Wahlen 2017

Letztes Duell zur Wahl in Apenrade

Letztes Duell zur Wahl in Apenrade

Letztes Duell zur Wahl in Apenrade

Tingleff/Tinglev
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Foto: F. Hartung

Tinglev Forum lud am Freitagabend zur Wahldebatte in Tingleff ein. Nahezu alle Spitzenkandidaten hatten die Einladung angenommen, darunter auch Erwin Andresen von der Schleswigschen Partei.

An der Wahlversammlung in Tingleff nahmen Teil:

Torben Nicolaisen (Alternativet), Karsten Meyer Olesen (Sozialdemokraten), Erwin Andresen (SP), Ejler Schütt (Dänische Volkspartei), Jan Riber Jakobsen (Konservative), Michael Christensen (Volkssozialisten), Jens Bundgaard Nielsen (Einheitsliste), Jan Køpke Christensen (Neue Bürgerliche), Randi Lej-Blicher (Radikale Venstre), Thomas Andresen (Venstre), Dennis Vestergaard  (Robin Hood Partei) sowie Torben Olsen Nielsen (Liberale Allianz).

Zu einem allerletzten Aufeinandertreffen der politischen Parteien zur Kommunalwahl in der Kommune Apenrade kam es Freitagabend auf Einladung von Tinglev Forum in der Aula der Kommunalschule. Nahezu alle Spitzenkandidaten hatten die Einladung angenommen, darunter auch Erwin Andresen von der Schleswigschen Partei. Das ganz große Scharmützel blieb bei der finalen Begegnung aus. Versammlungsleiter und Forum-Vorsitzender Poul-Erik Thomsen versuchte, die Politiker mit der einen und anderen Stichelei aus der Reserve zu locken. Bis auf kleine Wortgefechte und Vorhaltungen erlebten die rund 100 Zuhörer aber  einen eher moderaten Wahlkampfabend.

Bei dem  kramte Poul-Erik Thomsen erst einmal die Wahlversprechen heraus, die Kandidaten bei der Wahlversammlung von vor vier Jahren gaben. Das Ja zum Pflegeheim und zum Standort der Kinder- und Familienverwaltung in Tingleff  konnte als erfüllt abgehakt werden. Unterstützung für Baupläne des Reitklubs und für die Stadterneuerung am Centerplatz wurden als Hängepartie festgehalten, während die Zusagen, neue Grundstücke im Bereich des Ringreiterplatzes  zu erschließen, einen Minuspunkt bekamen.

In den Mittelpunkt des Abends rückten die Themen Senioren und Altenpflege, Zusammenhang zwischen Apenrade und Landdistrikte, Windkraftanlagen und Betreuung von Kindern im Alter null bis sechs Jahre.

Altenpflege hat große Bedeutung

Alle Kandidaten unterstrichen, dass der Altenpflege große Bedeutung beigemessen werden muss. „Wir müssen sicherstellen, dass Senioren aktiv sind und sich nicht einsam  zurückziehen. Vor allem nach einem Krankenhausaufenthalt“, sagte Jan Riber Jakobsen (Konservative).
„Es muss in der Altenbetreuung fachübergeifender gearbeitet werden. Wir müssen das Personal effektiver nutzen“, meinte Sozialdemokrat Karsten Meyer Olesen und verwies darauf, dass Mitarbeiter zu viel mit Verwaltungsaufgaben belastet sind.

Dieser Auffassung war auch Jens Bundgaard Nielsen (Enhedslisten). Vor allem im Bereich Demenz stehe die Kommune vor großen Herausforderungen, „denn es gibt verschiedene Arten von Demenz und verschiedene Stadien. Man kann nicht alles in einen Topf werfen“.
Noch gravierender sei der Bedarf im Bereich Psychiatrie. „Hier gibt es überhaupt keine Regelung für eine Nachbetreuung, wenn Menschen von einem Klinikaufenthalt nach Hause kommen“, so Michael Christensen (Volkssozialisten).

Man müsse Bedarf und Umsetzung der Betreuung analysieren und gegebenenfalls „andere Lösungen mit hineindenken“, sagte Erwin Andresen. Bürgermeister Thomas Andresen (Venstre) griff das Ziel auf, Ältere so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden zu lassen. Generell ist das auch weiterhin das  Ziel, es müsse aber auch Sinn machen. Man müsse den Aufwand und den Zustand der zu betreuenden Person im Auge haben.
Ein Problem stelle Pflegeauflagen für Mitarbeiter dar. Ältere Badezimmer in privaten Heimen dürfen nicht genutzt werden. Das Baden von Älteren muss in einem Pflegecenter erfolgen, was dann Wochen dauern kann. „Eine vollkommen irrsinnige Lösung. Das muss man ändern“, sagte Ejler Schütt (Dänische Volkspartei).

Foto: F. Hartung

Zusammenhang zwischen Apenrade und Landdistrikte

Herrschte zum Thema Seniorenpflege und Betreuung noch größtenteils Einigkeit, so gingen die Meinungen bei der Frage auseinander, ob ein Zusammenhang zwischen Apenrade und den Landdistrikten geschaffen wurde. Thomas Andresen war dieser Ansicht: „Über örtliche Initiative von Gruppen und Bürgervereinen sind Entwicklungspläne in Gang gesetzt worden mit Hilfe der Kommune. In der ehemaligen Kommune Tingleff wurde noch über Schulschließung debattiert. In der Kommune Apenrade sind alle Schulen in den verschiedenen Orten erhalten geblieben“.

Die Stärkung der Landdistrikte habe in den vergangenen Jahren Stück für Stück zugenommen, meinte Erwin Andresen. Die Schaffung eines Dörerrats und eines Landdistriktnetzwerks mit politischer Priorisierung  hätten sich bewährt. Man dürfe aber nicht die Entwicklung Apenrades aus den Augen verlieren.  „Eine starke Hauptstadt mit Fokus auf die Außenbezirke“ müsse die politische Zielsetzung sein, so der SP-Politiker. Von einem starken Apenrade würden letztendlich alle Orte profitieren.

Jan Riber Jakobsen ging mit dem Verhältnis Apenrade contra Landdistrikte hart ins Gericht: „In Apenrade wird überverhältnismäßig bevorzugt. Große Projekte stehen nicht im Verhältnis zu dem, was die Landdistrikte bekommen. Das wundert mich, wenn ich die Zusammensetzung des Stadtrats sehen. Die weitaus meisten Politiker kommen aus einem Landdistrikt. Es geht für mich auch um Ethik. Landdistrikte bekommen nicht die Wertschätzung, die sie verdienen. Dass eine kleine „Nagel-und Schrauben“-Kasse für Projekte in kleineren Ortschaften gebildet wurde, sagt viel aus“. Karsten Meyer Olesen vermisste ein gutes und zusammenhängendes Transportnetzt.

„Mehr Mittel für die Außenbezirke“, so Jan Køpke Christensen (Nye Borgerlige). Er wünsche sich kleinere Kommunen, mehr Bürgernähe und Bürgermitbestimmung bei Stadtratssitzungen.

Foto: F. Hartung

Windkraftanlagen

Poul-Erik Thomsen warf das Thema Windkraftanlagen und die Probleme auf, die es in Böhlau durch Anlagen sowohl auf dänischer als auf deutscher Seite  gibt. Hier meldete sich der Böhlauer Aage Bräuner zu Wort und klagte sein Leid.

Jan Köpke, Ejler Schütt und Michael Christensen sprachen sich dafür aus, dass Anlagen auf dem Meer errichtet werden. Karsten Meyer Olesen sagte, es müssen konkrete Pläne erstellt und alle Unklarheiten ausgeräumt werden, ehe man sich für das Aufstellen von Windrädern entscheidet.
Erwin Andresen verwies darauf, dass die Kommune angehalten ist, einen Windkraftanlagen-Plan zu erstellen, ohne dass man sich auf das Aufstellen festlegt. Überlegenswert sei, ausschließlich ein großes Gebiet, wie etwa bei Böhlau, als Windpark auszuweisen, was allerdings den Kauf dortiger Grundstücker erfordert.

Alle Politiker waren sich einig, die Studie der Krebshilfe über  Auswirkungen von Windkraftanlagen auf den Menschen abzuwarten, ehe eine Entscheidung über das Aufstellen von Anlagen getroffen wird.

Jan Riber meinte, dass es in den kommenden vier Jahren nicht zu einer Entscheidung kommen wird. „Es gibt andere Herausforderungen, die zuerst gelöst werden müssen. Ich denke da an die Altenbetreuung und die Entwicklungspläne“. Man müsse beim Festlegen von Windkraftgebieten auch aufpassen, dass man die Bevölkerung nicht in zwei Lager spaltet.

Grüne Energie sei generell zu begrüßen, auch Solarenergie, warf Jens Bundgaard Nielsen ein. Windkraft sei am effektivsten, Flächen dafür auszuweisen, erfordere aber Umsicht.

Kinderbetreuung

Zum Thema Betreuung und Einrichtungen für Kinder im Alter null bis sechs Jahren forderte Randi Lej-Blicher (Radikale Venstre) eine dezenraler Struktur und angemessene Normierung. „Die Mitarbeiter und die Leitungen vor Ort wissen am besten, was nötig ist“, so Lej-Blicher, die selbst Leiterin einer Einrichtung ist.

Mehr Personal durch eine bessere Normierung forderten  auch  andere Kandidaten. Meyer Olsen und Schütt betonten, dass eine pädagogische Arbeit mit den Kindern statt eine einfach Aufsicht das Ziel sein muss.

Mit einer obligatorischen Abschlussrunde, bei der die Kandidaten noch einmal ihre politischen Schwerpunkte vorbrachten, klang das  Tingleffer Wahlfinale aus. Das Sagen haben nun die  Bürger, die am Dienstag ihre Stimme abgeben.

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Leitartikel

Volker Heesch
Volker Heesch Journalist
„Aus traurigen Tatsachen und Wahrheiten lernen“