Der Impfstoff hat die Pflegeheime in Nordschleswig erreicht, und nach und nach soll nun alles besser werden. Das habe ich am 29. Dezember 2020 in meinem Leitartikel „Hoffnung aus der Dose“ geschrieben. Verimpft wurde zu diesem Zeitpunkt das Vakzin von Biontech/Pfizer. Doch auch von Moderna, Astrazeneca und Johnson&Johnson gab es Corona-Impfungen. Hätte ich zu diesem Zeitpunkt gewusst, dass die Spritze von Astrazenca und Johnson&Johnson aus der Corona-Strategie der dänischen Regierung gestrichen wird, wäre wohl klar gewesen, dass es noch etwas länger dauert, bis „nach und nach“ alles besser wird.

Obwohl die Impfbilder zum Jahreswechsel Hoffnung machen, wird 2021 so anfangen, wie wir 2020 die meiste Zeit verbracht haben – im Shutdown. Nicht nur der Anfang von 2021 war ein Abbild von 2020, sondern auch im Verlauf des Jahres verlief vieles, wie wir es bereits aus dem ersten Pandemie-Jahr kannten: Homeoffice, Veranstaltungsabsagen, Einreisebeschränkungen, Lockerungen im Sommer, verschärfte Maßnahmen im Winter. Lediglich der Reiz des Neuen, die Lust am Puzzeln und die Freude auf digitale Veranstaltungen sind mit der Zeit vergangen.

Auch die nächsten Monate werden wir uns weiterhin zusammenreißen müssen. Als ich das geschrieben habe, dachte ich an zwei, drei Monate, nicht an zwölf. Ein kurzes Aufatmen ohne Maske gab es im September, als es vonseiten der dänischen Regierung hieß, „die Pandemie ist unter Kontrolle“. Kurzzeitig wollten wir sogar damit aufhören, unsere Grafik mit den täglichen Corona-Infektionen zu aktualisieren. Hätten wir das getan, wäre uns die große „Welle“ ab November entgangen.

Seine Schlussfolgerung: „Es ist sinnvoll, den Impfstoff zu verwenden.“ Mit dieser Schlussfolgerung lag der Epidemiologe und Stationsarzt am Universitätsklinikum Aarhus, Christian Wejse, goldrichtig. Es war sogar so sinnvoll, den Impfstoff zu verwenden, dass sich 60,8 Prozent der Bürgerinnen und Bürger in Dänemark nicht nur einmal oder zweimal, sondern gleich dreimal haben piksen lassen.

Wenn 2021 kein weiteres Pandemie-Jahr werden soll … an dieser Stelle möchte ich mein früheres Ich gleich unterbrechen. Wenn eins klar ist, dann, dass 2021 genauso ein Pandemie-Jahr war wie 2020 – nur mit neuen Varianten. Auf Delta im Sommer folgte Omikron im Winter. Ein Jahr nach Erscheinen des Leitartikels lag die Zahl der Neuinfektionen bei 23.228. Ein Blick in die Glaskugel hätte mir angesichts dieser Zahl wohl den Angstschweiß auf die Stirn getrieben. Allerdings hat die zunächst gefürchtete Omikron-Variante in Kombination mit der hohen Impfbereitschaft dazu beigetragen, dass die dänische Regierung die Corona-Pandemie erneut für beendet erklärt hat. Hoffen wir, dass es diesmal auch dabei bleibt – und falls nicht, können wir ja zum Glück nicht in die Zukunft schauen.