Deutsche Schule Tingleff
Zehnte Klasse aus Tingleff sorgt erneut für Furore
Zehnte Klasse aus Tingleff sorgt erneut für Furore
Zehnte Klasse aus Tingleff sorgt erneut für Furore
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Wiederholungserfolg: Jugendliche der Deutschen Schule Tingleff haben beim Schülerwettbewerb zur politischen Bildung der Bundesrepublik mit einem Podcast einen Hauptpreis gewonnen. Bei der Preisübergabe war auch das Fernsehen dabei.
Ein Déjà-vu der besonders erfreulichen Art hat es an der Deutschen Schule Tingleff gegeben.
Die zehnte Klasse mit Deutschlehrer Henning Kracht gewann beim Schülerwettbewerb zur politischen Bildung unter Federführung der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) schon wieder.
2017 hatte die Klasse um Henning Kracht bereits mit einem Video in der Wettbewerbskategorie „Politik brandaktuell“ über Gewalt gegen Frauen abgeräumt. Nun glückte mit einem Podcast, einer Audiodatei, zum Thema „Musik trifft Politik“ erneut ein Erfolg.
Geheimhaltung diesmal erschwert
Konnte der Sieg 2017 noch ganz geheim gehalten und konnten die Schüler mit einer Preisübergabe überrascht werden, glückte die Geheimniskrämerei diesmal nicht ganz so gut.
Der „Norddeutsche Rundfunk“ („NDR“) ließ sich die Verleihung am Mittwochvormittag in der Schule nicht entgehen und führte vor der offiziellen Preisübergabe einige Interviews durch.
Der Beitrag war noch am selben Abend für das Schleswig-Holstein-Magazin (19.30 Uhr) vorgesehen.
Den Tingleffer Schülerinnen und Schülern dämmerte es, warum der Gemeinschaftsraum bestuhlt und ein Kuchenbüfett vorbereitet war und warum auch Eltern kamen.
Auch wenn es diesmal nicht den ganz großen Überraschungseffekt gab, der Freude tat es keinen Abbruch, als Hans-Georg Lambertz von der Bundeszentrale für politische Bildung den Raum betrat und verkündete, dass die zehnte Klasse mit ihrem Podcast zum Thema „Musik trifft Politik“ unter den Hauptpreisträgern ist.
1.800 Klassen nahmen teil
Beim aktuellen Wettbewerb wurden 13 Themen von etwa 1.800 Klassen bearbeitet. Laut Bundeszentrale beteiligen sich alljährlich rund 60.000 Schülerinnen und Schüler von deutschsprachigen Schulen aus aller Welt.
Lambertz und seine Begleitung hätten ohne Navi auskommen können, um den Weg vom Sitz der Bundeszentrale in Bonn nach Tingleff zu finden, denn Lambertz, seit 2014 Leiter des Schülerwettbewerbs, war 2017 schon als Preisüberbringer in der deutschen Schule, um der damaligen zehnten Klasse und Henning Kracht zu gratulieren.
Nun war er wieder da und überreichte den Gewinn: eine fünftägige Klassenreise nach Berlin.
„Sie findet Anfang Juni nach Pfingsten statt, und ihr werdet zwölf andere Klassen treffen, die unter den Preisträgern sind. Es ist zugleich eine Geburtstagsveranstaltung, denn der Wettbewerb feiert seinen 50. Geburtstag“, so Hans-Georg Lambertz.
Den überdimensionalen Reisegutschein überreichte er Klassensprecher Luca Schröder.
„Habt ihr ein wenig damit gerechnet, dass ihr gewinnt?“, lautete dabei die Frage.
„Absolut nein“, erwiderte Luca zur allgemeinen Heiterkeit aller Anwesenden.
Stolzer Schulleiter
Zu denen gehörte unter anderem der neue Schulleiter Tim Nissen und natürlich Klassenlehrerin Kerstin Westergaard.
Tim Nissen dankte den Schülerinnen und Schülern noch einmal für das Engagement und hob hervor, dass sie mit so einer tollen Arbeit und so einem Erfolg dazu beitragen, die Schule weit über die Grenzen Tingleffs hinaus auch in Deutschland bekannt zu machen.
Lambertz hob den gelungenen Beitrag der Tingleffer Klasse ebenfalls hervor und lobte auch noch einmal Henning Kracht für dessen unermüdlichen Einsatz für die politische Bildung. „Ohne engagierte Lehrkräfte, die es mit den Klassen machen, funktioniert es nicht.“
Kracht sei ein Motivator und Unterstützer bei der Arbeit der Schülerinnen und Schüler, so Lambertz, der dem Lehrer dafür eine Sonderurkunde überreichte.
Beinahe befangen
Beinahe wäre der Erfolg der Tingleffer wegen Befangenheit von Henning Kracht gefährdet gewesen.
„Ich gehöre seit drei Jahren der Hauptjury an, und um ein Haar wäre ich für den Bereich eingeteilt gewesen, für den die Klasse den Podcast erstellte. Zum Glück kam es anders, sonst wäre es ein Problem gewesen“, so Hening Kracht am Rande der Preisverleihung mit einem Schmunzeln.
Er habe mit Schülerinnen und Schülern bereits sechsmal am Wettbewerb teilgenommen, und er freue sich natürlich für die jetzige zehnte Klasse, dass es erneut mit einem Hauptgewinn geklappt hat.
Bevor sich die Preisträger und deren Eltern auf das Kuchenbüfett stürzten, wurde für alle Anwesenden der Podcast über politische Botschaften in der Musik eingespielt.
Im Beitrag greifen die Tingleffer Schüler mit auserwählten Kommentatoren unter anderem die Geschichte politischer Botschaften auf mit der französischen Nationalhymne „Marseillaise“ als Beispiel für ein politisch motiviertes Lied zur Revolution Ende des 18. Jahrhunderts.
Analysiert werden auch politische Botschaften verschiedener Musikgenres und in verschiedenen Sprachen – darunter etwa Texte der irischen Band U2 und des dänischen Musikers Kim Larsen.
Einzelbeiträge mussten die Klassenkameradinnen und -kameraden zum Teil auf die Sekunde genau hinbekommen. Das war gar nicht so leicht.
Jonas Iversen
Im Beitrag haben die Tinglefferinnen und Tingleffer sogar einen Professor der Flensburger Uni befragt, was der Bundesbeauftragte bei der Verleihung mit einem Sonderlob quittierte.
Auf die Sekunde genau
So eine Art technischer Leiter des Podcastprojekts war Jonas Iversen. Bei ihm liefen als „Cutter“ die Fäden zusammen, und er gab der Datei den letzten Schliff.
Er befasse sich gern mit Medien und kenne sich mit der Videoerstellung ganz gut aus. „Podcast war aber schon Neuland, und ich musste mich da reinfuchsen“, so Jonas Iversen zum „Nordschleswiger“, als das Kuchenbüfett gerade eröffnet war.
Alle Schülerinnen und Schüler hatten ihren Anteil an der Produktion. Es sei dabei eine große Herausforderung gewesen, den Beitrag in der vorgegebenen maximalen Länge von 7,5 Minuten unterzubringen.
„Einzelbeiträgen mussten die Klassenkameradinnen und -kameraden zum Teil auf die Sekunde genau hinbekommen. Das war gar nicht so leicht, hat zum Glück aber geklappt“, so Jonas.
Ende September hatte man mit der Produktion begonnen und jede Woche daran gearbeitet. Im Dezember wurde er dann eingesandt.
Dass beim Wettbewerb eine Berlinreise heraussprang, trifft sich hervorragend, sagte Klassenlehrerin Kerstin Westergaard dem Leiter der Bundeszentrale.
„In der neunten Klasse steht bei uns an der Schule immer eine Berlinfahrt an. Im vergangenen Jahr konnte sie coronabedingt aber leider nicht stattfinden. Nun wird es doch noch was“, so die Klassenlehrerin.
„Das ist ja ein Ding. Das passt dann ja wirklich gut“, so Lambertz, der später, ganz ohne Navi, die Rückreise nach Deutschland antrat.
Vielleicht kommt er ja bald wieder nach Tingleff. Aller guten Dinge sind bekanntlich drei …