Die Woche am Alsensund
Von Keksen und der Frage: Was tut dir gut?
Von Keksen und der Frage: Was tut dir gut?
Von Keksen und der Frage: Was tut dir gut?
Diesen Artikel vorlesen lassen.
Was haben Adventsfeiern mit dem Lebensglück zu tun? Kolumnistin Sara Eskildsen hat in dieser Woche am Alsensund zwischen Keksen und Kaffeetassen einen Zusammenhang entdeckt.
Noch eine Adventsfeier, und mir fließt Filterkaffee aus den Ohren. Als Lokalredaktion am Alsensund erhalten wir in diesen Vorweihnachtswochen am Alsensund eine Einladung nach der anderen, oft garniert mit einem duftenden Zweiglein, einer knisternden Kekstüte und der völlig unverpackten Erwartung der Berichterstattung.
Wir tun, was wir können und besuchen eine Adventsfeier nach der anderen. Kindergärten, Schulen, Sozialdienst und sämtliche Ortsvereine der deutschen Minderheit feiern, was die Vorweihnachtszeit hergibt. Und wir stehen ein ums andere Mal vor der journalistischen Herausforderung, einen originellen Winkel zu finden. Da will man sich als Journalistin nicht die Butter vom Stollen nehmen lassen.
„Im Ton vergriffen – Gast singt schief“
Wie also gestaltet man einen spannenden Artikel, wenn ein paar Dutzend Menschen in einem Raum zusammenkommen, um die Adventszeit zu zelebrieren? Gemeinsames Singen, das Auftischen von Torten und Keksgebäck, Andachten oder Verlosungen – der Nachrichtenwert von Adventsfeiern ist begrenzt, und doch wollen wir darüber berichten.
Aber wie? „Kaffee eingeschenkt – Tasse nass“ eignet sich ebenso wenig wie die Überschrift „Im Ton vergriffen – Gast singt Weihnachtslied schief“.
Natürlich geht es nicht ausschließlich um die Berichterstattung, sondern ebenso um den persönlichen Austausch innerhalb der Minderheitengemeinschaft. So ist gelegentlich nicht nur der Kuchenteig saftig, sondern auch die eine oder andere Geschichte.
Bei diesen Adventsfeiern sind nicht nur die Backwaren gehaltvoll, sondern auch die Gespräche. In der Regel werden aber ausschließlich Kekse durch den Kakao gezogen.
Wenn dann noch ein paar Gedankenanstöße ihren Weg durch die Winter-Müdigkeit ins Haupthirn schaffen, der Stimmungs-Artikel um eine Bildergalerie ergänzt wird und der Eierlikör vom Tortendeckel fließt, ist auch die 14. Adventsfeier der Saison ein Genuss.
Nach den wilden Wochen am Alsensund mit Schießerei, Bombenbedrohungen und Sorgerechtsdramen kommen mir die weniger spektakulären Weihnachtsfeiern gerade recht. Sahnetorte Servierende statt Spezialeinheiten – da trinke ich meine Kannen Filterkaffee mit Wonnen und in bester Gemeinschaft.
Bei der Adventsfeier in der Förde-Schule war zu hören: Oft kommen der Durchbruch, die Wende und die Besserung gerade dann, wenn man am wenigsten damit rechnet. Auf Schatten folgt Licht, und manchmal muss man durch ein‘ Dornwald gehen, bevor das Gestrüpp um einen herum zu blühen beginnt.
Unser Alltag: Mehr Weißdornhecke als Palme
Ich will mich ja nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, wie neulich, als ich beim Fugen der Fenster im ersten Stock fast aus dem Rahmen gefallen wäre. Aber ich wage zu behaupten, dass die schönen Momente im Leben eher die Ausnahme und nicht der Normalzustand sind.
Unser Alltag ist mehr Weißdornhecke als Palme. Weniger Sonnenuntergänge auf Hawaii und endlose Unbeschwertheit. Vielmehr Schreibtischstunden, Termine ausmachen und wahrnehmen, Wäsche aufhängen, Einkaufen, Familientreffen vorbereiten, Kartoffeln schrubben, Haare waschen, Fensterfugen zukleistern und tanken.
Statt „guck mal, eine Schildkröte“ reden wir darüber, wer noch bei Netto ranfährt, um Milch zu kaufen, und wir buchen uns weit häufiger einen Termin beim Arzt als einen Tauchkurs in Ägypten. Es ist der Alltag, der zeitlich betrachtet den größten Teil unseres Lebens ausmacht.
Vor lauter Andächtigkeit im Advent frage ich mich daher traditionell im letzten Monat des Jahres, wie dieser mein Alltag aussehen soll. Was ich ändern möchte. Wovon ich mehr oder weniger haben will.
Das Schöne und Ermutigende am Advent ist in meinen Augen, dass es im Grunde um uns herum die meiste Zeit zappenduster ist. Wir aber gezielt Lichtpunkte setzen können.
Sara Eskildsen, Kolumnistin
Was würde mein achtjähriges Ich mit all den Träumen und Hoffnungen wohl zu dem Leben sagen, das ich führe? Ob es zufrieden nickt und mir zuflüstert: „Komm, ein Pferd mehr geht auch noch“?
Das Schöne und Ermutigende am Advent ist in meinen Augen, dass es im Grunde um uns herum die meiste Zeit zappenduster ist. Wir aber gezielt Lichtpunkte setzen können und somit aus der Dunkelheit Gemütlichkeit zaubern. Wir müssen nur den Schalter finden.
Das Prinzip lässt sich sowohl mit Adventsfeiern und Kerzen in der Vorweihnachtszeit anwenden als auch im schnöden Alltag. Wenn wir Dinge tun, die unserer Seele guttun.
Spazieren statt Schnorcheln
Spazieren gehen, Ruhe tanken, Waffeln backen, den Eierlikör vom Kuchen löffeln oder an einer weiteren Adventsfeier teilnehmen. Man muss sich lediglich eine einzige Frage beantworten: Was tut dir gut?
Wer die Antwort regelmäßig in die Tat umsetzt, kann sich im nebelgrauen Alltag Nordeuropas ebenso wohlfühlen wie beim Schnorcheln neben einer Schildkröte. Und zwar ganz ohne die Gefahr, vom schwimmenden Kriechtier neben sich gebissen zu werden.
Was tut dir gut?