehe davon aus, dass alle an der Wahl des besten Standorts interessiert sind.

Henrik Frandsen

Der Sprecher der Moderaten, Tonderns früherer Bürgermeister Henrik Fransen, freut sich, dass es jetzt zwei mögliche Standorte gibt. „Wir warten gespannt das Ergebnis des neuen Screenings ab. Ich gehe davon aus, dass alle an der Wahl des besten Standorts interessiert sind. Jetzt, wo es zwei Alternativen gibt, müssen wir uns nicht nur auf die technischen Argumente konzentrieren, sondern können auch auf andere Interessen einbeziehen.“

Ripener Marsch war schnell aus dem Schneider

Ursprünglich waren drei Standorte an der Westküste im Spiel gewesen: In der Tonderner Marsch bei. Hoyer (Højer), Ballum Enge und in der Ripener Marsch in der Kommune Esbjerg. Die Tonderner Marsch verschwand genauso schnell wie sie ins Bild rückte, auch wieder aus der Planung. Dass die Marsch in Ripen jetzt auch ausgeklammert wird, war zu erwarten, da das Militär Probleme mit der Einflugschneise zum Übungsgelände im nördlichen Teil der Insel Röm (Rømø) geltend gemacht hatte.

In Østerild werden die Proteste vermutlich auch nicht ausbleiben. Beschlossen ist schon, dass dort 275 Meter hohe Windräder gebaut werden. Nach den bisherigen Bestimmungen dürfen die Energieanlage nur eine Höhe von 250 Meter haben. Deswegen stehen aus diesem Grund schon zusätzliche Enteignungen bevor.

Die sozialdemokratische Stadtratspolitikerin und Folketingsmitglied der Sozialdemokraten im Wahlkreis Tondern, Barbara Krarup Hansen unterstreicht in einem Leserbrief, dass sie ihre Parteikolleginnen und -kollegen im Folketing überzeugen wolle, gegen eine Westküsten-Lösung zu stimmen.

Ginge es in dieser Sache um persönliche, finanzielle Gewinne oder die Zerstörung der Natur und des Lebens im ländlichen Raum, fragt die Stadtratsabgeordnete, die auch auf kommunaler Ebene gegen moderne, wesentlich höhere Windräder angeht. Sie wünscht diese aufs Meer.

 

Früherer Vorsitzender überrascht

Sie reagiert mit dem Leserbrief auf eine Stellungnahme des früheren Vorsitzenden des Nationalparks, Bent Poulsen. Er hatte in Jydske Vestkysten“ erklärt, dass die Testwindräder sehr wohl in Ballum stehen könnten. Seine Nachfolgerin, Janne Liburd, und ihr Nachfolger Flemming Just, teilen diese Meinung nicht.

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