Mobilität
Pendeln mit dem Rad: Starkes Stadt-Land-Gefälle
Pendeln mit dem Rad: Starkes Stadt-Land-Gefälle
Pendeln mit dem Rad: Starkes Stadt-Land-Gefälle
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Eine neue Untersuchung der Süddänischen Universität zeigt, dass viele Menschen auf dem Land das Fahrrad weniger häufig für den Arbeitsweg nutzen als Bürgerinnen und Bürger in den großen Städten – selbst wenn die Distanz zum Büro gleich ist. Im ländlichen Raum sorgen zahlreiche Hindernisse dafür, dass das Fahrrad im Schuppen bleibt.
Teil der Studie „Dänemark in Bewegung“
Die Studie ist Teil einer Untersuchung zum Bewegungsverhalten der Menschen in Dänemark, die sich „Danmark i Bevægelse“ nennt. Dafür wurde der Weg zur Arbeit und Ausbildungsstätte von 46.000 Bürgerinnen und Bürgern ab 15 Jahren beleuchtet.
Für die Studie wurden zwei Gruppen analysiert, die weniger und häufiger Rad fahren und dabei Kurzstrecken (1 bis 5 Kilometer) sowie Langstrecken (6 bis 15 Kilometer) betrachtet.
Insgesamt fuhren 49,3 Prozent der Menschen mit einer Kurzstrecke und 73,0 Prozent der Bürgerinnen und Bürger mit einer Langstrecke zwei oder weniger Tage pro Woche mit dem Rad zur Arbeit oder zur Ausbildung.
Barrieren bremsen das Radpendeln
Die Wissenschaftlerin Tanja Schmidt von der SDU ist nicht überrascht, dass Radfahrende zumeist junge Menschen und Frauen im Alter von 15 bis 29 Jahren sind. „Das Überraschendste ist der große Unterschied zwischen den großen Städten und den ländlichen Kommunen, wenn die Menschen die gleiche Wegstrecke haben.“ Bisher sei eine große Entfernung typischerweise als Barriere für das Radfahren auf dem Land angesehen worden.
Aber selbst wenn die Distanz zum Arbeitsplatz oder der Ausbildungsstätte die gleiche ist, radeln Menschen außerhalb der Hauptstadt und in den größten Städten weniger häufig.
„Die Teilnehmenden sagen selbst, dass Zeit die größte Barriere ist. Es braucht zu lange, und man muss oft unterwegs weitere Dinge erledigen – etwa die Kinder wegbringen oder einkaufen“, sagt Tanja Schmidt. Andere klassische Hindernisse sind das Wetter und diejenigen, die sagen, dass sie einfach lieber mit dem Auto fahren.
Viele wollen außerdem nicht aufgeheizt und verschwitzt zur Arbeit kommen.
Angst vor der Landstraße
Peter Hansen, der Vorsitzende des Radfahrendenverbandes (Cyklistforbundet) meint, dass ein Teil der Erklärung auch ist, dass viele sich unsicher fühlen, entlang viel befahrener Landstraßen zu radeln. „Wir brauchen bessere Fahrradwege, weil das Potenzial enorm ist. In Ostjütland, wo ich wohne, haben die meisten Arbeitnehmenden unter zehn Kilometern Arbeitsweg. Für viele ist das Fahrrad schneller als im Stau zu stehen und um einen Parkplatz zu kämpfen.“
Laut Untersuchung fühlen sich die Gruppen, die häufig mit dem Rad Kurz- oder Langstrecken fahren, weniger unsicher, auf Landstraßen unterwegs zu sein als die, die weniger Rad fahren. Auch die Angst sich zu verletzten ist bei den Vielfahrenden geringer.
Steuervorteile für Radfahrende
Der Radfahrendenverband kämpft dafür, dass Arbeitgebende einen steuerfreien Bonus an Radfahrende auszahlen können. Der dänische Industrieverband, Dansk Industri), will im kommenden Finanzgesetz gern fahrradfreundlichere Steuerregeln verankert sehen. Dafür sollten 70 Millionen Kronen jährlich ab 2025 veranschlagt und eine „Fri Cykle-Ordning“ eingeführt werden. Unternehmen könnten ihren Mitarbeitenden so ein Fahrrad für den Arbeitsweg stellen, ähnlich wie es Dienstwagen gibt, so Dansk Industri.
Die SDU-Studie betont die wirtschaftlichen und gesundheitlichen Vorteile, mit dem Rad statt dem Auto zur Arbeitsstätte zu fahren – von geringerem Krankheitsrisiko bis zu geringerer Umweltverschmutzung.