Natur und Landwirtschaft
Dänische Umweltbehörde konferiert über Nonnengansboom
Dänische Umweltbehörde konferiert über Nonnengansboom
Dänische Umweltbehörde konferiert über Nonnengansboom
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Am 8. März treffen sich Expertinnen und Experten in Odense, um über Strategien angesichts des auf 250.000 Tiere gestiegenen Winterbestandes der Nonnengänse zu diskutieren. Die vor Jahrzehnten noch vom Aussterben bedrohte Art sorgt zunehmend für Schäden auf Feldern und gefährdet den Luftverkehr.
Die Nonnen- oder auch Weißwangengänse genannte Gänseart, die in den 1970er Jahren im Herbst und Frühjahr nur als vom Aussterben bedrohte Seltenheit auf dem Vorland an den Wattenmeerküsten beobachtet wurde, hat sich in den vergangenen Jahrzehnten sehr stark vermehrt.
Brut inzwischen auch an der Ostsee
Die früher nur an subarktischen Küsten brütenden Zugvögel nisten mittlerweile im gesamten Ostseeraum, vereinzelt auch in den Marschen. In den meist milden Wintern halten sich inzwischen rund 250.000 der Weißwangengänse von Ende September bis Anfang Juni in großen Schwärmen auch in Nordschleswig auf. Die in Dänemark als „Bramgæs“ bezeichnete wandernde Vogelart verzichtet vorwiegend auf den Weiterflug in südlichere Gebiete. Unter der Überschrift ihrer Pressemitteilung „Anzahl der Nonnengänse explodiert“ macht die staatliche dänische Umweltbehörde „Miljøstyrelsen“ auf eine Konferenz in der Landwirtschaftsschule Dalum bei Odense am 8. März aufmerksam, auf der Fachleute über den künftigen Umgang mit der Vogelart diskutieren werden, die zunehmend Schäden auf landwirtschaftlichen Nutzflächen anrichtet.
Gefahr für Flughafen Kopenhagen
Dabei ist Thema, dass besonders im Raum Kopenhagen, wo die Nonnengänse verstärkt brüten, die Tiere eine Gefahr für den Betrieb des Kopenhagener Flughafens Kastrup auf der Insel Amager darstellen.
Es werden in einem der Vorträge in Dalum auch die als „Regulierungsmaßnahmen“ umschriebenen Abschüsse und Vergrämungen der Nonnengänse behandelt. Die unter internationalem Schutz stehenden Vögel können aufgrund von vertraglichen Verpflichtungen in Dänemark nicht im Alleingang dezimiert werden.
Konzepte gesucht
Die Veranstaltung, die der Vorsitzende des unter anderem für die Jagd in Dänemark zuständigen Wildverwaltungsrates, Jan Eriksen, leitet, sollen Maßnahmen vorgestellt werden, die die Landwirtschaft vor Fraßschäden durch die mitunter viele Tausend Individuen umfassenden Gänseschwärme schützen können. So spricht der Forscher Jesper Madsen von der Universität Aarhus während der Veranstaltung unter der Überschrift „Zuckerbrot und Peitsche“ über Konzepte, die Nonnengänse beispielsweise von Feldern mit Wintergetreide zu verscheuchen, während versucht wird, sie zum Fressen auf Naturschutzflächen zu locken. Dieses Prinzip wird in Nordschleswig in der Tonderner Marsch und auch in Schleswig-Holstein verfolgt.
Nachteile für Wiesenvögel möglich
In einer Diskussion geht es darum, welche Konsequenzen die starke Beweidung von Wiesen und Feldern für die dortige Flora und Fauna haben. In den Marschen klagen Landwirte, dass die Gänse ihren Weidetieren die Nahrung wegfressen.
Es gibt aber auch Sorgen, dass die massive Präsenz der Nonnengansschwärme schützenswerte Wiesenvögel wie Kiebitze, Austernfischer, Rotschenkel oder Uferschnepfen vertreiben könnten. Dazu gibt es einige Untersuchungen. Dabei stellten Wissenschaftler aber auch fest, dass die kurrzgefressenen Wiesenflächen der Nonnengänse von bestimmten Vogelarten bevorzugt werden. Welche Möglichkeiten für die Naturschutzbehörden vorhanden sind, auf die Zunahme der Nonnengänse zu reagieren, dürfte Thema im Referat von Camilla Uldal und Søren Eglund aus dem dänischen Umweltministerium sein, in dem es um den internationalen Verwaltungsplan für die Nonnengänse und die EU-Vogelschutzverordnung geht. Weitere Informationen gibt es unter https://mst.dk/service/nyheder/nyhedsarkiv/2022/jan/antallet-af-bramgaes-er-eksploderet/