Krieg in der Ukraine

Flüchtlinge im ehemaligen Pflegeheim angekommen

Flüchtlinge im ehemaligen Pflegeheim angekommen

Flüchtlinge im ehemaligen Pflegeheim angekommen

Bollersleben/Bolderslev
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Im ehemaligen Pflegeheim in Bollersleben sind 100 Flüchtlinge aus der Ukraine untergekommen. Foto: kjt

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In Verbindung mit dem Syrienkonflikt wurde das leer stehende Pflegeheim „Midtpunkt“ in Bollersleben schon mal als Unterkunft für Flüchtlinge genutzt. Nun beherbergt das Gebäude Geflohene aus der Ukraine. Wer helfen möchte, deren Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen, kann sich in eine Liste eintragen.

„Im Laufe des Tages werden die restlichen Flüchtlinge ankommen. Es sind dann 100 da, und das Center ist voll“, so Niels Bøgskov Frederiksen am frühen Dienstagnachmittag zum „Nordschleswiger“.

Er ist Betriebschef der Betreibergesellschaft „AsylSyd“, die der Kommune Tondern (Tønder) angeschlossen ist und für die Ausländerbehörde an verschiedenen Orten die Unterbringung von Flüchtlingen übernimmt.

Die Gesellschaft hat mit dem ehemaligen Pflegeheim „Midtpunkt“ in Bollersleben vorübergehend ein weiteres Asylbewerberheim unter seinen Fittichen, das für Flüchtlinge aus der Ukraine genutzt und bei der Kommune Apenrade (Aabenraa) als Immobilienbesitzer gemietet wird.

Das leer stehende Pflegeheim wurde vor einigen Jahren bereits bei der Flüchtlingskrise in Verbindung mit dem Krieg in Syrien als Asylbewerberheim genutzt.

Mütter mit Kindern

Bis zu 100 Menschen können in der einstigen Unterkunft für Senioren unterkommen. Diese Zahl ist erreicht, alle Betten sind belegt.

„Es sind hauptsächlich Mütter mit Kindern, die Asyl beantragt haben. Sie sind vom Auffanglager Sandholm hierher weitergeleitet worden“, so Frederiksen.

„Alle haben eine strapaziöse und traumatische Flucht hinter sich und brauchen jetzt erst einmal Ruhe", ergänzt der Betriebschef.

Es wäre daher wünschenswert, wenn die Presse und Leute, die helfen wollen, das Gebäude nicht einfach betreten und noch nicht das Gespräch mit den Flüchtlingen suchen, sondern ihnen erst einmal Privatspäre einräumen, so der leitende Mitarbeiter.

Alle haben eine strapaziöse und traumatische Flucht hinter sich und brauchen jetzt erst einmal Ruhe.

Niels Bøgskov Frederiksen

Leute aus dem Ort oder von außerhalb, die sich in irgendeiner Form für das Asylbewerberheim und die untergebrachten Flüchtlinge einbringen wollen, „können sich auf unserer Homepage anmelden. Es gibt dort ein Feld zum Anklicken“, erwähnt Niels Bøgskov Frederiksen.

Mit gebührendem Abstand war am Dienstagnachmittag zu beobachten, wie sich wieder ein großer Reisebus dem Pflegeheim näherte.

Für den täglichen Gebrauch

Es war allerdings keine neue Gruppe, die im „Midtpunkt“ einzieht. Es waren Ukrainer, die schon im Center untergekommen sind. Ihnen wurde eine Tour zum Einkaufen ermöglicht, um sich für den Alltag im Asylbewerberheim einschließlich Essenkochen einzudecken.

Begleitet wurden die Flüchtlinge von Mitarbeitern der Betreibergesellschaft „AsylSyd".

Zwei seien von anderen Einrichtungen nach Bollersleben beordert worden und eine Servicekraft, die im Asylbewerberheim in Toftlund tätig ist, wird in nächster Zeit teils auch für „Midtpunkt“ zuständig sein.

„Wir sind noch auf der Suche nach einer Leitung, die sowohl für Toftlund als auch für Bollersleben zuständig sein wird. Wir werden nun Bewerbungsgespräche führen“, so Frederiksen.

Normalität schaffen

Ziel ist es in Bollersleben wie auch an den anderen Aufnahmeeinrichtungen, den Gästen aus der Ukraine möglichst schnell zu einen normalen Alltag zu verhelfen und sie  in der Ortsgemeinschaft zu integrieren.

Die ersten ukrainischen Flüchtlinge kamen am Montag in Bollersleben an. Foto: JV/Ludvig Dittmann

„Wir stehen im Kontakt mit dem Bollerslebener Bürgerverein, der seine Unterstützung zugesagt hat und Hilfe von ehrenamtlichen Personen und Vereinen vermitteln würde. Ich habe mit Henning Frisk (Vorsitzender, red. Anm.) bereits gesprochen. Wir wurden uns einig, dass wir die Flüchtlinge erst einmal zur Ruhe kommen lassen, um dann konkrete Hilfsangebote festzuhalten“, erwähnt der Betriebschef.

Während der Syrienkrise hatten Ortsansässige und Vereine in Bollersleben bereits engen Kontakt zu den Flüchtlingen gehalten. Diese bedankten sich seinerzeit unter anderem mit einem festlichen Tag der offenen Tür.

Man rate vorerst auch davon ab, Spenden zu sammeln und im Center abzugeben, so Frederiksen auch im Namen des Bürgervereins. „Es ist besser abzuwarten, bis geklärt ist, was die Flüchtlinge am besten gebrauchen können.“

Schule und Kindergarten in Bereitschaft

In der örtlichen Schule und im Kindergarten bereiten sich die Verantwortlichen zumindest mental auf die Betreuung ukrainischer Kinder vor.

„Es steht ja erst noch ein Gesetzespaket bevor, das diese Dinge festlegt. Wir werden diese für Donnerstag angekündigten gesetzlichen Vorgaben erst noch abwarten, ehe wir die konkrete Planung vornehmen“, sagt Bollerslebens Schulleiter Søren Buchholdt.

Man sehe sich in der Lage, ukrainische Kinder aufzunehmen, wisse aber nicht, wie viele es sein werden und wie es praktisch ablaufen werde. Auch das gelte es abzuwarten.

„Wir haben uns bereits mit dem Asylbewerberheim ausgetauscht und Möglichkeiten besprochen, wie wir das Center und dessen Bewohner unterstützen können. Denkbar ist, dass wir Räume und die Turnhalle zur Verfügung stellen“, skizziert der Schulleiter Möglichkeiten, mit denen der Aufenthalt der Flüchtlinge angenehmer gemacht werden kann.

„In ein paar Tagen können wir konkreter werden“, so der Schulleiter.

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Gwyn Nissen
Gwyn Nissen Chefredakteur
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