Ansiedelung
Zuzügler-Familie: „Für uns ist das Haus ein Segen“
Zuzügler-Familie: „Für uns ist das Haus ein Segen“
Zuzügler-Familie: „Für uns ist das Haus ein Segen“
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Die Familie Flügge aus Heide nutzt das Zuzügler-Haus in Seth als Sprungbrett für ihr Dänemark-Abenteuer. Bald beziehen sie ihr neu erworbenes Eigenheim in Tondern. Warum es sie ins dänische Nachbarland gezogen hat, verraten sei bei einem Besuch in ihrem zwischenzeitlichen Domizil.
Claudia und Marcus Flügge und ihre beiden Söhne Per und Clas haben seit vier Monaten ihre zwischenzeitliche Adresse am Lillestrømvej in Seth. Die Familie aus Heide rückte im vergangenen September mit Sack und Pack im Grenzort ins Zuzügler-Haus ein.
„Für uns ist das Haus ein Segen“, sagt Claudia Flügge, während sie in der Küche mit offenem Wohnraum zwei Becher Chai-Latte zubereitet.
Die Flügges nutzen das Haus, das auf einer privaten Initiative von 16 örtlichen Personen fußt, als Sprungbrett in ihre neue Zukunft.
Zeit für die Wohnungssuche
Somit konnten sie sich in aller Ruhe nach einem dauerhaften Domizil umschauen. Fündig sind sie im Wohnviertel Mågen in Tondern geworden. Den Schlüssel für ihr neues Eigenheim erhalten sie Ende des Monats.
Und wie kam es dazu, dass sie in Heide die Zelte abbrachen, um sich an der nordschleswigschen Westküste niederzulassen?
„Wir sind sehr skandinavisch orientiert. Wir haben lange nachgedacht, ob wir nach Dänemark oder Schweden auswandern sollten. Dann ist es, wie man sieht, Dänemark geworden“, sagt Claudia mit einem Lächeln.
Plötzlich war die Zeit reif
Die Entscheidung im August 2021 sei aber dann doch plötzlich gekommen.
Eine wesentliche Rolle für den Neuanfang in einem neuen Land spielen dabei die Jüngsten in der Familie.
„Ein großer Aspekt sind unsere Kinder. Wir finden den Umgang mit den Kindern in den skandinavischen Ländern besser. Hier dürfen die Kinder freier sein und es wird mehr auf sie eingegangen. Hier müssen die Kinder nicht so funktionieren. Ich habe das Gefühl, dass es in Deutschland stringenter zugeht“, so Claudia Flügge am Esstisch in dem vom Hausverein voll möblierten Haus.
Große Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit
„Uns ist generell aufgefallen, dass uns hier eine unheimliche Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit entgegengeschlagen ist“.
Dabei denkt sie besonders an Lars Thomsen und Christian Andresen von der Anteilgesellschaft „Sæd Tilflytterhus ApS“ und die kommunale Koordinatorin für Ansiedelung, Marianne Krag Okholm.
Marcus Flügge erwähnt die Hilfsbereitschaft vom Autohändler im Ort und in Tondern beim Ummelden des Fahrzeugs.
„Auswanderung light"
„Die waren super nett. Auch die Unterstützung von Marianne Okholm ist top und der Übergang war für uns soft. Das kann man als Auswandern light bezeichnen“, sagt Marcus.
Die ersten zwei Wochen verbrachten sie bei Claudias Cousin, der unweit von Tondern wohnt, und danach folgten drei Wochen in einem Ferienhaus. Seit dem 18. September wohnen sie in Seth.
Hier dürfen die Kinder freier sein und es wird mehr auf sie eingegangen. Hier müssen die Kinder nicht so funktionieren. Ich habe das Gefühl, dass es in Deutschland stringenter zugeht.
Claudia Flügge, Neuzuzüglerin
„Wir sind sehr, sehr dankbar dafür, wie der Empfang hier in Dänemark war“, sagt sie, während ihr Mann die Kinder aus Freizeitbetreuung abholt.
Von der LAS in die Grundskole
In den ersten Wochen besuchten Per und Clas die Ludwig-Andresen-Schule (LAS) in Tondern.
„Wir fühlten uns sehr gut aufgenommen und die LAS ist eine tolle Schule, mit vielen Aktivitäten für die Kinder und einem guten Kontakt zwischen Eltern und Lehrer, in einer Weise, die wir nicht kannten“, beschreibt Claudia Flügge das positive Erlebnis.
Nach einigen Wochen entschieden sich die Eltern jedoch für einen Wechsel an die Tønder Distriktsskole Grundskolen.
Mehr Dänisch angestrebt
„Wir hatten das Gefühl, dass die Kinder zu wenig Dänisch-Input erhielten. Aber das ist ja klar“, so die zweifache Mutter mit Blick darauf, dass es sich mit der Schule und dem Club um deutsche Einrichtungen handelte.
Während für die Söhne fünf Stunden pro Woche Dänischunterricht auf dem Stundenplan steht, büffeln Claudia und Marcus in Eigenregie Dänisch.
„Die Kinder sind auch an der Grundskole sehr herzlich aufgenommen worden. Wenn die Kinder schmutzig sind, dann geht es ihnen gut. Ich habe das Gefühl, dass ich doppelt so viel Wäsche wie früher hatte“, berichtet sie lächelnd. Das dänische Schulsystem mit der O-Klasse (Vorschule) gefällt dem Ehepaar gut.
Erst Umzug, dann gezielter Sprachunterricht
Während sie zu Hause ist, pendelt ihr Mann als Lehrer während der Woche täglich nach Heide und retour.
„Wenn wir mit dem nächsten Umzug durch sind, dann werden wir den kommunalen Sprachunterricht nutzen. Wir haben am Anfang gemerkt, dass wir so in bürokratische Sachen eingebunden sind, dass das Dänisch lernen zu kurz kommt – bei uns ist es zumindest so“, sagt Claudia.
Auch die Unterstützung von Marianne Okholm ist top und der Übergang war für uns soft.
Marcus Flügge, Neuzuzügler
„Wir haben so wenig wie möglich ausgepackt. Es ist schön mit diesem Haus, dann kann man ein Jahr lang testen, ob man in Dänemark bleiben will. Das war für uns aber keine Frage“, so Claudia.
Spätestens am 17. März ist ihre Zeit im Zuzügler-Haus vorbei, das sie für sechs Monate – und damit die Hälfte des maximal möglichen Zeitraums – gemietet haben.
„Der Bedarf besteht“
„Der Bedarf für ein solches Haus ist auf jeden Fall da. Wir haben eher durch Zufall von Bonni Rathje Ottenberg von dieser Möglichkeit erfahren. Ich weiß nicht, wie die Leute sonst darauf aufmerksam werden. Wir hatten Glück, dass es relativ schnell frei geworden ist. Zudem hatten wir Glück, dass wir den Zuschlag bekamen, da es noch eine Anfrage gab“, berichtet Claudia.
Verwandtschaftliche Verbindungen
Sie kommt ursprünglich aus Niebüll. Ihre Tante hat vor etlichen Jahren nach Dänemark eingeheiratet und sie hat außerdem zwei Kusinen und einen Cousin in der Region.
„Es ist schön mit Verwandten hier, wenn man eine kleine Frage hat. Ich denke, sonst hätten wir Marianne Okholm noch öfter in Anspruch genommen“, sagt sie.
Sie lernt unter anderem aus den Schulbüchern von Per Dänisch und ihr Mann hat sich aus dem Internet mit Büchern für Lernzwecke versorgt.
„Beim Friseur versuche ich mich mit einer Mischung zwischen Englisch und Dänisch. Ich finde die hiesigen Sprachkenntnisse sehr, sehr toll. Ich habe keine Leute erlebt, die nicht entweder Deutsch oder Englisch konnten. Damit kommt man hier sehr gut zurecht,“ stellt sie fest.
Angemessene Hauspreise
„Wir versuchen an den Wochenenden die Gegend zu erkunden. Die Strandnähe ist toll. Von Heide aus waren wir nach 50 Minuten in Sankt Peter-Ording auch an einem schönen Strand, die dänische Nordseeküste kann aber was anderes“, erwähnt Claudia Flügge.
Früher zog es auch die Familie mit dem Wohnwagen nach Hvide Sande.
„Es sind in Tondern recht viele Häuser auf dem Markt. Für uns war eine kinderfreundliche Gegend, wo die Jungs Gokart fahren können, wichtig. Außerdem ging es uns um eine zentrale Lage, damit sie später schnell zur Sporthalle radeln können und wir mit einem Auto auskommen können. Über die Hauspreise kann man nicht meckern“, sagt sie.
Schön viel Platz in der Garage
Die meisten Möbel haben sie in Deutschland gelassen und sie dort verkauft.
Indes freut sich das Ehepaar in seiner Zwischenstation über die geräumige Garage. „Die ist schön groß, wenn man umzieht und viele Sachen hat“, so Claudia.
Indessen rollt im Hof vor dem renovierten roten Backsteingebäude am Ende der ländlichen Sackgasse mit Weitblick auf die Natur das Auto mit den drei Männern des Hauses an.
„Ich glaube, es ist ein Vorteil, dass die Kinder relativ jung sind. Sie haben das Ganze ganz toll mitgemacht und für sie ist es eine Art Abenteuer“, sagt Claudia Flügge. Bald setzt sich das Dänemark-Abenteuer der vier Auswanderer einen guten Katzensprung entfernt – in einem Wohnviertel in Tondern – fort.