Leserbeitrag
„Konzert-Erlebnis mit Mahlers 9. Sinfonie im Alsion“
Konzert-Erlebnis mit Mahlers 9. Sinfonie im Alsion
Konzert-Erlebnis mit Mahlers 9. Sinfonie im Alsion
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Ein Konzert der besonderen Art stand dem Publikum im Alsion bevor, nicht nur für die Ohren, sondern auch für die Augen. Wer das fast 100 Mitglieder umfassende Orchester beobachtete, spürte fast hautnah, wie sich die jungen Musikerinnen und Musiker dem Spielen hingaben, meint Hanns Peter Blume.
Begrüßt wurde das Publikum durch Stephan Kleinschmidt, Mitglied des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN), Politiker der Schleswigschen Partei (SP) und Sonderburgs Vizebürgermeister. Ein längeres Grußwort sprach auch der deutsche Botschafter aus Kopenhagen, Pascal Hektor, der die besondere Rolle des BDN hervorhob, der solche Konzerte für Minderheits- und Mehrheitsbevölkerung ermöglicht.
Dass der österreichische Komponist Gustav Mahler ein Bereiter der Moderne ist, sollten die Zuhörerinnen und Zuhörer schnell merken. Schon im ruhig beginnenden ersten Satz der Sinfonie konnte man kaum Motive erkennen. Aus der Ruhe heraus entwickelte sich ein Sturm, der wieder abnahm, um dann erneut anzuschwellen. Wer hierbei die Streicher um den Dirigenten herum beobachtete, merkte, wie sich dieser Sturm auch visuell bemerkbar machte. Ruhender Pol mit beherrschter Gestik blieb der britische Dirigent Alexander Shelley.
Glaubte man im zweiten Satz harmonische Melodien aus der österreichischen Heimat des Komponisten zu vernehmen (Ländler, Walzer), wurde man schnell ernüchtert. Mahler verwandelt diese auf eine absonderliche Art.
Brausender Beifall
Im dritten Satz wechseln hektische Phasen mit ruhigen. Letztere deuten schon auf den Schlusssatz hin, erstere möglicherweise ein musikalisches Zeichen für das beginnende Industriezeitalter.
Äußerst beeindruckend der vierte Satz, der Schluss. Hier ebbt die Musik ab, sie erstirbt förmlich. Zunächst noch in einem Pianissimo hört sie unmerklich auf. Der Taktstock des Dirigenten senkt sich in Zeitlupe, die Spannung im Orchester und beim Publikum ist kaum zu überbieten. Ein lauter Bravo-Ruf aus dem Konzertsaal unterbricht diese fast unheimliche Stille, der Beifall braust auf und hält minutenlang an. Einige Mitglieder aus dem Orchester liegen sich nach diesem Schluss beglückt und erleichtert in den Armen. Das war Schwerstarbeit für das Orchester und den Dirigenten, aber auch dem Publikum wurde einiges abverlangt.