Deutsche Minderheit
In Tingleff leben ganz viele Leseratten
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Die kleine Bücherei im alten Kirchenkrug konnte im Jahr 2022 nach zehn Jahren wieder die 20.000er-Marke knacken.
Freude herrscht beim Verband Deutscher Büchereien in Nordschleswig. Auf ganzer Linie konnte das nordschleswigsche Büchereiwesen im Jahr 2022 einen Anstieg bei den Entleihungen registrieren, wie eine der beiden leitenden Bibliothekarinnen, Silke Amthor, aus der Zentralbücherei in Apenrade (Aabenraa) mit einem Blick auf die frische Jahresstatistik feststellt.
In der kleinen Büchereifiliale in dem ehemaligen Kirchenkrug von Tingleff ist die Freude bei der dortigen Leiterin Mareike Poté besonders groß.
Nach zehn Jahren konnte dort erstmals wieder die Marke von mehr als 20.000 Entleihungen geknackt werden. Der Wert von 2013 (20.052) wurde sogar um fast 300 Medien-Entleihungen übertroffen. Die neue Bestmarke liegt nun bei 21.351 Entleihungen.
Vier Monate geschlossen
„Vor Corona lag die Tingleffer Bücherei relativ konstant bei 18.000 bis 19.000 entliehenen Medien im Jahr. 2021 fiel die Zahl dann auf 14.688. Der Hauptgrund: Es war das Corona-Jahr. Hier hatten unsere Büchereien vier Monate fast gar nicht geöffnet“, gibt Silke Amthor zu bedenken.
Für die Erfolgsbilanz der Bücherei in Tingleff im Jahr 2022 gibt es natürlich auch gute Gründe. Allen voran: Es war ein Jahr ohne Corona-Einschränkungen. Die Bücherei konnte ganz normal genutzt werden. „Darüber hinaus schlägt die gute Arbeit, die vor Ort in allen unseren Abteilungen geleistet wird, auch durch höhere Entleihzahlen zu Buche“, betont Amthor.
Mehr als nur Bücher
Wichtig ist es natürlich, dass die Mitarbeiterinnen in den Büchereien ihre Leserschaft kennen und einen entsprechenden Medienbestand aufgebaut haben und ständig erneuern. Das gilt für alle Abteilungen des nordschleswigschen Büchereiverbandes.
Der Slogan der Bibliotheken lautete viele Jahre „Mehr als nur Bücher“, und dieses Versprechen gilt auch weiterhin. Denn es geht in der Zentralbücherei in Apenrade, ihren Filialen in Tondern (Tønder), Hadersleben (Haderslev), Sonderburg (Sønderborg) und Tingleff nicht nur darum, die Nutzerinnen und Nutzer mit Lesestoff zu versorgen. In Tingleff werden zum Beispiel im Frühjahr und Herbst Tauschbörsen für Saatgut und Stauden organisiert. Es finden Spielenachmittage statt. Es gibt digitalen Nachhilfeunterricht und Treffen der „Wollschnackler“. Darüber hinaus sind regelmäßig Lesepatinnen ehrenamtlich im Einsatz; eine andere Ehrenamtlerin beliefert ältere Nutzerinnen der Bücherei zudem mit Lesestoff.
Großes Einzugsgebiet
Die Bücherei Tingleff versorgt ein geografisch relativ großes Einzugsgebiet. Inzwischen kommen alle deutschen Kindergärten und Schulen aus der gesamten Umgebung regelmäßig in die Standortbücherei, und umgekehrt fährt Büchereileiterin Mareike Poté auch gern in ihrem Privatauto mit ihrem Bilderbuchkino in die umliegenden Einrichtungen.
Nicht zu vernachlässigen ist bei der neuesten Statistik die Leselust neuer Zuzüglerfamilien. „Es hat in den vergangenen Jahren einen starken Zuwachs an interessierten Leserinnen und Lesern aus Deutschland gegeben. Auch das macht sich in den Entleihzahlen positiv bemerkbar“, stellt Silke Amthor aus der Zentralbücherei fest.
Die Tingleffer Bücherei wird auch außerhalb der bedienten Öffnungszeiten fleißig frequentiert. Die „offene Bücherei“ macht es möglich. Der ehemalige Kirchenkrug wird auch an den Wochenenden gern genutzt, wie über das Selbstverbuchungssystem festgestellt werden kann.
Die Tingleffer „Hitliste“
Und welche Bücher wurden denn im vergangenen Jahr in Tingleff besonders viel ausgeliehen? Die Antwort ist ganz einfach: Die Nutzerinnen und Nutzer der Bücherei Tingleff haben ein Faible für Krimis, lautet die Feststellung von Mareike Poté. Auf der Top 20 der meistgelesenen Bücher befinden sich nicht weniger als 13 Kriminalromane. Angeführt wird die „Hitliste“ von Jussi Adler Olsens „Natrium Chlorid“ (aus dem Dänischen übersetzt von Hannes Thies). Es ist der neunte Fall für den Kriminalermittler Carl Mørck aus dem Sonderdezernat Q.
Bei den Sachbüchern liegt die Minecraft-Serie bei Kindern und Jugendlichen ganz weit vorn. Von den jüngsten Leserinnen und Lesern ist das Bilderbuch „Wenn Bären baden“ von Ulla Mersmeyer am häufigsten ausgeliehen worden. Es ist erst 2021 erschienen, also relativ neu. Die sympathischen Figuren und die schöne Erzählweise der Autorin haben die Herzen ihres Publikums im Sturm erobert.
In der Rangliste der beliebten Bilderbücher in Tingleff liegt „Der Grüffelo“ an zweiter Stelle, der schon fast eine ganze Generation begeistert hat. Das Buch ist bereits 1999 erschienen und stammt aus der Feder der britischen Schriftstellerin Julia Donaldsen (übersetzt von Monika Osberghaus); die nahezu ikonischen Illustrationen liefert der gebürtige Hamburger Axel Scheffler.