90. Geburtstag

Gunnar Pedersen: Abenteurer mit Gesellschaftssinn

Gunnar Pedersen: Abenteurer mit Gesellschaftssinn

Gunnar Pedersen: Abenteurer mit Gesellschaftssinn

Apenrade/Aabenraa
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Am 1. Juli wird Gunnar Pedersen 90 Jahre. Foto: Karin Riggelsen

Am Mittwoch, 1. Juli, kann der rüstige Apenrader seinen Ehrentag feiern. Wegen des Coronavirus hat er die Feier jedoch in den September verschoben.

Geboren und aufgewachsen ist Gunnar Pedersen in Kerteminde auf Fünen. Dort, in der Hafenstraße, in direkter Nähe zum Hafen, sei seine Liebe für das Meer entstanden, sagt er. Der Vater hat auch einen Teil dazu beigetragen. Er war Angler und Jäger und hat seinem Sohn die Nähe zur Natur vermittelt. Und diese Liebe hat ihn sein ganzes, bald 90-jähriges Leben, nicht losgelassen. So ist es auch kein Wunder, dass er in eine Hafenstadt gezogen ist.

Dabei spielte aber auch das Schicksal eine große Rolle, denn nach einer Lehre zum Maschinentechniker und nach dem anschließenden Studium zum Maschineningenieur bekam Gunnar Pedersen Arbeit beim Hochspannungswerk in Apenrade. Hier stieß er zum ersten Mal auf die deutsche Minderheit in Nordschleswig. „Als ich am ZOB aus dem Bus stieg, war das erste, das ich sah, ein Leuchtschild. ,Der Nordschleswiger‘ stand darauf. Ich dachte schon, ich wäre zu weit gefahren und in Flensburg gelandet“, erinnert er sich.

Willkommen in der Minderheit

Ab 1955 arbeitete der Neu-Apenrader in dem Werk an der Förde. Auf einem Fest lernte er seine erste Frau Angela kennen. Sie stammte aus der deutschen Minderheit. Während des Krieges wurde er, wie er selbst es beschreibt, zum „Deutschen-Hasser“ erzogen. Von seiner Geburtsstadt aus konnte er die Bombardierung Hamburgs beobachten.

Mit dem Kontakt zur Minderheit änderte sich seine Vorbehalte jedoch schnell. „Ich habe immer das Gefühl gehabt, als Däne aus der Mehrheitsbevölkerung willkommen zu sein. Und bei meinen Schwagern, die sich freiwillig für den Kriegseinsatz gemeldet hatten, hatte ich den Eindruck, dass sie es machten, um etwas zu erleben, und wegen des ,Gruppenzwangs‘“, schreibt Gunnar Pedersen in seinen Erinnerungen, die in der Ausgabe des Buchbandes „Historier fra bybakken“ im Jahr 2017 veröffentlicht wurden.

Gunnar Pedersen an seinem Schreibtisch, wo er viele Artikel und Erinnerungen niedergeschrieben hat. Foto: Karin Riggelsen

 

Das Paar hat zwei Kinder: Tochter Gia, die in Ribe wohnt und als Abteilungsleiterin einer Schule in Scherrebek arbeitet und Sohn Jens Olaf, der studierter Physiker ist und heute in der Klimaforschung aktiv ist. Er lebt in Allerød.

Abenteuer Urlaub

Zwar gab es immer wieder abenteuerliche Kurzurlaube, so reiste er unter anderem in der Studienzeit mit seinem ersten Motorrad  quer durch Deutschland nach Österreich. Mit seinem Sohn Jens Olaf unternahm der abenteuerlustige Mann jedoch seine erste große Reise. Jens Olaf war 1978 just Abiturient geworden. Ein Jahr lang fuhren Vater und Sohn im Land Rover unter anderem durch Bangladesh und Tansania. Doch bei dieser einen langen Reise blieb es nicht.

Die Familie wohnte inzwischen in Hostrupholz und Gunnar Pedersen erfüllte sich einen Traum. Er baute im Apenrader Hafen sein erstes Segelboot. Die Olla III war aus Stahl, wie es sich für einen Maschinenbauingenieur gehört. Der Plan war, mit dem Schiff in See zu stechen. Doch Pedersen glaubte, dass es dazu nicht taugte. Der Plan wurde deshalb auf Eis gelegt. Das Schiff wurde verkauft.

Gunnar mit dem Modell, nach dem die „Amanda“ entstanden ist. Foto: Karin Riggelsen

Erst 1983, mit seiner zweiten Frau Inger und seinem zweiten selbstgebauten Segelschiff, der „Amanda“, ging es für ein Jahr ins Mittelmeer. Auf dieser Fahrt, so der Plan, wollte das frisch zusammengekommene Paar sehen, ob es zusammenpasst. „Und es passte gut“, sagt Gunnar Pedersen.

Aktiv in der Apenrader Altstadt

Das Paar kaufte das Haus, in dem Gunnar Pedersen auch heute noch lebt, in der Slotsgade 18. Das unter Denkmalschutz stehende Hinterhaus hat der gewandte Handwerker selbst über die Jahre hinweg restauriert. Das Vorderhaus mit vier Wohnungen ist inzwischen verkauft. Mit der Hausrestaurierung hat der Junggebliebene schon zuvor Erfahrung sammeln können. Nachdem das Haus in Hostrupholz verkauft war, zog die Familie in die Apenrader Nygade 47. Das Handwerken hat Gunnar Pedersen übrigens von seinem Vater gelernt. Sein Können hat er dort unter Beweis stellen können. Nachdem das Haus fertiggestellt war, wurde es verkauft und es ging einige Häuser weiter in die Nygade 51. Auch dieses Haus wurde liebevoll restauriert. Dort, im Hinterhof, entstand auch die Amanda“. Gemeinsam mit seiner zweiten Frau Inger zog Gunnar Pedersen dann in die Slotgade.

Maritime Details sind überall im Haus des rüstigen Jubilars zu finden. Foto: Karin Riggelsen

Auf die Frage, wie er körperlich und geistig so fit geblieben ist, antwortet er: „Ich habe immer für gutes, gesundes Essen, viel frische Luft gesorgt. Ich habe für meinen Körper gesorgt. Außerdem war ich – und bin immer noch – sehr aktiv, stehe dem Leben positiv gegenüber und sehe mich als Teil der Gesellschaft, in der ich mich einbringe.“ Und so ist Gunnar Pedersen heute noch Mitglied in der „Aabenraa Vrikke Laug“ und der „Auroras Kanonlaug“. Bekannt ist er außerdem unter anderem als früherer Vorsitzender des Apenrader Segelboothafens und für seine Arbeit für das Kunstmuseum im Brundlunder Schloss.

Am Mittwoch, 1. Juli, kann Gunnar Pedersen seinen 90. Geburtstag feiern. Allerdings im kleinen Kreise der Familie. Wegen der Corona-Maßnahmen wird die Geburtstagsfeier, maritim, wie es sich für ihn gehört, am Sonnabend, 5. September, ab 13.30 Uhr auf Kalö mit viel Musik gefeiert.

Dabei sein werden dann neben der Tochter und dem Sohn mit ihren Familien auch fünf Enkel sowie ein Urenkel. Ein weiterer Urenkel wird übrigens im Oktober erwartet.

 

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