Grüne Wende
Grenzüberschreitend: Unterschiede und Gemeinsamkeiten bei Biogasproduktion
Unterschiede und Gemeinsamkeiten bei Biogasproduktion
Unterschiede und Gemeinsamkeiten bei Biogasproduktion
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Der Wirtschaftsrat Tondern und die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Nordfriesland wollen untersuchen, ob Interesse für ein deutsch-dänisches Wissenszentrum für die grüne Energieform besteht. Gehen Gartenabfall, Blut und Molke als Material? Darauf soll es Antworten geben. Der Projektstart erfolgt am 1. September.
Der Wirtschaftsrat, die nordfriesischen Kollegen von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Nordfriesland, die Firma Victor Energy Aps und die Abfallwirtschaftsgesellschaft Nordfriesland haben einen Plan.
Sie wollen untersuchen, ob Interesse besteht für ein deutsch-dänisches Wissenszentrum, das sich ausschließlich mit Biogas befasst. Ob dieses in physischer Form oder als elektronische Datenbank entsteht, wird im Rahmen eines einjährigen, grenzüberschreitenden Projekts untersucht.
Ich sehe in den Unterschieden Möglichkeiten.
Jan Diers, Projektleiter
Projektleiter ist Jan J. Diers vom Tonderner Wirtschaftsrat. Er gibt zu, kein Biogasexperte zu sein. „Ich habe in der Vorbereitungsphase aber schon einiges gelernt. So haben wir zum Beispiel zu wissen bekommen, dass Gartenabfall bei der Biogasproduktion in Deutschland nicht zulässig ist, aber in Dänemark. Warum das so ist, weiß ich nicht“, lacht er.
Schlachterei war freudig überrascht
„Beim Besuch der Danish-Crown-Schlachterei in Husum fragten wir, ob sie daran interessiert wäre, Blut für die Biogasgewinnung zu liefern. Wir wurden gefragt, wie teuer das würde. Als wir sagten, dass dies kostenlos sei, war die Antwort: 'Gerne'“, erzählt Diers weiter.
Man wisse, dass Blut für die Gewinnung von Biogas verwendet werden dürfe. Gleiches gilt für die anfallende Molke aus Meiereien. Auch sie müssen für die Entsorgung dieses Produkts bezahlen.
So müssen unter anderem die unterschiedlichen Voraussetzungen – auch preislich – untersucht werden. Auch die Subventionen und Abgaben in den beiden Ländern seien unterschiedlich. „Ich sehe in den Unterschieden Möglichkeiten“, unterstreicht der Projektleiter.
Austausch von Erfahrungen
Einen Austausch über Erfahrungen und Wissen über die Herstellung und den Gebrauch dieser grünen Energieform soll es über die deutsch-dänische Grenze geben.
Den Stein ins Rollen brachte die kanadische Firma Anaergia, die einige Jahre Besitzerin des im Bau befindlichen früheren Envo-Biogaswerkes bei Sollwig (Solvig) war, bis es an die dänische Investfirma Copenhagen Infrastructure Partners verkaufte wurde.
Eine von Anaergia beauftragte Firma wurde beim Wirtschaftsrat in Tondern vorstellig. Der Auftraggeber wünschte sich mehr professionelle deutsche Kontakte. Auch wurde nach neuem Material für die Gewinnung von Biogas gefragt. Denn der Firma war bekannt, dass dänische Bauern Energiemais zu besseren Preisen als die heimischen nach Deutschland verkaufen, wo die Biogasanlagen wesentlich kleiner sind und privat betrieben werden.
Starke Position
„Wir haben mit mehreren Anlagen eine starke Biogas-Position in der Kommune Tondern. Daher ist es naheliegend, dass der Wirtschaftsrat auch am Aufbau eines Wissenszentrums mitarbeitet“, sagt der Direktor des Wirtschaftsrats, Peter Angel-Andreasen.
Im Vorfeld müsse jetzt die Interessenanalyse im norddeutschen und südjütischen Raum durchgeführt werden. Interessenten könnten heutige und künftige Lieferanten sein, heutige und künftige Betreiber von Biogasanlagen etc. Außerdem sollen grenzüberschreitende Workshops, Seminare und Konferenzen durchgeführt werden.
Ein Landwirt aus Nordschleswig, der in Deutschland eine Biogasanlage betreibt, ist Thomas Bucka aus Haistrup (Hajstrup). „Der Nordschleswiger“ führte kürzlich ein Interview mit ihm.
Der Startschuss fällt am 1. September. Federführend wird das Wirtschaftsratsbüro in Tondern sein. Die Projektzeit ist zunächst auf ein Jahr befristet. Die Finanzierung wird teils über EU-Interregmittel erfolgen.