Tour de France
So viele Menschen begleiten die Tour de France
So viele Menschen begleiten die Tour de France
So viele Menschen begleiten die Tour de France
Diesen Artikel vorlesen lassen.
Teil 2: Die Tour de France ist neben den Olympischen Spielen und der Fußball-Weltmeisterschaft eines der größten Sportereignisse der Welt. Der nordschleswigsche Journalist Peter Kaadtmann begleitete für das „ZDF“ jahrelang die Tour und gibt im „Nordschleswiger“ einen Einblick in das Radrennen, das kommende Woche nach Nordschleswig kommt.
Der Tour-Tross ist eine Kleinstadt auf Rädern. Man schätzt etwa 4.500 Personen, die sich Tag für Tag wie ein Schwarm durchs Land bewegen, sich für wenige Stunden niederlassen, um dann rastlos weiterzuziehen. Unter denen machen die Hauptakteure, die Profis in 22 Mannschaften, nur einen Bruchteil aus.
Jedes Team darf seit 2018 mit 8 statt zuvor 9 Fahrern besetzt sein, das macht insgesamt 176. Zu deren Unterstützung kommen noch 15 bis 20 Personen dazu, von sportlichen Leitern über deren Assistenten, Ärzten, Physiotherapeuten, Köchen, Mechanikern, Pressebetreuern, Bus- und Material-LKW-Fahrern bis zu weiteren Hilfskräften.
Umfangreiche Organisation
Die Organisation ist wegen des täglichen Aufwandes an Start- und Zielorten umfangreich besetzt. Während am Startort nach der morgendlichen Vielfalt aus verschiedene Buden und Zelten wieder abgebaut wird, bereiten am Ziel von 5 Uhr an eine Unzahl an Helfern plangenau und zum Verwechseln wiederkehrend den Zielbereich vor.
Nach erstaunlich wenigen Stunden ist alles gerichtet. Zäune für die letzten Kilometer, mobile Gäste- und Reportertribünen, vor allem die große technische Zone für die vielen, sperrigen Übertragung- und Materialwagen des Fernsehens. Da sind etliche Hundert Personen am Werk, die einem genauen Organisationsschema folgen.
Tour-Übertragung in 190 Länder
Etwa 125 Fernsehsender berichten in rund 190 Länder. Geschätzt 250 Kamerafrauen und -männer sind im Einsatz, überwiegend für das internationale Bild, das vom französischen Fernsehen erstellt und weltweit ausgestrahlt wird, an stationären Positionen, auf Motorrädern und Hubschraubern.
An Menschen, Maschinen und Rohstoffen ein riesiger Ressourcenverbrauch. Er ist den Organisatoren durchaus bewusst, nur schwierig einzudämmen.
Spektakel des Tages
Auffällig ist aber, wie schnell der Zielort sauber hinterlassen wird. Da bleibt nicht der geringste Krümel liegen, die Zielgerade wird von allen Markierungen befreit, lediglich umgeknickte Grashalme müssen sich von allein wieder aufrichten. Sonst zeugt wenig vom lauten Spektakel des Tages.
Meist gegen 20 Uhr startet der kilometerlange Konvoi aus Spezialfahrzeugen zur Nachtfahrt an den nächsten Zielort. Die Routine nimmt einen neuen Anlauf.
Trinkflasche als begehrtes Souvenir
Auf der Strecke stehen oder hängen immer Abfallbeutel und die Fahrer sind verpflichtet, Abfall nicht einfach wegzuwerfen -– ausgenommen die Trinkflaschen als begehrtes Souvenir.
Bis in so kleine Details hinein wirkt die Organisation, die in ihrer Gesamtheit zum Besten gehört, was ich erlebt habe.
Die Vielzahl der damit verbundenen Vorschriften, aber auch allerlei Hinweise zu Start- und Zielorten, zur Strecke mit ihren großen und kleinen Orten, zu Sehenswürdigkeiten und historischen Blickpunkten füllt etliche Begleitbücher.
Einen sicheren Verlauf der Etappen garantieren unzählige Beamte der zwei Polizeibehörden des Landes, der Police Nationale (des Innenministeriums) und der Gendarmerie (des Verteidigungsministeriums) oder weitere ortsnahe Helfer, die an der Strecke an Ausfahrten sogar kleiner Feldwege postiert sind.
An die 30.000 Personen sorgen in den drei Tour-Wochen für einen ungestörten Verlauf.
Die Arbeit der Journalisten
Die Tour de France ist in zweifacher Hinsicht ein Presserzeugnis, geschaffen zur Auflagensteigerung von 'l'Auto', vermittelt durch ebenjene Journalisten.
Das live ausstrahlende Fernsehen und das Radio haben ganz wesentlich zur Popularität beigetragen und zugleich den Typus der Journalisten verändert: die Schreibenden und die Kommentierenden.
Beide sitzen im Zielbereich, Radio und Fernsehen in mobilen, zweistöckigen Reporterkabinen in Höhe der Zielgeraden, die anderen im Pressezentrum – manchmal etwas weiter entfernt.
Live am Fernsehschirm
Das Fernsehbild liefert den Stoff für ihre Arbeit. Die einen im Hier und Jetzt am Mikrofon, die anderen am Laptop für die schriftliche Nachbetrachtung für ihre Leser.
Der Kommentator sagt der Etappe mit deren Ende und allem Gesagten ade!, der Schreibende feilt an der Story, die möglichst tiefgreifender, am besten mit exklusiven Informationellen, den Renntag interpretieren soll.
Die Konkurrenz als Mitstreiter
Ich bewundere diese Kolleginnen und Kollegen besonders, weil sie oft in leicht abgedunkelten, schlecht klimatisierten Räumen die Etappe lediglich am Fernsehgroßbild verfolgen, im Gedränge nach Zieldurchlauf, telefonisch oder im Mannschaftshotel nach Eigenverwertbarem suchen.
Und weil es so viele sind, zudem von Konkurrenzblättern des eigenen Landes, ist das auch noch besonders zeitraubend und nervig.
Teil 1 der Serie: