„Jeder Mensch, dem Du begegnest, führt einen Kampf, über den Du nichts weißt. Sei freundlich. Immer!“ 
Dieses Zitat wird dem zu früh verstorbenen Schauspieler Robin Williams zugeschrieben. Und viele werden sich in ihrer eigenen Situation davon angesprochen fühlen. 

Es tut uns immer gut, wenn wir uns verstanden fühlen. Das geschieht viel zu selten und deshalb ist es ermutigend und heilsam, und es hilft uns immer wieder.

Aber das Zitat hat auch eine andere Seite. Ich werde eben nicht nur als der angesprochen, der selbst einen oft nicht sichtbaren Kampf führt, sondern eben auch als der, der solche Kämpfe bei den anderen nicht erkennt und nichts über sie weiß. Und selbst wenn ich weiß, dass jemand in Konflikten und Notlagen steckt, so weiß ich damit immer noch nicht, was das für mein Gegenüber bedeutet und wie es sich wirklich anfühlt.

Deshalb: sei freundlich, immer!

Aber das, was so einfach klingt, ist manchmal schwieriger, als man denkt, und kann sogar unseren Widerspruch auslösen. Freundlich sein. Immer? Gibt es nicht Menschen, die mich anstrengen und aufregen und die meine Geduld strapazieren. Habe ich nicht gute Gründe, dann nicht mehr freundlich zu sein?

Aber genau darauf zielt das Robin Williams-Zitat ab. Wir kennen nicht die Kämpfe, die die anderen kämpfen. In den Sprüchen Salomos im Alten Testament steht ein kluger Satz, der in eine ähnliche Richtung weist: „Wenn dein Feind Hunger hat, dann gib ihm zu essen, und wenn er Durst hat, dann gib ihm zu trinken. Denn dadurch wirst du ihn zutiefst beschämen, und dich wird der Herr belohnen.“ Wenn uns also jemand wirklich Böses will, so ist das kein Grund selbst böse zu werden, und unsere Freundlichkeit wird die Unfreundlichen beschämen. 

Natürlich ist die Reichweite und Aussagekraft von Zitaten begrenzt, aber wenn sie nicht nur unser Kopfnicken bewirken, sondern uns helfen, aus der Komfortzone unseres Denkens und Urteilens herauszukommen, haben sie schon einen Sinn gehabt.