Kommunalpolitik

Nordertor-Protestler: „Politiker sollen mit uns reden“

Nordertor-Protestler: „Politiker sollen mit uns reden“

Nordertor-Protestler: „Politiker sollen mit uns reden“

Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:
Die Menschen tummelten sich im und um den Nordertor-Park. Foto: Karin Riggelsen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Über die sozialen Medien hatte eine Bürgergruppe zum stillen Protest gegen die Pläne für das Apenrader Stadtviertel aufgerufen. Kürzlich trafen sich dort etwa 400 Gegnerinnen und Gegner der Stadtratspläne, die es für das Gebiet gibt. Der Protest hat jedoch noch andere Hintergründe, wie Mitorganisator P. C. Jørgensen erklärt.

„Wir wollen, dass die Stadtratspolitiker mit uns reden“, forderte am Sonnabend P. C. Jørgensen bei einer Protestaktion im Nordertor-Park auf. Er ist einer derjenigen, die sich zu einer Initiativgruppe zusammengeschlossen haben, um das Nordertor-Projekt neu zu diskutieren.

„Doch die Politiker geben überhaupt keinen Kommentar mehr zum Nordertor“, sagt er. „Es ist, als wenn sie die Stimme verloren haben.“

Einige brachten eigene Stühle mit, andere nutzten die Bänke im Nordertor-Park, um zu protestieren. Foto: Karin Riggelsen

Am Nordertor ist im Zuge des Stadterneuerungsprojektes ein Park entstanden. Der ist allerdings von politischer Seite nur als Übergangslösung beschlossen, bis ein Investor gefunden ist. Dann soll dort vor allem Wohnraum entstehen.

Vier Bauvorschläge hat die Kommune dafür bisher ins Rennen geschickt und stellte diese im März bei einem Bürgertreffen vor. Schon da zeigte sich, dass nicht alle Bürgerinnen und Bürger mit den Vorschlägen einverstanden sind. Die neue Protestaktion sollte das nochmals unterstreichen und zu neuen Gesprächen mit den Stadträtinnen und -räten führen.

Eine Info erklärt, warum demonstriert wurde. Foto: Karin Riggelsen

In der Facebook-Gruppe „Bevar Parken i Nørreportkvarteret Aabenraa“ haben sich inzwischen fast 1.000 Menschen zusammengetan, um ihrem Wunsch Ausdruck zu geben, das neu entstandene Grüngebiet behalten zu wollen.

J. P. Jørgensen ist einer von ihnen. Zudem hat er eine Unterschriftenaktion gestartet, um die Apenrader Politikerinnen und Politiker umzustimmen. Ihm sei wichtig, die Zukunftspläne für das Stadtviertel erneut zu diskutieren. „Wir sind nicht absolut gegen eine Bebauung, sondern wir sind gegen die vorgestellten Pläne“, stellt er fest. „Das sind Mastodonten von Häusern, die man uns dort hinstellen möchte. Wir wollen eine offenere und weniger massive Bebauung mit mehr Grün“, erklärt er.

Nicht in Stein gemeißelt

Für Kurt Asmussen, Stadtratspolitiker der Schleswigschen Partei (SP) und Mitglied im Ausschuss für Planung, Technik und ländliche Räume (Plan, Teknik og landdistrikter), ist noch nichts in Stein gemeißelt, wie er sagt. „Wir haben diese vier Vorschläge gemacht, doch wir sind gesprächs- und kompromissbereit“, sagt er.

Dass es allerdings ganz ohne Bebauung geht, davon geht Asmussen nicht aus. „Wir müssen die sozio-ökonomische Politik verfolgen“, sagt er. Auch an eine 180-Grad-Wende des Stadtrates glaubt er nicht. „Aber ich denke, dass wir im Gespräch mit den Bürgerinnen und Bürgern zu einem Kompromiss kommen werden.“

Für J. P. Jørgensen steht jedoch fest, dass das Nordertorviertel nicht mit einem großen, hohen Gebäude „verschandelt“ werden darf. Dazu haben er und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter eine Visualisierung anfertigen lassen, die zeigt, wie sich ein solcher Bau auf das Gebiet auswirken würde.

Die Visualisierung zeigt, wie sich der Neubau (r.) auf das Nordertor und die Straße Nørreport auswirken würde. Foto: Initiativgruppe „Bevar Parken i Nørreportkvarteret Aabenraa“

„Wir sind uns bewusst, dass das investierte Geld wieder in die Kommunalkasse fließen muss. Aber nicht mit solchen massiven Eingriffen“, sagt er. 20 Millionen Kronen hat die Kommune bisher ausgegeben, um die Grundstücke zu kaufen und die darauf stehenden Gebäude abreißen zu lassen.

Viele Eingaben bei der Kommune eingegangen

Die Anhörungsfrist für das Nordertor-Projekt ist inzwischen verstrichen und bei der Kommune sind 167 Eingaben eingegangen. Eine bisher noch nicht dagewesene Menge, wie Dorte Soll (Soz.), Vorsitzende des Ausschusses für Planung, Technik und ländliche Räume gegenüber „JydskeVestkysten“, sagte.

Bei der Auswertung der Eingaben zeigt sich deutlich, dass die Bürgerinnen und Bürger einen „grüneren“ Stadtraum am Nordertor wünschen. Foto: Mentimeter/Kommune Apenrade

Ein großer Wunsch von vielen Bürgerinnen und Bürgern, das wurde deutlich, ist mehr Grün zu behalten. Deshalb ist auch Soll zu Kompromissen bereit. „Ich könnte mir vorstellen, dass wir ein weniger großes Gebäude dort bauen lassen, das mehr Raum für Grünflächen lässt“, erklärte sie gegenüber der Zeitung.

P. C. Jørgensen freut die große Zahl Eingaben. „Dass trotz einer so geringen Zeitspanne, die dafür gegeben wurde, so viele Menschen gezeigt haben, was sie über das Projekt denken und welche Wünsche sie haben, ist klasse“, sagt er.

Pläne bald auf Eis?

Die Unterschriften der Unterschriftenaktion werden am 16. Mai übergeben. „Wir hoffen, sie dem Bürgermeister persönlich übergeben zu können“, so Jørgensen. Beim Treffen am Sonnabend kamen schon über 400 Unterschriften zusammen. Der Initiator ist jedoch überzeugt, noch viele mehr sammeln zu können.

Auf der kommenden Stadtratssitzung wird übrigens über den Vorschlag der Neuen Bürgerlichen abgestimmt, die mithilfe des Paragrafen 11 die Pläne für das Nordertor aussetzen wollen. Der Paragraf 11 des Verwaltungsgesetzes macht es jedem Mitglied eines Kommunalparlamentes möglich, einen Vorschlag zur Abstimmung zu bringen.

Wenn die Mehrheit im Stadtrat dem zustimmt, wären die Nordertorpläne vorerst auf Eis gelegt.

Mehr lesen

Leserbrief

Stephan Kleinschmidt, Kirsten Bachmann
„Gravensteiner Schule steht vor historischem Aufschwung“