Leitartikel
„Ecco in Ungnade: Was hätte Karl dazu gesagt?“
Ecco in Ungnade: Was hätte Karl dazu gesagt?
Ecco in Ungnade: Was hätte Karl dazu gesagt?
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Das Königshaus und die Ecco-Familie pflegen seit Jahrzehnten enge Beziehungen, doch nun wird dem nordschleswigschen Schuhproduzenten der Titel als königlicher Hoflieferant aberkannt. Eine Schmach für Ecco, meint Chefredakteur Gwyn Nissen.
Ecco wird im April nächsten Jahres der Titel als königlicher Hoflieferant aberkannt. Eine Begründung gibt es weder vom nordschleswigschen Schuh-Produzenten noch vom dänischen Hof. Doch der Grund ist offensichtlich: Ecco hat im Gegensatz zu den meisten anderen dänischen Unternehmen an seinem russischen Geschäft festgehalten. Für die königliche Familie, die ihre Solidarität mit der Ukraine öffentlich ausgesprochen hat, sind die Werte des Hofes und des Unternehmens daher unvereinbar.
Es ist schon bemerkenswert, wie sich der Bredebro-Konzern inzwischen monatelang hinter der eigenen Fassade versteckt. In der bisher einzigen Erklärung hieß es, Ecco würde sich um seine russischen Angestellten kümmern.
Doch was ist mit den Opfern des brutalen russischen Krieges gegen die Ukraine, fragen sich gerade viele in Dänemark.
Es kann in diesen Tagen nicht leicht sein, Ecco-Mitarbeiterin oder -Mitarbeiter zu sein, und das Unerklärbare erklären oder gar verteidigen zu müssen.
Überall in der westlichen Welt wird Russland boykottiert. Das trifft vor allem die Russen, aber zum Teil auch die eigenen Unternehmen in Dänemark. Dennoch haben die meisten dänischen Firmen die Konsequenzen gezogen und haben sich – trotz massiver Verluste – aus dem russischen Geschäft zurückgezogen. Und das, obwohl viele dieser Firmen nicht einmal dieselbe wirtschaftliche Stärke haben wie Ecco.
Warum sagt Ecco nicht einfach wie es ist: dass sich die Konzernleitung allein um Eccos Milliarden-Investition und Umsatz kümmert. Das russische Geschäft beläuft sich jährlich auf etwa eine Milliarde Kronen, und der Gewinn lag 2021 laut Online-Magazin „Finans“ bei 103 Millionen Kronen. Zudem soll Ecco in Russland Schuhe im Wert von mehreren hundert Millionen Kronen auf Lager haben.
Das scheint der Geschäftsleitung derzeit wichtiger zu sein als die Opfer des Krieges. Und wichtiger als das eigene Image.
Ecco ist in Dänemark zum Schuh-non-grata geworden: Mode- und Schuhketten in Dänemark haben dem Unternehmen den Rücken gekehrt, doch das wird Ecco nicht wirklich schaden, weil das internationale Geschäft weltweit viel größer und wichtiger ist als das dänische.
Ecco scheint die Kritik aussitzen zu wollen. Das mag gelingen, solange aus der lokalen dänischen Kritik keine internationale Geschichte wird. Und was ist mit zukünftigen Angestellten – werden die sich mit einem Unternehmen wie Ecco identifizieren wollen?
Etwas Hundedreck bleibt beim Shitstorm aber an der Sohle kleben, denn die Aberkennung des königlichen Titels ist eine Schmach für den Schuhkonzern.
Nicht nur weil es imageschädigend ist, sondern auch weil es stets eine enge und persönliche Beziehung zwischen der Ecco-Familie und der königlichen Familie gegeben hat.
Ecco-Gründer Karl Toosbuy war persönlicher Freund von Prinz Joachim und Prinzgemahl Henrik. Er gehörte zu den Initiatoren und Geldgebern der Volksgabe bei der Renovierung von Schloss Schackenborg für Alexandra und Joachim, und Ecco ist auch beim Wegzug von Marie und Joachim aus Mögeltondern (Møgeltønder) finanziell eingesprungen.
Die Familie Toosbuy hegt immer noch enge Beziehungen zum Königshaus, und man fragt sich, ob die Chefetage des Unternehmens sich die Frage gestellt hat: „Was hätte Karl getan?“
Toosbuy galt als harter Hund und Geschäftsmann bis in die Fingerspitzen, aber er hatte auch seine Prinzipien. Putins Machenschaften hätten ihm ganz bestimmt nicht gefallen – und Toosbuy hätte auch nie seinen Kopf in den Sand gesteckt.
Ecco erzählt sich selbst eine eigene Version der Geschichte. Aber es ist die falsche Geschichte – und sie ist vor allem nicht ehrlich. Das hat nun auch das Königshaus entdeckt.
Ecco hat in Russland nichts zu suchen, und die Lage wird immer peinlicher, weil es deutlich wird, warum der Schuhriese dort bleibt: des Geldes wegen.