Nordschleswig
Aus der Ukraine in Arbeit in Nordschleswig: Weshalb es in Tondern am besten klappt
Aus der Ukraine in Arbeit in Dänemark: Weshalb es in Tondern besser klappt
Aus der Ukraine in Arbeit: Weshalb es in Tondern klappt
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Tondern ist die Kommune in Dänemark mit dem zweithöchsten Anteil an ukrainischen Geflüchteten, die eine Arbeit gefunden haben. Dies geht aus den jüngsten Zahlen der dänischen Behörde für Arbeitsmarkt und Rekrutierung hervor. „Der Nordschleswiger“ hat nachgefragt, wie es in den anderen nordschleswigschen Kommunen aussieht. Ein Vergleich.
Etwa 54 Prozent der ukrainischen Geflüchteten im arbeitsfähigen Alter, die heute in der Kommune Tondern (Tønder) leben, haben einen regulären Job. Das heißt: 79 der 145 Ukrainerinnen und Ukrainer im Alter von 16 bis 66 Jahren waren im Juli – primär in den Bereichen Hotelfachgewerbe und Gastronomie, als Reinigungskraft und in der Landwirtschaft – beschäftigt.
Damit verzeichnet Tondern das zweitbeste Ergebnis in ganz Dänemark. Der Landesdurchschnitt liegt bei etwa 25 Prozent – ein ähnliches Bild zeichnet sich in den drei anderen Kommunen Nordschleswigs ab.
Die Fachchefin des kommunalen Jobcenters in Tondern hat eine Erklärung dafür, weshalb es in Tondern läuft: Die enge Zusammenarbeit zwischen der Kommune, den Ehrenamtlichen und den Unternehmen, meint Therese Alette Andersen.
Tondern: Zusammenspiel mit der Wirtschaft funktioniert
Das Jobcenter vermittle Beschäftigungslose an die Wirtschaft, die neue Arbeitskraft sucht. Die Behörde erhalte laufend diesbezügliche Anfragen von Unternehmen. So verhalte es sich bei den ukrainischen Geflüchteten und anderen Zielgruppen.
Die Integrationsabteilung der Kommune verfüge zudem über solide Erfahrung, Schutzsuchende bei der Arbeitssuche zu unterstützen. Auch private Bürgerinnen und Bürger helfen in der Kommune Tondern den Menschen aus der Ukraine.
Ein weiterer Grund zum Erfolg sieht Therese Alette Andersen in der Tatsache, dass den Geflüchteten schnell Dänisch-Unterricht angeboten worden sei. Zurzeit lernen 109 Erwachsene aus der Ukraine in der Kommune Tondern Dänisch.
Apenrade arbeitet an einem so guten Ergebnis wie Tondern
In der Kommune Apenrade (Aabenraa) gingen im Juli 34 ukrainische Flüchtlinge, die eine Aufenthaltsgenehmigung haben, einer festen Arbeit nach. Das entspricht einem Anteil von 23 Prozent. Der größte Teil von ihnen (13 Personen) hat in der Landwirtschaft Beschäftigung gefunden.
In Tondern sind viele Sommerhäuser und Campingplätze, die in der Hauptsaison dringend Arbeitskräfte suchen.
Søren Lorenzen, Kommunaldirektor
Im Vergleich zur Kommune Tondern ein eher bescheidenes Ergebnis, wie auch Kommunaldirektor Søren Lorenzen zugibt. Er beglückwünscht die Tonderner Kommune jedoch zu dem Ergebnis und sagt: „Auch wir arbeiten daran, ein so gutes Ergebnis vorzeigen zu können.“ Lorenzen sei sich sicher, dass der kommunale Einsatz sich bald auch in Apenrade zeigen werde.
Der Kommunaldirektor hat zwar keine Erklärung für den doch großen Unterschied, vermutet jedoch, dass es sich um die Art der Arbeitsplätze handelt, die eine Rolle dabei spielen. „In Tondern sind viele Sommerhäuser und Campingplätze, die in der Hauptsaison dringend Arbeitskräfte suchen. Diese Plätze fehlen in der Kommune Apenrade, was eine Erklärung sein könnte“, erklärt er.
Hinzu komme, dass aus den Zahlen der Behörde nicht hervorgeht, wie die Verteilung von Männern und Frauen ist. „Wir haben einen großen Anteil Frauen unter den Geflüchteten. Die Herausforderung ist dann häufig, dass die Versorgung der Kinder gewährleistet sein muss“, so der Direktor.
Und noch einen Grund nennt Søren Lorenzen: „Um Menschen Arbeit vermitteln zu können, müssen auch die passenden Arbeitsplätze vorhanden sein. Es ist möglich, dass es bei uns solche Stellen nicht gab.“
Sonderburg ist zuversichtlich, dass noch mehr Menschen Arbeit finden
In der Kommune Sonderburg hielten sich am 21. August 352 aus der Ukraine geflüchtete Menschen auf. Davon haben 56 Personen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren eine Teilzeit- oder Vollzeitstelle angenommen.
Das entspricht in dieser Altersgruppe 30 Prozent, wie die Kommune auf Anfrage mitteilt.
Lasse Ahlmann Kamp ist Chef der kommunalen Arbeitsmarktabteilung. Er sagt: „Es läuft gut in der Kommune Sonderburg. Aber die Menschen brauchen auch Zeit, um anzukommen und sich vorzubereiten. Wir setzen unsere Bemühungen auf jeden Fall fort und sind sehr zuversichtlich, dass noch weitaus mehr Ukrainerinnen und Ukrainer Arbeit finden werden. Denn der Wille ist absolut vorhanden.“
Mit dem wöchentlichen „Job-und-Ausbildungs-Club“ werden die Zugezogenen auf ihrem Weg in den Arbeitsmarkt begleitet. „Parallel dazu lernen viele gerade Dänisch, das läuft prinzipiell sehr gut, und die Sprache wird recht schnell gelernt“, sagt Lasse Ahlmann Kamp. „Alles in allem sind wir zufrieden mit der Situation – auch weil wir sehen, dass noch weitaus mehr Menschen auf dem Weg in die Arbeitswelt sind.“
Hadersleben setzt auf Zusammenarbeit mit lokalen Unternehmen
In der Kommune Hadersleben (Haderslev) sind laut Behördenangaben derzeit 70 der 244 Personen im arbeitsfähigen Alter zwischen 16 und 66 Jahren in Arbeit, die unter die Sonderregelung für Ukraine-Geflüchtete fallen.
Birgit Thorup, Kommunaldirektorin für Arbeitsmarkt und Bürgerservice, sagt zu den 29 Prozent in Beschäftigung, dass es in der Kommune „eine gute Zusammenarbeit mit den lokalen Unternehmen“ gebe. „Das bedeutet, dass wir vielen Ukrainerinnen und Ukrainern zu einem Job verholfen haben. Es gibt auch viele Ukrainer, die selbst aktiv nach Arbeit, Ausbildung oder Ähnlichem gesucht haben“, sagt sie.
Viele Aufgaben seien zu lösen, wenn derart viele Neubürgerinnen und -bürger in die Kommune kommen. Von der Wohnung über Kinderbetreuung bis zu finanziellen Fragen und mehr. „Das hat sowohl Ressourcen als auch unseren Fokus beansprucht, auch um das alles innerhalb der Bearbeitungsfristen zu lösen. So gesehen sind wir mit den Ergebnissen und dem Geleisteten sehr zufrieden.”
Die Ukrainerinnen und Ukrainer sind im Allgemeinen sehr interessiert daran, in Arbeit zu kommen.
Birgit Thorup
Thorup betont auch die Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen und der Zivilgesellschaft. „In der Kommune Hadersleben hat der Bürgermeister Begrüßungstreffen für die Ukrainerinnen und Ukrainer abgehalten, die eine Aufenthaltsgenehmigung bekommen haben, und diese Treffen haben wir auch dazu genutzt, auf Arbeitsmöglichkeiten hinzuweisen sowie über Themen wie Schule, Kinderbetreuung, Finanzen und so weiter zu informieren.“
Diese Maßnahmen seien gut angenommen und viele der neuen Mitbürgerinnen und Mitbürger aus der Ukraine so erreicht worden, sagt die Direktorin zum „Nordschleswiger”.
Fortan soll der Fokus darauf liegen, die einzelnen Personen in Arbeit oder Ausbildung zu vermitteln und ihre Sprachkompetenzen zu verbessern. „Die Ukrainerinnen und Ukrainer sind im Allgemeinen sehr interessiert daran, in Arbeit zu kommen – das gilt sowohl für das Feld der qualifizierten Arbeit als auch für Tätigkeiten ohne Ausbildung“, sagt sie.
Die Kommune Hadersleben biete den Menschen aus der Ukraine insgesamt „gute Jobmöglichkeiten“. Sowohl im öffentlichen Bereich als auch in der Privatwirtschaft gebe es Nachfrage. Doch: „Wie in vielen anderen Kommunen auch, liegt eine Herausforderung darin, günstige Wohnungen zu finden.“