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Frelle Petersen überwältigt: Dänemarks größter Filmpreis geht nach Nordschleswig

Frelle Petersen überwältigt: Dänemarks größter Filmpreis geht nach Nordschleswig

Dänemarks größter Filmpreis geht nach Nordschleswig

Kopenhagen
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Frelle Petersen
Frelle Petersen mit der Bodil-Statuette am Sonnabend in Kopenhagen Foto: Emil Nicolai Helms/Ritzau Scanpix

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Der Apenrader Regisseur hatte kaum zu hoffen gewagt, dass er sich in einem starken Feld bei der Bodil-Verleihung durchsetzen könnte. Doch die Filmkritikerinnen und -kritiker haben seinen Film von der nordschleswigschen Westküste als besten dänischen Film des vergangenen Jahres gekürt. Petersen verrät, weshalb sich für ihn damit ein Kreis schloss.

Die Stimme ist noch etwas heiser, als Frelle Petersen den „Nordschleswiger“ zurückruft. Die Verleihung der Bodil-Statuette am Sonnabendabend wurde anschließend noch ausgiebig gefeiert. 

„Es war überwältigend für uns, als bekannt gegeben wurde, dass ‚Resten af livet‘ als bester Film gekürt worden ist, denn es war dieses Jahr ein wahnsinnig starkes Feld“, so der nordschleswigsche Regisseur. 

Wir hatten im Vorfeld besprochen, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass wir gewinnen.

Frelle Petersen

Und eben weil die Konkurrenz in diesem Jahr so stark war, hatten er und das Team sich kaum zu hoffen getraut, dass es glücken würde. Bei der Verleihung der Robert-Preise durch die Dänische Filmakademie hat der Film „Holy Spider“ abgeräumt und Frelles Film über den Umgang mit Trauer ging leer aus. Auch bei der Auswahl des dänischen Oscar-Kandidaten hat „Holy Spider“ „Resten af livet“ ausgestochen.

„Wir hatten im Vorfeld besprochen, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass wir gewinnen. Sollte es aber dennoch gelingen, so sollte das gesamte Team auf die Bühnen gehen.“ 

Im Gegensatz zum Robert wird der Bodil-Preis von den dänischen Filmkritikerinnen und -kritikern verliehen. Und die sahen Frelle Petersens Film über den Umgang mit der Trauer als besten dänischen Film des Jahres 2022

Erik Clausen wurde für sein Lebenswerk ausgezeichnet – und auch von Frelle Petersen gefeiert. Foto: Emil Nicolai Helms/Ritzau Scanpix

„Schmetterlinge im Bauch“ beim Regisseur auf der großen Bühne

„Dann standen wir plötzlich da oben auf der Bühne und schauten auf ein Publikum, in dem viele meiner Idole und Vorbilder saßen. Da bekommt man schon Schmetterlinge im Bauch.“

Eines dieser Vorbilder bekam ebenfalls einen Preis. Der 81-jährige Filmemacher, Schauspieler und Drehbuchautor Erik Clausen wurde für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Und mit dieser Verleihung schloss sich für Petersen ein Kreis.

„Erik Clausen war der Erste, der mich unterstützt hat. Als ich nicht von der Filmakademie aufgenommen wurde, sagte er mir, dann könne ich die Filme machen, zu denen ich Lust habe.“

Ein nordschleswigscher Film hat die höchste dänische Auszeichnung bekommen.

Frelle Petersen

Frelle Petersen hatte bereits im Interview mit dem „Nordschleswiger“ von der Begegnung mit Erik Clausen, als er frisch aus Apenrade (Aabenraa) nach Kopenhagen gezogen war, berichtet. Seine Dankesrede am Sonnabend leitete er ebenfalls mit dieser Erzählung ein.

„Da gab es einen Riesenbeifall. Für mich war es ein Höhepunkt, dass er gleichzeitig mit mir ausgezeichnet wurde. Ich war damals aus Nordschleswig nach Kopenhagen gegangen, und jetzt bin ich in meinen Filmen nach Nordschleswig zurückgereist. Ein nordschleswigscher Film hat die höchste dänische Auszeichnung bekommen.“

Zweiter Bodil für Petersens Nordschleswig-Filme

Ganz ungewohnt ist es für den Regisseur nicht, bei einer Preisverleihung im Rampenlicht zu stehen. Bereits sein erster nordschleswigscher Film „Onkel“ gewann einen Bodil für das beste Drehbuch. Beiden Filme spielen an der Westküste, die Schauspielerinnen und Schauspieler sprechen konsequent ihren eigenen, „sønderjysken“, Dialekt. 

Auf diese Art ist er den Weg gegangen, den der Erz-Kopenhagener Erik Clausen ihm seinerzeit empfohlen hatte. Und hat zum zweiten Mal die Filmkritikerinnen und -kritiker damit überzeugen können.

„Ich sehe es als eine große Anerkennung, denn sie haben die wichtige Rolle, dem Publikum die Filme zu vermitteln – ihm zu helfen, sich in dem reichhaltigen Angebot zurechtzufinden. Sie sehen und analysieren eine sehr große Anzahl von Filmen. Daher bedeutet es mir viel, dass sie den Film auszeichnen.“

Und dann hat die Statuette auch eine bodenständigere Bedeutung. „Onkel“ musste Frelle Petersen mit einem sehr begrenzten Budget drehen. Nachdem der ausgezeichnet wurde, ging es leichter, für den zweiten Teil seiner Nordschleswig-Trilogie Finanzierung zu finden. Für den dritten Teil hofft er sich jetzt einen weiteren Schub.

„‚Resten af livet‘ ist gerade in Norwegen angelaufen. Die dortige Distributionsgesellschaft hat bereits auf den Preis reagiert und mitgeteilt, dass sie den für die Vermarktung sehr gut einsetzen können.“

 

 

 

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