Geschichte Nordschleswigs

Historiker „spielen“ Volksabstimmungsabend 1920 nach

Historiker „spielen“ Volksabstimmungsabend 1920 nach

Historiker „spielen“ Volksabstimmungsabend 1920 nach

Volker Heesch
Apenrade/Aabenraa
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Museumsinspekteur René Rasmussen wird zusammen mit seinem Kollegen, am Museum Schloss Sonderburg, Einheitsleiter Carsten Porskrog Rasmussen, das Geschehen am Abend nach der Volksabstimmung am 10. Februar 1920 neu aufleben lassen. Foto: Archivfoto Volker Heesch

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Mehr als 101 Jahre nach der für Nordschleswig so einschneidenden Wahl am 10. Februar wird das Geschehen von René Rasmussen und Carsten Porskrog Rasmussen in der kommunalen Bibliothek Apenrade neu inszeniert.

Aufgrund der Corona-Pandemie sind 2020 viele Veranstaltungen im Grenzland zur Erinnerung und Bewertung der Volksabstimmungen 1920 abgesagt worden. Eines der „Events“, mit dem mit Verspätung 2021 an das bis heute nachwirkende Geschehen erinnert werden soll, findet am Mittwoch, 3. November, von 19.30 bis 21 Uhr in der kommunalen Bibliothek in Apenrade am Haderslevvej 3 statt.

„Wahlstudio“ zur Volksabstimmung

Wie in den heute üblichen Wahlstudios der großen Fernsehanstalten bei Folketingswahlen werden die Historiker am Museum Sønderjylland Schloss Sonderburg, René Rasmussen und Carsten Porskrog Rasmussen, den wohl wichtigsten „Wahlabende“ in der dänischen Geschichte „nachspielen“. Dabei werden Wahlanalysen und Zwischenergebnisse vom Wahlabend am 10. Februar 1920 geliefert, bei dem es eine Wahlbeteiligung von über 90 Prozent gegeben hatte und international überwacht demokratische Prinzipien eingehalten wurden.

Ergebnis war vorhersehbar

Vermutlich wird dabei auch auf den Umstand eingegangen, wer 1920 in Nordschleswig in der Zone 1 abstimmen durften – oder auch nicht. Und dass aus Sicht der Zeitgenossinnen und Zeitgenossen, der Ausgang mit einer klaren Mehrheit im nördlichen Bereich Schleswigs so gut wie feststand.

Diese Karte von Karl Alnor illustriert den Ausgang der Volksabstimmung 1920 in Nord- und Mittelschleswig. Rot sind Bereiche mit deutscher Mehrheit kenntlich gemacht. Foto: Archivfoto Volker Heesch

 

Hatte sich in die Abstimmungsbedingungen, die Teil des Versailler Friedensvertrags von 1919 waren, doch die vom Architekten der bis heute bestehenden deutsch-dänischen Grenze, H. P. Hanssen, in der Zone 1 Forderung nach einer en-bloc-Abstimmung durchsetzen können.

 

Das Gesamtergebnis nur in Zone 1 ausschlaggebend

Das bedeutete, dass Orte mit deutscher Mehrheit in dieser Zone wie Tondern (Tønder), Sonderburg (Sønderborg), Apenrade (Aabenraa) oder Hoyer (Højer) nicht bei Deutschland verbleiben konnten, da ja allein das Gesamtergebnis, 74,2 Prozent dänische Stimmen, 24,9 Prozent deutsche, ausschlaggebend war.

Die „Neue Tondernsche Zeitung“ veröffentlichte nach der Stimmenauszählung nach Ende der Abstimmung am 10. Februar 1920 eine Übersicht zu den Ergebnissen. Foto: Volker Heesch

 

Die Festlegung der Abstimmungszonen war der springende Punkt. In der Abstimmungszone 2 in Mittelschleswig, dazu zählte der Bereich Flensburg und der südliche Teil des Kreises Tondern, gab es eine Mehrheit von 80 Prozent für Deutschland und nur 20 Prozent für Dänemark. Allerdings wurde nicht en bloc abgestimmt, sondern orts- und gemeindeweise, was allerdings nur in einigen Mini-Dörfern aus Föhr eine dänische Mehrheit ergab. Dies führte aber nicht zu deren Angliederung an Dänemark, was im Prinzip auch für einzelne „Inseln“ mit dänischer Mehrheit in der Zone 2 möglich gewesen wäre.

 

Anmeldung erforderlich

Interessierte können sich für die „Wahlveranstaltung“ am 3. November bei der Apenrader Bibliothek unter  https://www.aabenraabib.dk/arrangementer/foredrag-debat/kv21-valgstudie-genforeningsvalget-1920 anmelden. Der Eintritt kostet 50 Kronen, für Studierende 30 Kronen.      

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Gwyn Nissen
Gwyn Nissen Chefredakteur
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