Neue Ausstellung
So war der Erste Weltkrieg in Nordschleswig
So war der Erste Weltkrieg in Nordschleswig
So war der Erste Weltkrieg in Nordschleswig
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Stell dir vor, es ist Krieg und 35.000 Nordschleswiger müssen hin – unter diesem Blickwinkel erzählt eine neue Ausstellung im Sonderburger Schloss vom Ersten Weltkrieg in Nordschleswig. Das erleben Gäste.
Als Søren Poulsen Petersen aus Rödding (Rødding) in den Ersten Weltkrieg zieht, ist er ein junger Mann mit der Hoffnung auf eine schnelle Rückkehr. Als er schließlich nach Nordschleswig zurückkehrt, hat er eine Tapferkeitsmedaille gewonnen und beide Augen verloren. Ein britisches Projektil nahm ihm 1916 das Augenlicht.
„Nordschleswiger und der große Krieg“
105 Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs liegen die Glasaugen von Søren Poulsen Petersen in einer gläsernen Vitrine im Schloss Sonderburg, wo sie in der neuen Ausstellung „Nordschleswiger und der große Krieg“ ihre ganz eigene Geschichte erzählen.
Am Freitag, 28. April, eröffnet die imposante Ausstellung, die für zweieinhalb Jahre zu sehen sein wird.
„Wir wollen damit den Ersten Weltkrieg aus der Sicht der Menschen in Nordschleswig erzählen“, sagt Museumsinspektor René Rasmussen, der 14 Monate an der Schau gearbeitet hat.
„Wie haben die Soldaten den Krieg erlebt?“
„Wie haben die Soldaten den Krieg erlebt? Was hat der Krieg für die zurück gebliebenen Familien bedeutet? All das erzählt die Ausstellung.“
Die Besucherinnen und Besucher kommen dem Ersten Weltkrieg beeindruckend nahe. Auf Großbildschirmen treten Menschen von damals aus dem Dunkel ins Licht. Gespielt von Schauspielern, die den Originalpersonen ähneln und Texte und Berichte aus Tagebüchern, Feldbriefen oder anderen privaten Aufzeichnungen zitieren.
Verliebt, verlobt, erblindet
So erhält man auf Augenhöhe einen Bericht aus erster Hand und ein Gefühl dafür, wie tief der Krieg in das Leben der Menschen eingegriffen hat. Wie das Leben von Søren Poulsen Petersen, der nach dem Verlust seiner Augen seiner Verlobten anbietet, die Verlobung zu lösen, weil er ihr „nicht länger das Leben bieten kann, das er ihr versprochen hat“.
35.000 Nordschleswiger – ein Fünftel der Bevölkerung – wurden vom preußischen Heer zum Kriegsdienst eingezogen. 4.000 Nordschleswiger kehrten als Invaliden aus dem Krieg zurück, 6.000 Männer starben.
Von der Kavallerie zum Giftgas
Die Ausstellung führt dem Betrachtenden die Realität des Krieges vor Augen. Und erklärt, wie sich die Kämpfe entwickelten und mit Maschinengewehren, Stacheldraht und Giftgas ganz neue Techniken entwickelt wurden.
So steht man vor einem Schützengraben oder vor dem Nachbau eines Panzers – und spürt, wie klein sich die Soldaten in diesem großen Krieg gefühlt haben müssen.
Spannende Details, die zusammen mit den privaten Berichten eine intensive Ausstellung formen, in der man ein Gefühl dafür erhält, wie der Erste Weltkrieg die Lebenswirklichkeit in Nordschleswig geprägt und für viele zerstört hat.
Gewehre, Dokumente, Karten
Waffeninteressierte treffen auf viele ausgestellte Gewehre, Pistolen und andere Schussgeräte; zu sehen sind außerdem Uniformen, Dokumente und Karten von damals.
Die privaten Berichte und Perspektiven ziehen sich wie ein roter Faden durch die Ausstellung. Wer will, kann in einem digitalen Suchportal die Namen seiner Vorfahren eingeben.
Im digitalen Archiv des Museums, das mithilfe vieler Freiwilliger gepflegt wird, ist eine Datenbank über Kriegsteilnehmer aus Nordschleswig im Ersten Weltkrieg entstanden. Eine Arbeit, mit der René Rasmussen und ein Team Ehrenamtlicher vor über zehn Jahren begannen.
Die Informationen zu 12.500 Namen sind bereits archiviert und zugänglich. Ziel ist es, die Schicksale von 30.000 Nordschleswigern auf der Internetseite zu zeigen.
Ein Leben nach dem Krieg
Søren Poulsen Petersen war einer jener Kriegsteilnehmer. Er hatte übrigens trotz des Verlustes seiner Sehkraft ein erfülltes Leben: Als Bürstenbinder ernährte er sich und seine Familie, der Arbeitsplatz des Mannes ist in einer der Vitrinen zu sehen. Und das Museum verrät: Die Verlobung wurde nicht gelöst, die Frau stand dem Kriegsinvaliden ohne Augen ihr Leben lang treu zur Seite.
Die Ausstellung im Schloss ist ab dem 27. April zu sehen. Alle Haupt-Texte der Schau sind auf Dänisch, Deutsch und Englisch. Weitere Informationen und Eintrittskarten gibt es hier.