Deutsche Minderheit
Harro Hallmann: Unwissen führt zu Verstößen gegen Sprachencharta
Harro Hallmann: Unwissen führt zu Verstößen gegen Sprachencharta
Hallmann: Unwissen führt zu Verstößen gegen Sprachencharta
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Dänische Behörden weigern sich immer wieder, Satzungen von Minderheitsorganisationen auf Deutsch anzuerkennen. Hier muss der Staat Aufklärungsarbeit leisten, meint der Leiter des BDN-Sekretariats in Kopenhagen, Harro Hallmann. Er lobt jedoch auch die Steuerbehörde und die Kommune Sonderburg für die Umsetzung der Sprachencharta.
Unwissen und nicht böse Absicht sei der Grund, weshalb dänische Behörden immer wieder von Organisationen der Minderheit fordern, dass Satzungen auf Dänisch vorliegen müssen. So zumindest lautet die Einschätzung des Leiters des Sekretariats des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN), Harro Hallmann.
„Das ist ein Verstoß gegen internationales Recht, aber das kümmert offensichtlich keinen“, sagt er.
Das Recht der Minderheit, Dokumente auf Deutsch einzureichen, ist eine der Verpflichtungen, die Dänemark bei der Unterzeichnung der Sprachencharta eingegangen ist. Vor allem bei Einträgen ins Grundbuch stößt der BDN bei der zuständigen Behörde, Tinglysningen, immer wieder auf das Problem, dass Satzungen auf Deutsch nicht anerkannt werden.
„Hier hat der Staat eine Informationspflicht. Die Grundbuchbehörde macht das ja nicht, um uns zu ärgern, sondern aus Unwissen“, so Hallmann.
Schleppende Übernahme von neuen Verpflichtungen
Das Kulturministerium hat am Donnerstag den Bericht an den Europarat abgelegt, der beleuchtet, in welchem Maße Dänemark die Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen befolgt. Dänemark hat sich 2001 der Charta verpflichtet. Dabei hat die Regierung jedoch lediglich 37 von 68 Verpflichtungen übernommen. 35 Punkte sind das Minimum, das ein Staat bei der Unterzeichnung übernehmen muss.
Das Kulturministerium räumt in seiner Pressemitteilung ein, dass der Europarat die Übernahme von weiteren Punkten angemahnt hat. Auch der BDN hat bereits 2019 in einem Brief an das Kulturministerium dazu aufgefordert. Im deutsch-dänischen Aktionsplan vom August 2022 hat sich die dänische Regierung dazu verpflichtet, weitere Artikel der Charta zu übernehmen. Doch in dem Fall ist das Papier zu geduldig, meint Hallmann.
„Ich will nicht sagen, dass seit 2019 nichts passiert ist, aber es ist wirklich sehr wenig. Im Bundestag hat man kürzlich das 25-jährige Bestehen der Sprachencharta mit Reden in den Minderheitensprachen gefeiert. Im Folketing herrscht dagegen das große Schweigen.“
Positivbeispiel Skat
Er betont jedoch, dass es bei Weitem nicht nur Negatives anzumerken gibt. So vermerkt der Sekretariatsleiter als positiv, dass jetzt 2,4 Millionen Kronen für die Informationsarbeit der Minderheit fest im Staatshaushalt verankert sind. Auch mit Lösungen und Informationen im digitalen Bereich gehe es voran.
„Die Steuerbehörde, Skat, liefert wirklich gute Informationen auf Deutsch. Das ist vorbildlich.“
Lob an Sonderburg
Teil der Sprachencharta ist auch, dass man Behördengänge in Nordschleswig auf Deutsch erledigen kann. Hier sei in allen vier nordschleswigschen Kommunen einiges geschehen. Hallmann hebt jedoch die Kommune Sonderburg besonders hervor.
„Dort wird systematisch und proaktiv mit der Sprachencharta gearbeitet. Das ist wirklich ein Positivbeispiel.“
Der dortige Bürgermeister, Erik Lauritzen (Soz.), sieht das als eine Selbstverständlichkeit. „Wir haben einen laufenden Dialog mit Vertreterinnen und Vertretern der Minderheit, wie wir die Dinge besser machen können, und dann bessern wir nach“, sagt er.
So kann man bei der zentralen Anlaufstelle für Bürgerinnen und Bürger, dem Borgerservice, auf Deutsch bedient werden.
„Im Alltag ist es nicht das große Problem für die meisten aus der Minderheit, Dänisch zu sprechen. Aber es soll keiner wegen der Sprache oder weil es Verständigungsprobleme gibt, benachteiligt werden“, so Lauritzen.
Harro Hallmann ergänzt, dass viele neuere Mitglieder der Minderheit im Dänischen weniger sattelfest seien.